Web-Trend? Online-Surfer als Bank
Das britische Unternehmen Zopa Ltd. hat es vorgemacht: Welcher Privatmensch gerade etwas Geld übrig hat, kann es über Zopa verleihen: Einfach Betrag, Zeitraum und Konditionen mitteilen, schon wird die Offerte in die Datenbank eingestellt. Wer einen Kredit benötigt, gibt ebenfalls Betrag, Zeitraum und den Zinssatz an, den er zu zahlen bereit ist. Stimmen Angebot und Nachfrage überein, vermittelt Zopa das Geschäft. Dafür verlangt das Unternehmen von beiden Beteiligten eine Gebühr in Höhe von je 0,5 Prozent des verliehenen Betrages. Ein typisches Darlehen über umgerechnet 10.000 Euro für drei Jahre ist für den Kreditnehmer auf diese Weise trotzdem einen halben Prozentpunkt günstiger als bei der billigsten Bank.
Auch Deutschland könnte bald eine solche Web-Plattform bekommen, über die Kreditgeschäfte ohne klassische Bank abgewickelt werden, wird das Technologiemagazin Technology Review in seiner November-Ausgabe berichten. „Ich habe valide Kenntnis darüber, dass sich ein völlig bankfremdes deutsches Unternehmen sehr für dieses Geschäftsmodell interessiert“, bestätigt Carsten Hinze von der Future Management Group. Allerdings könnte es hierzulande Probleme mit dem Gesetz über das Kreditwesen (KWG) geben. Für den Betreiber einer solchen Kreditplattform reicht ein Gewerbeschein, aber die einzelnen Geldverleiher müssen mit Konsequenzen rechnen, wenn sie ohne Erlaubnis gewerbsmäßig Kredite anbieten. Dem Modell fehlt schließlich der Einlagensicherungsfonds, der bei Banken die Kundengelder im Falle einer Insolvenz schützt.
Zopa in England hat übrigens schon eigene Sicherungsmechanismen entwickelt: Kreditnehmer werden genau wie bei den Banken überprüft und in Bonitätsklassen eingestuft, bei säumigen Kreditrückzahlern beauftragt Zopa ein Inkassounternehmen. Zudem wird eine Versicherung gegen Zahlungsausfall vermittelt. (rm)