Trutzbox ermöglicht anonymes Surfen im Internet
Bei dem Gerät handelt es sich um einen Home-Server, der an den Router angeschlossen und so zum Tracking-Schutz zwischen Heimnetz und Interverbindung geschaltet wird. Laut Anbieter ist das Gerät eine Kombination aus Mail-Server, Pseudonymisierung beim Surfen, Jugendschutz und Firewall.
Das Eltviller Start-up Comidio hat mit der Trutzbox einen Home-Server entwickelt, der den gesamten ein- und ausgehenden Internetverkehr daraufhin untersucht, ob ungewollt persönliche Daten vom Browser übermittelt werden. Ziel ist es, das tägliche Protokollieren der Nutzerbewegungen im Netz durch Server von Suchmaschinen, Medienunternehmen und Werbetreibenden zu unterbinden und den Anwender so zu anonymisieren.
„Aus jedem dieser Datensätze wird Profit geschlagen, und den Internetnutzern ist nicht einmal bewusst, was alles hier gesammelt wird“, warnt Hermann Sauer, Geschäftsführer bei Comidio, in einer Pressemitteilung. „Alleine Google macht in einem Quartal circa 4 Milliarden US-Dollar Gewinn, und das sicher nicht mit Suchabfragen. Werbung und spezifische Daten – das ist der Wert eines solchen Multimilliarden-Unternehmens. Unsere Lösung macht sichtbar, wer unsere Daten abgreift, wenn man ganz normal im Internet surft“, führt Sauer weiter aus.
Die auch mit einem 802.11n-WLAN-Adapter ausgestattete Trutzbox wird per Gigabit-Ethernet-Port an den Router angeschlossen und so zwischen Heimnetz und Internetverbindung eines Nutzers geschaltet. Zunächst ermöglicht sie laut Anbieter dann die Analyse dessen, was im Hintergrund heimlich getrackt wird. Die auf dem Gerät laufende quelloffene Software sei im Anschluss in der Lage, das Nutzerprofil in ein Allerweltsprofil umzuwandeln, sodass es anonym und für Seitenbetreiber nutzlos wird. Sollten sich durch das Anonymisieren für den Anwender Einschränkungen ergeben, kann er Comidio zufolge seine Daten stufenweise wieder freigeben. Die integrierte Software realisiert zudem auch eine Stateful-Inspection-Firewall.
Mit der Trutzbox richtet sich das Start-up im Speziellen auch an Eltern, da das System laut Anbieter eine einfache, altersgestaffelte Freigabe von Online-Inhalten erlaubt. Überdies könne auf den Home-Server auch von unterwegs zugegriffen werden, da sich mit Mobilgeräten wie Smartphones oder Tablets eine einfache VPN-Verbindung mit der Trutzbox herstellen lasse.
Ebenso sei eine eigene E-Mail-Server-Architektur in das Gerät integriert, die sich von jeder Plattform und jedem Client aus nutzen lasse. Damit können laut Comidio insbesondere Familien sowie Unternehmen mit vertraulichen Dienstleistungen wie Rechtsberatung oder Dienstleistungen aus dem medizinischen Bereich eine abgesicherte, da voll verschlüsselte Mail-Übertragung in Anspruch nehmen. Selbst die Metadaten der Plug-and-Play-Box würden chiffriert. Voraussetzung für die Nutzung des Standard-E-Mail-Servers sei allerdings, dass Sender und Empfänger gleichermaßen eine Trutzbox besitzen. Darüber hinaus hat der Hersteller noch weitere Funktionen für die nahe Zukunft angekündigt, die derzeit entwickelt würden. Hierzu zählen ihm zufolge unter anderem ein Dienst zur sicheren Video- und Audiotelefonie sowie eine Chat-Funktion.
Die bereits seit Mitte letzten Jahres verfügbare Trutzbox-Hardware ist derzeit für 199 Euro in Schwarz, Blau oder Rot erhältlich. Für regelmäßige Updates, etwa der Filter-Listen oder von Viren-Signaturen, fallen zudem nochmals 5 Euro im Monat an. Gegenwärtig wird der Home Server daneben auch als sogenanntes Beta-Paket zum Gesamtpreis von 319 Euro (zuzüglich Versandkosten) angeboten. Hier sind die erwähnten Aktualisierungen bereits enthalten.
Eine Alternative zur Trutzbox ist zum Beispiel die Appliance eBlocker des gleichnamigen Hamburger-Start-ups. Sie dient ebenfalls dem anonymen Surfen und unterbindet gleichermaßen unerwünschtes Tracking. Neben der regulären Version, dem eBlocker Pro, wird nun auch erstmals eine eBlocker Family genannte Box angeboten. Eine Kickstarter-Kampagne für den eBlocker läuft derzeit noch. Das angestrebte Finanzierungsziel von 75.000 Euro wurde aber bereits deutlich überboten.
Tipp der Redaktion: Max Schrems war vor drei Jahren Jurastudent in Wien – einer von vielen. Das änderte sich, nachdem er durch seine Klage gegen Facebook bekannt geworden war. Er warf dem Konzern vor, zu emsig Daten zu sammeln. Mit “ Kämpf um deine Daten” hat er jetzt sein erstes Buch vorgelegt – ein Weckruf für alle Internet-Nutzer.