Internet und Netzwerk der nächsten Generation
Höher, schneller, weiter
Wachstumsmarkt
Internet und Netzwerk der nächsten Generation
Nach der Studie »Deutschland Online 2« wird die Anzahl der Breitband-Internet-Zugänge von 4,2 Millionen im Jahr 2003 auf 17 Millionen im Jahr 2010 wachsen. Während der durchschnittliche Internet-User im Jahr 2004 täglich 40 Minuten im Internet unterwegs war, prognostiziert man nach dieser Untersuchung für das Jahr 2010 118 Minuten. Bereits heute findet man auf dem Markt moderne Internet-Zusatzdienste, die sich mit den schmalbandigen Internet-Zugängen der Vergangenheit nicht realisieren lassen.
Ein Beispiel ist das Video-on-Demand-Angebot von Arcor. Schon ab 3,50 Euro gibt es hier ausgewählte Filme in TV-Auflösung und mit 5.1-Sound bei einer Datenrate von 2 MBit/s. Zukünftige Dienste wie die Übertragung von Filmen im HDTV-Format oder Internet-Bildtelefonie benötigen noch mehr Bandbreite. In diesem Artikel stellt Internet Professionell die Technologien vor, mit denen sich künftige Internet-Anwendungen problemlos realisieren lassen.
ADSL 2: Mehr Speed & Reichweite
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In den vergangenen Monaten haben die Internet-Anbieter ein Feuerwerk an Sonderangeboten, Rabattaktionen und Preissenkungen gezündet, um Kunden für einen DSL-Anschluss zu gewinnen. Mit den heutigen ADSL-Anschlüssen lassen sich dabei Geschwindigkeiten von maximal
8 MBit/s beim Download und 1 MBit/s im Upload erzielen. Die für den Kunden derzeit in der Praxis tatsächlich erreichbaren Übertragungsraten liegen dabei noch deutlich unter diesen Werten.
Die nächste Generation des breitbandigen Zugangsverfahrens ADSL 2 ist bereits fertig spezifiziert. Beim Entwurf von ADSL 2 wurde inbesondere auf die Verbesserung der Datenrate bei großen Entfernungen sowie
eine Verbesserung des maximalen Abstands zwischen Endkunde und Vermittlungsstelle geachtet. Gegenüber ADSL erlaubt ADSL 2 eine Steigerung der Datenrate bei großen Entfernungen um 50 kBit/s. Außerdem verlängert der neue Standard die Reichweite um circa 180 Meter. Die maximale ADSL-2-Geschwindigkeit beträgt im Download 12 MBit/s und 1 MBit/s im Upload.
Strom sparen bei Always-on
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Die Neuerungen des Standards betreffen aber nicht nur die erhöhte Download-Geschwindigkeit. Neu ist auch die Einführung eines Powermanagements für den ADSL-2-Zugang. Während Geräte der aktuellen ADSL-Generation permanent im Full-Power-Mode arbeiten, selbst wenn gerade keine Daten übertragen werden, führt ADSL 2 weitere Betriebsmodi für die Geräte ein. In Abhängigkeit von den übertragenen Daten kann ein solches ADSL-2-Gerät auch in einen Sleep-Modus übergehen und so deutlich Strom sparen.
Neu ist mit ADSL 2 ebenfalls die Möglichkeit, die Datenrate während der Übertragung dynamisch zu regeln. Treten bei einer Verbindung Störungen durch das so genannte Nebensprechen auf, kann ADSL 2 automatisch auf die Störung reagieren und die Datenrate anpassen.
ADSL 2+: Noch schneller, noch weiter
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Noch höhere Geschwindigkeiten als mit ADSL 2 sind über ADSL-2+-Verbindungen möglich. Die Erweiterung des ADSL-2-Standards ermöglicht bei geringen Distanzen zwischen Modem und DSLAM (Digital Subscriber Line Access Multiplexer) eine maximale Download-Datenrate von 24 MBit/s.
Dass ADSL 2 und ADSL 2+ keine Zukunftsvisionen sind, zeigt sich schon allein daran, dass viele Hersteller schon jetzt ADSL-2-/ADSL-2+-fähige Endgeräte anbieten. So kann man ADSL-2-Router bereits von Linksys, Bintec oder Billion kaufen.
Offen ist nur, wann Deutschlands DSL-Anbieter auf den ADSL-2-Zug aufspringen. Der zuständige Pressesprecher der Telekom teilte auf unsere Anfrage nach ADSL 2/ADSL 2+ mit, dass man weiterführende Entwicklungen von xDSL wie eben beispielsweise ADSL 2/ASDL 2+ untersucht und deren Realisierung im Netz von T-Com insbesondere unter wirtschaftlichen Aspekten prüft. Noch bedeckter hält man sich bei Arcor. Die Frage, ob und wie man ADSL 2/ADSL 2+ einsetzen wird, wollte man hier zum aktuellen Zeitpunkt nicht beantworten.
Die Anschaffung eines ADSL-2-Geräts zum heutigen Zeitpunkt ist damit eine Investition in die Zukunft. Wann und wie ADSL 2 in Deutschland verfügbar sein wird, steht derzeit noch in den Sternen. Fakt ist, dass die aktuellen ADSL-2-/ADSL-2+-Geräte auf jeden Fall auch ADSL beherrschen und damit sowohl jetzt als auch in Zukunft eingesetzt werden können.
Wimax Funk statt Kabel
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Wimax (Worldwide Interoperability for Microwave Access) heißt das Zauberwort, wenn es um die breitbandige drahtlose Datenübertragung geht. Kennzahlen wie eine maximale Entfernung von 50 Kilometern bei Sichtverbindung zwischen zwei Endpunkten sowie eine maximale Datenrate von 70 MBit/s lassen die Augen so manchen Internet-Junkies leuchten. Speziell für Regionen, in denen keine flächendeckende Versorgung mit breitbandigen Internet-Zugängen möglich ist, ist Wimax interessant. Noch immer gibt es einige Flecken in Deutschland, in denen die Installation eines DSL-Anschlusses nicht möglich ist. Speziell in Regionen, in denen in den letzten Jahren die T-Com verstärkt Glasfaserkabel verlegte, ist man vom DSL-Internet-Zugang weit entfernt.
Erfolgreich: Wimax in Selm
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Wie man trotz dieser Unzulänglichkeiten für viele Kunden einen Internet-Zugang realisieren kann, zeigt die Erfolgsgeschichte der Stadt Selm. Statt Internet per Kabel setzt man hier auf Funkverbindungen. Der Internet-Zugang des Endkunden erfolgt über einen normalen WLAN-Zugang in einem lokalen Hotspot. Die Hotspots sind per Funkverbindung mit einem Router verbundenen. Dieser verfügt wiederum über eine Funkverbindung zu einem zentralen Übergang zum Internet. Die Grafik im nebenstehenden Kasten »Wimax Selm: Drahtlos ins Internet« zeigt den Aufbau des Funknetzwerks mit seinen unterschiedlichen Funknetz-Technologien. Die Technik dafür stammt von der Local Web AG aus Rostock.
Wie man Internet Professionell dort mitteilte, setzt man derzeit aus Kostengründen für die Funkverbindung der Border-Router zum Internet-Übergangspunkt noch nicht Wimax, sondern Richtfunktechnik ein. Mit einer weiteren Verbreitung von Wimax ist zu erwarten, dass die Preise der Endgeräte fallen und Wimax auch hier Einzug hält.
Wimax für Notebook & Handy
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Nachdem Intel im letzten Jahr den ersten »Rosedale«-Wimax-Chip vorgestellt hat, sind erste Geräte Anfang dieses Jahres verfügbar. Derzeitiger Einsatzbereich von Wimax sind ortsgebundene Stationen.
Noch in der Entwicklung steckt der Einsatz von Wimax in mobilen Endgeräten. Auf den Einsatz von Wimax in Handy, Laptop und ähnlichen Geräten muss man wahrscheinlich noch bis 2006/2007 warten. Mit dem derzeit noch nicht verabschiedeten 802.11e-Standard für mobile Wimax-Geräte sollen dann Übertragungsraten von maximal 15 MBit/s und eine maximale Reichweite von fünf Kilometern möglich sein.
Wimax als Lückenbüßer
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Derzeit steht als primärer Einsatzbereich von Wimax die Anbindung bisher für ADSL unzugänglicher Regionen im Vordergrund. Dass ein solches Erschließungsvorhaben nicht immer von Erfolg gekrönt sein muss, zeigt das Wimax-Projekt in Coburg. Nach dem Vorbild von Selm wollte man auch dort Einwohner und Unternehmen, bei denen kein T-DSL verfügbar ist, per Funknetzwerk ins Internet bringen. Derzeit liegt das Projekt auf Eis, da die bisher von der T-Com DSL-technisch aufgegebenen Ortsnetze nun vorauss
ichtlich doch mit T-DSL versorgt werden sollen. Damit wird ein Wimax-Netz überflüssig.
WLAN-Buchstabensuppe
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Der Trend hin zu neuen und schnelleren Lösungen für die Vernetzung macht beim Übergang vom Internet-Zugang in das lokale Netzwerk nicht Halt. In den letzten Jahren hat sich Wireless LAN als unkomplizierte und bequeme Form für den Aufbau lokaler Netzwerke bewährt. Statt ein Knäuel aus Strippen quer durch das Büro oder die Wohnung zu ziehen, ist der Aufbau eines Wireless LANs in deutlich geringerer Zeit abgeschlossen.
Während sich Funknetze nach 802.11a/g mittlerweile etabliert haben, arbeitet man bereits mit Hochdruck am WLAN-Standard 802.11n. Mit dem neuen WLAN-Standard sollen Geschwindigkeiten von 125 bis 540 MBit/s möglich sein. Aktuelle WLAN-Lösungen nach 802.11g bieten gerade einmal 54 MBit/s.
Mimo: WLAN hebt ab
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Mit Hilfe der so genannten Mimo-Technik (Multiple Input Multiple Output) wird das simultane Senden und Empfangen mit Hilfe mehrerer Antennen zur Durchsatzsteigerung genutzt. Mit einer Verabschiedung von 802.11n als Standard wird nicht vor Jahresende gerechnet. Auch wenn der Standard noch auf sich warten lässt, sind einige Hersteller bereits mit eigenen proprietären Mimo-Lösungen nach vorn geprescht.
Bei Belkin (www.belkin.de) deutet bereits der Produktname Pre-N der neu vorgestellten Geräte die Anlehnung an 802.11n an. Die proprietären Pre-N-Lösungen von Belkin arbeiten mit der von Airgo Networks entwickelten True-Mimo-Technik. Mit den Geräten soll eine bis zu achtmal größere Reichweite und eine bis zu sechsmal schnellere Übertragungsgeschwindigkeit als mit 802.11g möglich sein. Offiziell wird die neue WLAN-Serie, die jeweils mit mehreren Antennen ausgestattet ist, zur Cebit eingeführt. Erste Geräte sind jedoch bereits jetzt im Handel erhältlich. Der empfohlene Verkaufspreis für den WLAN-Access-Point beträgt 150 Euro. Die passende Notebook-Karte kostet 99 Euro.
Wer hat die meisten Antennen?
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Mit seinen Range-Max-Produkten will Netgear (www.netgear.de) im Frühjahr 2005 ebenfalls eine auf Mimo-Technik basierende WLAN-Lösung anbieten. Die in Zusammenarbeit mit Video 54 entwickelte Lösung arbeitet mit bis zu sieben Mimo-Antennen. Ähnlich wie Belkin verspricht auch Netgear mit Range Max eine bessere Netzabdeckung und -reichweite sowie höhere Übertragungsgeschwindigkeiten.
Auch Linksys (www.linksys.de) lässt sich nicht lumpen und hat mit dem WRT54GX einen Router mit der so genannten Speed-and-Range-Expansion-Technologie (SRX) entwickelt. Das Gerät mit den auffälligen drei Antennen ist in den USA schon zu haben und kostet 200 Dollar. Für die passende PC-Card WPC54GX muss man 129 Dollar hinblättern.
Mit 200 MBit/s durchs Stromnetz
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Als Alternative zu WLAN und LAN existiert seit mehreren Jahren der Homeplug-1.0-Standard. Clou der Technologie ist, dass für die Vernetzung der Geräte einfach das bestehende, hausinterne Stromnetz genutzt wird. Mit dem aktuellen Standard ist eine Datenrate von 14 MBit/s möglich. Da dies für zahlreiche Anwendungen im Büroalltag oder beispielsweise für die Übertragung von Filmen im HDTV-Format nicht ausreicht, wird der Homeplug-Standard derzeit fit für neue Anwendungen gemacht
Die nächste Generation, Homeplug AV, sieht Datenraten von bis zu 200 MBit/s vor. Derzeit arbeiten mehrere Firmen an Chips für Homeplug AV. Mit einer endgültigen Verabschiedung von Homeplug AV rechnet man noch in diesem Jahr. Ersten Homeplug-AV-Geräte werden nach Aussage des Pressesprechers von Devolo (www.devolo.de), Christoph Rösseler, nicht vor 2006 zu haben sein.
Als Zwischenlösung für bandbreitenhungrige Anwender bringt Devolo deshalb im Sommer Geräte mit einer Datenrate von bis zu 85 MBit/s auf den Markt. Die Basis hierfür bildet ein neuer Chipsatz von Intellon (www.intellon.com).
Voice over IP Festnetz ade
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Die Telefonie über das Internet war noch nie so einfach und so billig. Internet-Provider wie 1&1, GMX und Freenet bieten ihren Kunden VoIP-Telefonie als kostenlosen Zusatzdienst zum DSL-Zugang. Dass das Telefonieren über das Internet voll im Trend liegt, zeigen einige Zahlen von 1&1. Seit der Einführung des Angebots wird mit jedem zweiten neuen DSL-Zugang die für Voice over IP notwendige Hardware mitbestellt. Derzeit telefonieren 1&1-Kunden per Voice over IP 24 Millionen Minuten pro Monat ins Festnetz.
Der Voice-over-IP-Spezialist Sipgate (www.sipgate.de) bietet bereits in mehr als 1000 deutschen Ortsnetzen seinen Kunden eine passende VoIP-Rufnummer. Dass man für den Einsatz von VoIP keine Internet-Profi sein muss, beweist unter anderem AVM mit seiner Fritzbox Phone. Während bisherige AVM-VoIP/DSL-Router nur den Anschluss analoger Endgeräte unterstützen, stellt der Berliner Kommunikationsspezialist zur diesjährigen Cebit eine neue Fritzbox Phone mit ISDN-S0-Anschluss vor, mit der sich bestehende ISDN-Anlagen und -Telefone für die IP-Telefonie nutzen lassen.
Fazit
Internet und Netzwerk der nächsten Generation
Die für die Zukunft geplanten Internet-Zugangs- und Vernetzungs-Techniken bieten deutlich höhere Geschwindigkeiten und machen den Weg frei für eine Vielzahl neuerer und besserer Internet-Zusatzdienste. Bleibt nur zu hoffen, dass neue Technologien wie ADSL 2 und Wimax auch in Deutschland schnell Fuß fassen werden und man den Highspeed-Internet-Zug hier nicht verschläft.