Limux: Münchner CSU-Politiker fordern Windows-Notebooks

BetriebssystemWorkspace
LiMUx München (Bild: Stadt München)

Der Grund: Die mit Linux ausgestatteten Laptops seien nur “sehr eingeschränkt benutzbar”, heißt es in einem Antrag seitens der zwei CSU-Stadträte. Aus diesem Grund sollen anstelle der speziell für das Limux-Projekt konzipierten Ubuntu-Version neue Office- sowie Windows-Lizenzen nachgekauft werden.

Zwei CSU-Stadträte haben sich in einem öffentlichen Antrag an den Oberbürgermeister der Stadt München, Dieter Reiter, gewandt. Darin bemängeln die Politiker, dass die für die Stadträte im vergangenen Jahr angeschafften Notebooks, Tablets und Smartphones angeblich “nur sehr eingeschränkt benutzbar” sind.

LiMux_logo (Bild: Stadt München)

Die beiden CSU-Politiker Sabine Pfeiler und Otto Seidl begründen ihren Antrag mit den Worten: “Unter anderem können keinerlei Programme (Textbearbeitungsprogramme, Skype, Office, etc.) selbst nachinstalliert werden, was einen normalen Gebrauch verhindert.”

Dies sorge für “umständliche Benutzbarkeit”, die durch Inkompatibilitäten und durch fehlende Benutzerrechte noch verstärkt werde. Daher fordern die Stadträte, die Ubuntu-Version zu deinstallieren und Windows sowie Office auf die Geräte zu spielen.

Obwohl der Antrag bereits am 28.07.2015 eingereicht wurde, liegt bislang noch keine offizielle Antwort auf das Schreiben vor. Auf den Rechnern, in denen unter anderem Intel-Core-i7-CPUs und SSDs zum Einsatz kommen, sollte neben dem Limux-Client – einer Weiterentwicklung von Ubuntu – eigentlich auch LibreOffice standardmäßig installiert sein. Skype sollte überdies optional installierbar sein, wird von der Stadt-IT-Verwaltung allerdings als nicht sicher bewertet.

“Viele Stadträte verwenden aufgrund der beschriebenen Probleme weiterhin ihre privaten Notebooks und ein großer Teil der angeschafften Geräte altert ungenutzt vor sich hin. Um dies zu verhindern, empfiehlt sich ein bedarfsgerechtes Nachrüsten”, fordern die beiden CSU-Politiker.

Pfeiler, MBA und Diplom-Informatikerin, ist immerhin stellvertretende Sprecherin des IT-Ausschusses der Stadt München. Die Stadtverwaltung hat mit dem Umstieg von Windows auf Linux international für Aufsehen gesorgt. Mittlerweile ist der Limux-Client auf über 15.000 Arbeitsplatzrechnern installiert.

Noch vor einem Jahr hatte der ehrenamtliche Stadtrat Otto Seidl die Kritik an Limux als “sachfremde Einzelmeinung” eingestuft. Allerdings scheint die politische Unterstützung für das Projekt in der Stadtverwaltung insgesamt mehr und mehr nachzulassen.

Umfrage

Dürfen Mitarbeiter in Ihrem Unternehmen private Smartphones nutzen?

Ergebnisse

Loading ... Loading ...

Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter hatte wiederholt öffentlich Kritik an dem Limux-Projekt geäußert und unter anderem erklärt, dass Open Source hinter proprietären Produkten hinterherhinkt. Im Dezember 2014 hatte der Mail-Server der Stadt München mit beträchtlichen Problemen zu kämpfen. Dadurch waren 20.000 der rund 33.000 Mitarbeiter der bayerischen Landeshauptstadt oft über längere Zeit nicht in der Lage, Mails zu senden oder zu empfangen.

Auch Dieter Reiter selbst wurde im vergangenen Jahr von seinem Diensthandy und anderen IT-Pannen geplagt, dabei wurden auch Gerüchte über Rückkehrpläne zu Windows laut. Reiter hatte damals in einer Antwort festgehalten: “Insgesamt geht es mir hierbei nicht primär um die Frage des Betriebssystems, sondern um die Gewährleistung einer zukunftsfähigen städtischen IT.”

Allerdings würde eine Rückkehr zur Windows-Plattform die Stadt mindestens 3,1 Millionen Euro kosten – und das allein für Windows-7-fähige Hardware. Für Windows 8 lägen die Kosten sogar noch höher. Mit Lizenzen und weiteren Windows-Infrastrukturen würden sich die Kosten alles in allem auf rund 14 Millionen Euro belaufen, wie aus der Schätzung eines IT-Dienstleisters der Stadt München hervorgeht.

Ganz einfach dürfte das Thema für Reiter und sowie die gesamte Stadtverwaltung ohnehin nicht sein. Zwar wird das Projekt – etwa von den Grünen – immer wieder als gelungen gelobt, doch ist die Landeshauptstadt Bayerns künftig auch Sitz der Deutschlandzentrale von Microsoft. Daher kommt schnell der Verdacht auf, dass Aussagen und Anträge wie der der von Stadträtin Pfeiler auch politisch motiviert sein könnten.

Im Oktober vergangenen Jahres hatte Reiter zudem ein weitere Prüfung der Stadt-IT anberaumt. Die Ergebnisse sollen in der ersten Jahreshälfte 2016 vorliegen. Sollte sich die Rückkehr auf Windows jedoch auf die Stadträte beschränken, dann müsste die Stadtverwaltung München 62 Lizenzen von Windows und Office einkaufen.

[mit Material von Martin Schindler, silicon.de]

Lesen Sie auch :
Anklicken um die Biografie des Autors zu lesen  Anklicken um die Biografie des Autors zu verbergen