Warum Film-Downloads noch nicht klappen (können)
In Hollywood erzählen sich die Studiobosse gerne Varianten der immergleichen Story: Ein Emissär einer innovativen Hightech-Firma platzt ins Büro, um atemlos seine revolutionäre Vision/Weg/Technik für eine neue Verkaufsmasche von Entertainment-Inhalten anzupreisen. Und jedes Mal funken die klassischen Einzelhändler/Verkaufsketten/Vertriebe dazwischen, um ihr erfolgreiches Geschäft nicht zu gefährden. Dieser Konflikt zwischen neuen Medien und klassischer Distribution hatte schon Videobänder, DVDs, CD-Brennstationen, und die Entwicklung der Download-Musikshops gebremst Und nun wirft es dem Film-Download etliche Steine und ausgewachsene Felsen in den Weg.
Auch Apple Computer kann davon ein Liedchen singen, nachdem man monatelang ergebnislos mit den Filmstudios und -vertrieben über einen iTunes-Download verhandelt hatte. Die Recht-Inhaber wollten sich nicht auf ein günstiges Flat-Tarifmodell einlassen. Nun bietet Apple lediglich das Material des Disney-Konzerns (Jobs ist dort größter Einzelaktionär) für 10 bis 15 Dollar pro Film an. Das ist nicht gerade ein Sonderangebot (Online-Videotheken sind günstiger), lässt sich aber immerhin wahlweise auf Mac, PC oder Video-iPod abspielen – und zukünftig via iTV auf dem Fernseher.
Abgesehen von dem ganzen Presse-Echo sieht die Realität mager aus: Zum Start gab es gerade einmal 75 Filmtitel. Zum Vergleich: Im April 2003 gab es immerhin 200.000 Songs bei iTunes. Nun hat Apple also ein mächtiges Problem: Die anderen Studios für sich zu überzeugen. Aber jene wollen A) nicht ihre lebenswichtigen DVD-Umsätze (wichtiger als Kino!) gefährden und B) einigen sich lieber mit der preis-flexibleren Konkurrenz (Microsoft, Yahoo, Amazon…). Verlangsamt wird der Erfolg obendrein durch die technologischen Hürden – Filme haben entweder noch nicht einmal DVD-Qualität (iTunes), lassen sich nur umständlich auf dem Bildschirm vor der Couch abspielen und verweigern dank extremer Kopierschutz- und DRM-Maßnahmen auf einigen Geräten schlicht den Dienst.
“In den nächsten drei bis fünf Jahren wird es gar nicht genug Leute mit den richtigen Geräten geben, damit ein Filmabend per Video-Download eine natürliche, entspannende und angenehme Erfahrung wird”, unkt Analyst Josh Bernoff von Forrester Research. Der Mann könnte Recht haben. Zumal das Ausleihen von Top-DVD-Titeln aus der Online-Videothek tadellos funktioniert – und kostet mich weniger im Monat als ein schlechterer Pixelfilm aus dem iTunes-Laden. So sieht´s aus. (rm)