MySpace-TV? MTV überträgt Social Networking aufs Fernsehen (Kommentar)
Der kaum noch zu vertuschende Niedergang von MTV ging meines Erachtens schon 1995 los als man Most-Wanted-Starplauderer Ray Cokes ziehen ließ. Der witzige Brite war die Seele des Senders – er führt heute ein Schattendasein im Internet – und auch in Deutschland war er überaus beliebt. Der nächste Tiefschlag: Der Sender setzte kaum der heimischen Sprache mächtige Dumpfbacken mit abstoßend schrillen Stimmen auf die Moderatoren-Höckerchen und verdrängte nach und nach die Musik (und damit viele Zuschauer) vom Sender. Klar, Musikkanal ohne Videoclips und Charts, macht mächtig viel Sinn… Celebrity Deathmatch als einziges Programmhighlight konnte die Zuschauer nicht halten.
Nun sucht man verzweifelt neue Publikums-Magneten. Und was man nicht selbst im Hirn hat, ahmt man halt nach (lieber gut kopieren als schlecht ausdenken, hm?). Also klaut man sich das Konzept des Social Networking aus dem Internet und überträgt es (wie?) auf das Fernsehmedium. Das Clon-Baby kriegt flugs den Namen MTV Flux und überlässt registrierten Zuschauern – zunächst nur in Großbritannien und Irland – die Gestaltung des TV-Programms. Das ist schön billig und man ist auch die Verantwortung los, was?
Wie bei den Community-Portalen MySpace oder Bebo erhalten Mitglieder eine virtuelle Identität, können ihre eigenen Inhalte hochladen und miteinander über PC oder Handy kommunizieren. Das klingt alles zu einfach, um wirklich so reibungslos hinzuhauen. Wackel-Videos auf Web-Niveau reichen niemals für die schön großen Fernseher von heute. Selbst VHS sieht ja schon Kacke aus. Aber sehen wir es uns selbst an: MTV Flux geht schon am 1. August, dem 25. Geburtstag von MTV, auf Sendung. Bis 6. September wird dann getestet. Na, ich hoffe nur, MTV kann noch seinen 26. Jahrestag feiern. (rm)