Die Zukunft der Telefonie heißt VoIP – ob wir wollen oder nicht
Dank gebündelter Kupferdraht-Power überzeugte ISDN durch die, gerade im Vergleich zu analogen Verbindungen, herausragende Sprachqualität. Doch seit einigen Jahren ist eine neue Technologie auf dem Vormarsch – Voice over IP (VoIP). Diese kann besonders IT-Administratoren gehörig ins Schwitzen bringen.
Bis Ende 2018 möchte die Deutsche Telekom alle Telefonanschlüsse in Deutschland auf VoIP-Telefonie umstellen. Als diese Nachricht zum ersten Mal veröffentlicht wurde, mussten vermutlich zahlreiche Geschäftsführer und Selbstständige erst einmal tief durchatmen. Denn das bedeutet im Umkehrschluss das Ende der gerade im Business-Umfeld so geliebten ISDN-Anschlüsse. Also keine glasklare Verbindungsqualität mehr mit allzeit verständlichen Gesprächspartnern. Stattdessen – so die Befürchtung – rauschende, abgehackte Verbindungen auf dem Niveau von Skype 2008 und dauerhaft überforderte Netzwerke.
Telekommunikationsanbieter versuchen dabei, den Kunden die Umstellung vor allem durch einen besseren Service, weniger Latenz und eine – im Vergleich zu ISDN – mögliche Verschlüsselung der Gespräche schmackhaft zu machen. Doch der Alltag sieht leider derzeit noch ganz anders aus. Tote Leitungen über Tage und Wochen bei zigtausend Kunden. Das ist gerade für Unternehmen und Selbstständige der Super-GAU – denn sind diese über längere Zeit telefonisch nicht erreichbar, drohen schnell hohe Verdienstausfälle.
Und kommt es nach der Umstellung zu Störungen, sind die Schuldigen oft die IT-Administratoren – meist jedoch völlig zu Unrecht. Denn während die bei fehlerhaften Netzwerkdiensten einfach ihre gewohnten Überwachungstools zu Rate ziehen, helfen ihnen diese bei einer schlechten Anrufqualität herzlich wenig.
Konnten die Fernmeldetechniker früher mithilfe eines Prüftelefons – und vollkommen subjektiv – einen MOS-Wert (Mean Opinion Score) der Verbindung ermitteln, stehen IT-Admins heute vor der Herausforderung, die Verbindungsqualität anhand von Messdaten für simulierte Anrufe, zum Beispiel IP SLA, zu bestimmen. Dabei ist der errechnete MOS jedoch bei der Fehlerbehebung nicht besonders hilfreich.
Gateway oder Netzwerk – das ist hier die Frage
Die Suche nach dem Fehler bei einer VoIP-Verbindung lässt sich glücklicherweise in den meisten Fällen auf zwei Faktoren einschränken: Netzwerk oder Gateway. Ist das Netzwerk die Fehlerursache, gestaltet sich die Suche nach den tatsächlichen Schuldigen für die Störung relativ einfach. Denn üblicherweise hängen Verbindungsprobleme entweder mit ausgelassenen Paketen oder Jitter zusammen. Dies lässt sich relativ einfach lösen – genau wie jedes andere Datenverkehrsproblem. Dazu müssen lediglich das überlastete Netzwerkgerät, Engpässe, falsch konfigurierte QoS/ToS oder Route Flappings gefunden werden.
Wenn der Fehler jedoch am Gateway liegt, gestaltet sich die Problemlösung leider nicht so einfach. Denn gerade die Schnittstelle zwischen FXS-Ports und der VoIP-Infrastruktur im Inneren kann die Quelle vieler Probleme sein. Dabei dauert es durchaus lange, die Ursache eines Echos in einem falsch zugeordneten Hybrid-Analog-Connector oder einer IP-Verzögerung zu finden. Denn während das Festnetz Datenübertragung mit annähernder Lichtgeschwindigkeit erwartet, kann es sein, dass das LAN es eher gemächlich angehen lässt, was zu einem Loopback-Echo an der Analog-Digital-Schnittstelle führt.
Auf das eigene Wissen vertrauen
Auch wenn IT-Admins vermutlich durch die Umstellung auf VoIP das Gefühl haben, dass alles schiefgeht und es deutlich mehr Probleme gibt, entspricht das nicht der Wahrheit. Denn es liegt in der Natur der Anwender, sich über die Anrufqualität zu beschweren. Daher sollten sich die IT-Verantwortlichen einfach auf ihr Wissen verlassen und entsprechende Überwachungstools nutzen, um den MOS über 4,0 und den Helpdesk ruhig zu halten.