Gehostete Dienste teilweise ohne Geschäftssinn
Amazon-Management mit Web-Services überfordert
Erstaunlicher Erfindungsreichtum
Gehostete Dienste teilweise ohne Geschäftssinn
Amazon leistet mit Webdiensten Erstaunliches. Vor vier Jahren hat das Unternehmen einen XML-Webdienst ins Leben gerufen, um seinen Partnern eine einfachere Methode zu bieten, mittels Links auf ihre Webseite zu verweisen. Das Angebot an Webdiensten wird nunmehr erweitert, um etwa andere gehostete Anwendungen einzubinden – auch solche, die mit Amazons Geschäft als Online-Warenhaus nichts mehr zu tun haben.
Einer dieser Dienste nennt sich S3 und bietet Speicher- kapazitäten. Zwei weitere befinden sich in der Betaphase: Der Simple Queue Service für das Verteilen von Nachrichtem in verteilten Applikationen oder der “Mechanical Turk” (http://www.golem.de/0511/41434.html), der mit “echter” Intelligenz die künstliche beflügeln soll: Mit Hilfe eines Web-API wird eine riesige Datenbank für die Beantwortung zahlreicher Fragen vorbereitet.
Hohes Potential
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Das ist eine interessante Sache. Ein Teil des anfänglichen Rummels um die Webdienste betraf ihr Potential als Komponenten für das Internetzeitalter, indem sie für Web-Anwendungen das erledigen, was Visual Basic Add-Ons für die Desktop-Entwicklung in den 90ern geleistet haben.
Heute steht das programmierbare Web in den Startlöchern – aber es besteht weiterhin Unsicherheit hinsichtlich der geschäftlichen Möglichkeiten. Amazons Antwort au diese knifflige Problem ist wohl, dass man dort Dienstleistungen anbieten will, bei denen zwar Nutzergebühren anfallen, aber keine Kosten im Voraus zu zahlen sind. Die Preise sind moderat, hauptsächlich, weil das System die bestehende Infrastruktur von Amazon nutzt. “Es ist ungemein wirtschaftlich, denn wenn wir diese Sache erst einmal intern in den Griff bekommen haben, können wir die gleichen Dienste auch außerhalb des Unternehmens nutzbar machen”, meint der Web-Services-Spezialist Jeff Barr.
Bahnbrechende Technologien
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Das Konzept macht Sinn. Im Falle des Mechanical Turk ist es eine bahnbrechende Technologie. Es geht darum, dass Aufgaben von einem Programm gestellt werden, diese aber von Menschen gelöst werden. Jeder kann sich als Mitarbeiter anmelden. “Wir sprechen Unternehmen an, ihre internen Geschäftsprozesse unter die Lupe zu nehmen, entwerfen entsprechende Schritte und geben diese dann an die Welt draußen weiter”, erläutert Barr. Theoretisch könnte es zu beträchtlichen Kosteneinsparungen führen, wenn man über den Mechanical Turk stumpfsinnige Arbeiten auslagert.
Leider ist der Turk in Wirklichkeit einfach zu billig. Tausende Mitarbeiter aus über 125 Ländern haben sich angemeldet und lösen die Aufgaben fast für nix. Ernsthafte Firmennutzer und Berufstätige, die wirklich Geld verdienen müssen, halten sich davon fern. “Die Turk-Gemeinschaft befindet sich etwas auf dem absteigenden Ast”, meint ein inoffizieller Blog.Wie sieht es mit S3 aus? Das Problem ist hierbei, dass Amazon offensichtlich keine Ahnung hat, wie der Dienst vermarktet werden soll. Die Gebühren sind angemessen und liegen bei 15 US-Cent pro Gigabyte Speicher monatlich plus 20 Cent pro Gigabyte Datenübertragung. “Man schreibt etwas ein einziges mal und diese Daten werden sicher und transparent in multiple Rechenzentren und multiple physische Standorte repliziert”, sagt Steve Rabuchin, Director of Developer Relations. “Wenn es dann um die Datenwiedergewinnung geht – es besteht nämlich ein direkter URL-Zugang zu den Daten – durchläuft dieser URL-Zugang verschiedene Domain-System-Tools, die die nächstgelegene Kopie der Daten lokalisieren werden”.
Falsche Vermarktung
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Das sind starke Features, aber Amazon scheint S3 in erster Linie als eine Low-End-Lösung für Startup-Firmen zu vermarkten. Immerhin ist sie skalierbar, als auch für die Großen nutzbar. Es wird aber kein Service-Level-Agreement angeboten wie für kommerzielle Dienste üblich. Der Dienst befindet sich in der Betaphase – also könnte sich dies ändern. Aber momentan vergleichen die Firmen wohl eher S3 mit den Kosten für preisgünstiges Webhosting, während große Unternehmen solange die Finger davon lassen werden, bis eine vollständige Gewährleistung der Datensicherheit zugesichert wird.Die Methode, Waren auffällig zu platzieren und billig zu verkaufen mag im Supermarkt funktionieren – aber nicht bei der Vermarktung von Web-Services an Unternehmen. Manche Anbieter werden so immer im B2C-Segment verbleiben. Amazons Schritte zu B2B funktionieren noch nicht.