Sesamstraße-Macher stellen Wagniskapital für Start-ups bereit
Sesame Workshop, die gemeinnützige Organisation, die die Sesamstraße-Sendungen produziert, will damit auf veränderte Mediennutzung durch Kinder reagieren. Die selbstgestellte Aufgabe, Lese- und Rechenfähigkeiten zu verbessern, soll künftig verstärkt auf Tablets und Smartphones verfolgt werden. Dazu will man mit passenden Start-ups Partnerschaften eingehen.
Sesame Workshop hat mit Sesame Ventures eine Abteilung eingerichtet, die in Zusammenarbeit mit Venture Capital Firmen künftig gezielt in Start-ups investieren will, deren kommerzielle Angebote die selbstgestellten Aufgaben der gemeinnützige Organisation unterstützen, die die Sesamstraße-Sendungen produziert. Der erste Wagniskapitalgeber, der sich zur Zusammenarbeit bereit erklärt hat, ist Collaborative Fund, der als Early-Stage-Investor zum Beispiel beim Uber-Konkurrenten Lyft und der Crowdfunding-Plattform Kickstarter dabei war.
Der Collab+Sesame Fundgenannte, neue Fonds fällt mit einem Volumen von 10 Millionen Dollar für US-Verhältnisse zunächst allerdings bescheiden aus. Craig Shapiro, Gründer des Collaborative Fund, der derzeit über 100 Millionen Dollar verwaltet, ist sich dessen wohl bewusst. Er erklärte gegenüber Fast Company, man könne die Arbeit des Collab+Sesame Fund mit jemandem vergleichen, der Steine in einen Teich wirft: Dabei seien die erzeugten Wellen ebenfalls wesentlich größer als die hineingeworfenen Steine. Bei der Arbeit mit dem Collab+Sesame Fund gehe es ausschließlich um die Wellen.
Damit das funktioniert, bekommen Unternehmer nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern werden auch von Sesame-Workshop-Führungskräften beraten. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass sie die bekannten Figuren aus der Sesamstraße und andere Markenrechte nutzen dürfen – sie müssen das allerdings nicht tun.
Laut Jeffrey Dunn, CEO und Präsident von Sesame Workshop, hat man noch keine konkreten Start-ups ins Auge gefasst, die man unterstützen möchte. Er könne sich aber welche vorstellen, die mit ihrem Angebot gesunde Ernährungsgewohnheiten oder Bewegung bei Kindern fördern. Aber auch Start-ups, deren Angebot die soziale und emotionale Entwicklung von Kindern unterstützt, sei es nun durch technologiebasierende Spiele oder Lehrmaterialien und -produkte, kämen in Frage.
Craig Shapiro hebt vor allem die nicht-finanzielle Unterstützung hervor, die Start-ups durch den Sesame Workshop bekommen können, sei es nun durch Beratung für effiziente Unternehmensführung, Marktforschung oder Vertrieb und Marketing sei “extrem verlockend”.
Sesame Workshop hat trotz seiner Ausrichtung auf Non-Profit-Projekte bereits respektable Erfahrungen damit, seine philanthropischen Anliegen durch erfolgreiche Geschäfte zu unterstützen und voranzubringen. 1999 wurde durch eine Partnerschaft mit Nickelodeon der Lernsender Noggin im US-Kabelfernsehen eingeführt, 2005 in Zusammenarbeit mit mehreren großen US-Fernsehkonzernen das für Vorschulkinder konzipierte Angebot Sprout. Nach jeweils erfolgreicher Einführung wurden die Anteile an Noggin 2002 und die an Sprout in 2012 verkauft. Ein Teil des damit eingenommenen Geldes fließt nun in dem Collab+Sesame Fund.