Der Blechtrottel, der vor dem Computer sitzt
Der 86-jährige Computer-Pionier Heinz Zemanek ist so witzig wie eh und je. Er ist auch intelligent genug, nur wenig von Künstlicher Intelligenz zu halten. Und hat noch immer bessere Sprüche drauf als die meisten von uns.
Zemanek entwickelte nach dem Zweiten Weltkrieg den ersten binär-dezimalen Volltransistor-Rechenautomaten und damit einen Vorläufer des Computers, vor dem wir heute alle sitzen. Sein 1955 fertig gestelltes Rechenungetüm bestand aus 3.000 Transistoren, 100.000 Lötstellen, 5.000 Kondensatoren und 20.000 Meter Draht. Es war monströse vier Meter breit, 2,50 Meter hoch und einen halben Meter tief. Seine erste bewältigte Aufgabe war die Berechnung einer neunstelligen Primzahl. Inzwischen hat es einen Ehrenplatz im Technischen Museum Wien gefunden.
Witzig war Zemanek schon damals. Er nannte das Rechenkunstwerk “Mailüfterl” in Anspielung auf einen damals am Massachusetts Institute of Technology (MIT) gebauten Röhrenrechner, den die Entwickler Whirlwind getauft hatten. “Wirbelwind werden wir keinen bauen, aber zum Wiener Mailüfterl wird es schon reichen”, hatte er damals bescheiden zu seinen Kollegen gesagt.
Auch zu ganz aktuellen Problemen der Informationstechnik hat er noch immer eine glasklare Meinung, so zum Eigentumsbegriff in der IT und den missbräuchlichen Softwarepatenten:
“Der patentierte Hosenknopf ist eindeutig und angreifbar. Bei einem Compiler kann man das nicht mehr so einfach sagen.”
Weise Worte, wir danken dafür. Heinz Zemanek hält in seinem biblischen Alter noch heute wöchentlich zwei Vorlesungen und stellte sich mit seinen Weisheiten unlängst österreichischen Journalisten. Er hat weder seinen Humor noch seine kritische Intelligenz verloren. Lassen wir den alten Herrn deshalb ganz einfach selbst zu Wort kommen, ohne ihn vorlaut zu unterbrechen. Hier also die Worte des Mailüfterl-Erfinders Heinz Zemanek:
“Ich mag den Begriff Computererfinder nicht, sondern sehe mich eher als Entwickler des Volltransistor-Rechenautomaten. Die Teile, die ich benutzte, gab es alle schon. Ich habe sie lediglich zusammengesetzt, um damit ein technisches Problem zu lösen. Die Grundidee ist dabei von selbst entstanden, weil die Vorgehensweise auf der Hand lag.”
“Ein Computer kann niemals intelligent sein. Er ist eine logische Schnellspulmaschine.”
“Irgendwann werden wir alle unsere Nationalbibliothek mit uns herumtragen. Die Kunst ist es nicht, zunehmend mehr Daten in den Speichern unterzubringen, sondern die Informationen wieder zu finden.”
“Der Computer ist ein verlässliches Werkzeug und er funktioniert. Ein Blechtrottel ist der, der davor sitzt – ein Mensch, der glaubt, dass ein Computer intelligent sein kann.”
“Eine wirklich intelligente Leistung passiert ohne Logik. Man hat eine fantastische Idee, die funktioniert, und erst im Nachhinein findet man die Erklärung, warum es funktioniert. Das kann ein Computer nicht.”
(bk)