Preisverfall: Die Handy-Hersteller unter Druck
Beim Handyweltmarktführer verkürzt sich die gesamte Diskussion zunehmend auf die Entwicklung des durchschnittlichen Verkaufspreises: Steigt der ominöse ASP (Average Sales Price), steigt auch der Kurs – und vice versa.
Die Börsen-Zeitung beobachtete, dass Nokia mit einem durchschnittlichen Verkaufspreis im dritten Quartal von 93 Euro die Erwartungen der Analysten von 100 Euro heftig verfehlte. 93 Euro war das Niveau, das zuletzt auch Siemens BenQ auf die Beine brachte (dort reichte es nicht zum Überleben). Im zweiten Quartal konnten die Finnen im Schnitt noch 102 Euro vorzeigen. Das Ergo findet das Wachstum vor allem in den Billigmärkten (Schwellenländer) statt.
Was bei Nokia abgeht, lässt sich aus der Gegenüberstellung der Absatzentwicklung (+33% auf 88,5 Millionen Handys) und der Umsatzentwicklung (+20%) einerseits und der auf 10,9 (13,7)% rückläufigen operativen Marge andererseits herleiten. Allerdings gehört neben Preisen und Volumen eben auch der auf 36 (33)% verbesserte Marktanteil der Finnen mit in die Wertung. Hier unterscheidet sich Nokia deutlich von der zweitplatzierten Motorola, bei der sowohl der ASP als auch der Marktanteil (21%) in den Keller gingen.
In den Zahlen von Nokia wird deutlich, dass die Finnen mit einer aggressiven Volumenpolitik auch weiterhin ihre führende Stellung in den schnellwachsenden Märkten China und Indien verteidigen wollen. China wird in Kürze der maßgebliche Markt in diesem Geschäft werden. Die immer wieder verschobene Festlegung des neuen Standards der dritten Generation dürfte jetzt zum Jahreswechsel passieren, damit das Reich der Mitte sich zur Olympiade 2008 noch fortschrittlicher in Szene setzen kann. Hier geht es um einen 10-Miliarden-Euro-Kuchen, an dem natürlich auch die chinesischen Hersteller Huawei und ZTE – politisch gewollt – partizipieren werden. In diesem Umfeld macht Nokias Volumenpolitik Sinn. (Gottfried Mehner/rm)