Lou Reed lässt Web-2.0-Blase platzen

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Als Reed mit seinen Bassisten auf die Bühne kam, war gleich klar, dass die Menge nicht gewillt war, sich von seiner Musik aus ihren angeregten Unterhaltungen reißen zu lassen. Nach den beiden ersten Songs reichte es Reed, und er sagte:
“Ihr habt 20 Minuten. Wenn ihr quatschen wollt, dann quatscht ihr eben die ganze Zeit. Ich kann den Sound lauter machen und euch richtig weh tun. Frank, dreh mal auf.”
Es wurde lauter, und die Tech-orientierten Teilnehmer (Geschlechterrelation etwa 20:1) begannen sich unbehaglich zu fühlen. Doch Tim O’Reilly – Verleger, Konferenz-Impresario und vermutlich Erfinder des Begriffs “Web 2.0” – rettete den Tag. Obwohl er Grippe hatte, begann er fieberhaft zuckend durch die Menge zu tanzen. Eine Frau schloss sich ihm an, und allmählich standen die anderen auf und strömten zur Bühne.
Lou Reed bedankte sich artig: “Das ist der Augenblick, auf den ich mein Leben lang gewartet habe. Ich stand auf dem St. Mark’s Place und dachte, eines Tages wird es einen Cyberspace geben und ein Internet, und ich werde von meinem Kung-Fu-Bruder Jon Miller vorgestellt werden.”
AOL-Boss Jonathan Miller hatte Reed zuvor als seinen “älteren Kung-Fu-Bruder” eingeführt, weil dieser ihn mit seinem Kung-Fu-Lehrer in Verbindung gebracht hatte.
Nach “Dirty Boulevard” und “Sweet Lane” spielte Reed einen noch unveröffentlichten Song für einen von AOL produzierten Film (aus dem Hintergrund rief Silicon-Valley-Veteran Marc Canter: “Download!”). Die Konferenzgäste riefen noch mindestens 10 Minuten nach einer Zugabe. Aber vergeblich, Reed war schon weg. (Martin Veitch/bk)

Linq

San Francisco Chronicle

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