Google und SAP schließen Patentabkommen ab

Innovation
Patente (Bild: Shutterstock / Olivier-Le-Moal)

Die beiden Firmen räumen sich damit Rechte an den Patenten der jeweils anderen ein. Das Abkommen soll “unnötige” Patentstreitigkeiten vermeiden. Es deckt aktuelle Patente ebenso ab, wie alle Patentanträge, die in den nächsten fünf Jahren eingereicht werden.

Google und SAP haben ein Abkommen unterzeichnet, mit dem sich die beiden Firmen jeweils gegenseitig das Nutzungsrecht an den Patenten der jeweils anderen einräumen. Es deckt neben den bereits erteilten auch alle Patente ab, die in den kommenden fünf Jahren beantragt werden. Kirk Dailey, bei Google für Patentverhandlungen zuständig, hat ebenso wie der bei SAP für das geistige Eigentum verantwortliche Tony DiBartolomeo, andere Unternehmen eingeladen, dem Beispiel zu folgen, und mit der jeweils eigenen Firma ebenfalls über sogenannte Cross-Licensing-Abkommen zu sprechen.

Infografik Patentdeals (Grafik: NetMediaEurope)
Infografik zu wichtigen Patentdeals der vergangenen Jahre in der IT-Branche (Grafik: NetMediaEurope).

Google und SAP sind beide 2014 dem LOT Network beigetreten, dem neben Softwarefirmen wie Red Hat und SAS auch Github und Canon sowie Mazda und Ford angehören. Dessen Ziel ist es, in einer gemeinsamen Anstrengung für die Mitglieder die Gefahr zu verringern, durch Patenttrolle verklagt zu werden. Die Organisation schätzt, dass die Kosten, die der Industrie durch Klagen von Patentrollen entstehen, pro Jahr bei insgesamt 29 Milliarden Dollar liegen.

Das Problem hat in den vergangenen Jahren zugenommen und ist besonders in der Softwarebranche zur Innovationsbremse beziehungsweise zum Geschäftsrisiko geworden. Der Bundestag hatte sich deshalb bereits 2013 dafür ausgesprochen, dass der urheberrechtliche Schutz von Software in der Regel ausreicht. Ausnahme seien lediglich Computerprogramm, die eine mechanische oder elektromechanische Komponente ersetzen. Patente lehnten die Abgeordneten fraktionsübergreifend ab. Diese Entscheidung wurde damals insbesondere von Mittelstandsverbänden begrüßt.

Allerdings stehen bei den auch als “non-practicing entities” (NPEs) bezeichneten Patentinhabern, die in erster Linie hoffen, mit Klagen Geld zu verdienen, die ganz großen Konzerne oben auf der Liste. In der Vergangenheit waren es in erster Linie Apple, Hewlett-Packard und Samsung, die sich mit deren Klagen auseinanderzusetzen hatten. Weitere, häufig verklagte Firmen sind AT&T, Dell, Sony, HTC, LG und Google. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die besonders schlampig mit dem geistigen Eigentum anderer umgehen, sondern, kann auch daran liegen, dass die Kläger sich davon den größten Gewinn erhoffen.

Patentspezialist Michael Brody zufolge werden Patente am häufigsten von Halbleiter- und Softwarefirmen angemeldet. Dies ziehe jedoch Patenttrolle an und führte zu deren Vermehrung. “Letztlich ist ein Patent nicht mehr und nicht weniger als eine Lizenz, um jemanden zu verklagen”, so der Patentanwalt aus dem Silicon Valley. Ihm zufolge haben Patenttrolle bei durchschnittlich 24 Prozent ihrer Klagen Erfolg, wobei der sowohl in einem erstrittenen Gerichtsurteil als auch einer außergerichtlichen Einigung bestehen kann. Aufgrund der hohen Kosten für eine Verteidigung tendieren angegriffene Unternehmen häufig zu einer außergerichtlichen Einigung, ohne dass die Streitfrage jemals geklärt wird. Nach Abzug aller Kosten liege der durchschnittliche Gewinn der Kläger bei 800.000 Dollar.

2014 gingen beim Europäischen Patentamt (EPA) 274.174 Patentanmeldungen ein (Grafik: Statista<).
2014 gingen beim Europäischen Patentamt (EPA) 274.174 Patentanmeldungen ein. Am eifrigsten waren Firmen aus den USA (71.745) gefolgt von solchen aus Japan (48.657) und Deutschland (31.647). Südkorea liegt auf Platz vier, von dort stammt mit Samsung aber das Unternehmen, das die meisten Patente (2541) beantragt hat (Grafik: Statista).

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