Hewlett-Packard: Von der Garage bis zur Aufspaltung

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Laptop HP-110 (Bild: HP)

Mit dem 1. August beginnt die rechtliche Aufteilung von Hewlett-Packard in HP Inc. und Hewlett-Packard Enterprise. ITespresso nimmt die Ausgangslage für die beiden neuen Firmen in Augenschein und zeigt in einer Galerie die Höhepunkte der bisherigen Firmengeschichte.

Erste Gerüchte über eine Aufspaltung von HP gab es bereits im Februar 2013. Damals versicherte ein Firmensprecher noch, man werde auch weiterhin als Konzern agieren. Heute wissen wir es besser: Am 1. August hat der Hersteller mit einer internen Systemumstellung begonnen. Eine Woche lang wird er deshalb seine Großhändler nicht beliefern können. Diese Atempause ist einer der letzten großen Schritte, bevor die beiden Unternehmensteile – HP Inc. und Hewlett-Packard Enterprise – dann endgültig eigene Wege gehen.

Unter dem Namen Hewlett-Packard Enterprise wird nach der Aufspaltung das Geschäft mit Enterprise-Technik, Software und Services weitergeführt. Das Unternehmen HP Inc, behält das aktuelle Logo und übernimmt das Geschäft mit PCs und Druckern. Wer von den beiden nun Goldmarie und wer Pechmarie ist, ist schwer zu sagen. Auf den ersten Blick fällt die Rolle des Aschenputtels der PC- und Druckersparte zu.

Infografik zur geplanten Aufspaltung von HP (Grafik: HP).
Infografik zur Aufspaltung von HP (Grafik: HP).

Schließlich stand die PC-Sparte oder in den vergangenen Jahren mehrfach zur Disposition und ist in einem stark rückläufigen Markt tätig, für den auch wohlmeinende Beobachter mittelfristig kaum Möglichkeiten sehen, früheren Glanz zurückzugewinnen. Und selbst wenn die Stückzahlen wieder zulegen sollten, die Margen werden aufgrund der Konkurrenzsituation und der Tatsache, dass heute nun wirklich fast jeder einen PC zusammenbauen und verkaufen kann im Keller bleiben.

Anders sieht es bei der Druckersparte aus. Sie ist die derzeit profitabelste Abteilung des Gesamtkonzerns – noch vor der Softwaresparte, die für sich alleine genommen immerhin schon zu den weltgrößten Anbietern zählen würde. Allerdings sind auch hier die langfristigen Zukunftsaussichten wenig erfreulich. Gedruckt werden wird zwar noch lange, aber voraussichtlich immer weniger und vor allem seit Jahren immer günstiger.

HP-Tablet-Pro-608 (Bild: HP)
Mit Mobilgeräten hat HP in den vergangenen Jahren, trotz einiger Pionierleistungen auf dem Gebiet iin der Vergangenheit, wenig Glück gehabt (Bild: HP).

Nicht ohne Grund hat sich Lexmark als ECM-Firma neu erfunden, arbeiten Brother und Epson an Augmented-Reality-Brillen und Ricoh an Konzepten für´s Büro und das Klassenzimmer der Zukunft: Alle suchen nach etwas, mit dem sie in der kommenden “Wenig-Druck-Zeit” überleben können. HP versucht es mit einem angekündigten Comeback im 3D-Druckbereich. Ob das klappt, wird man frühestens 2016 sehen.

Das “andere HP” hat zwar die mit großen Ambitionen und hohen Erwartungen der Beobachter befrachtete Softwaresparte erhalten, aber mit dem Bereich Services auch eine Abteilung, die seitdem sie durch den Kauf von EDS erheblich ausgebaut wurde, auch nur Scherereien verursacht. Viele Service-Bereiche wie Outsourcing oder diverse Dienstleistungen sind längst nicht mehr so profitabel wie einst – weder bei HP noch bei anderen.

HP- Envy 4508 e-All-in-One (Bild: HP)
Die Druckersparte wird zwar vom Top-Management immer wie die ungeliebte Stieftochter behandelt, ist aber seit jahren die Cash-Cow im Konzern (Bild: HP).

Und die Softwaresparte, die in den vergangenen Jahren immer wieder mit milliardenschweren Übernahmen aufgepäppelt werden sollte, hat zwar ein beachtliches Portfolio und bietet in einigen Spezialbereichen führende Produkte an, ist aber für Außenstehende ungefähr genauso transparent wie ein Granitblock und steht sich mit ihrer Komplexität oft selbst im Weg. Im Konzern betont man immer wieder, wie sehr andere Abteilungen von der zugekauften Software profitierten und Produkte durch eigene Software besser würden – die Anzahl der angeführten Belege ist aber immer sehr dünn.

Um gegen die zahlreichen, aufstrebenden Spezialanbieter und die Cloud- und SaaS-Angebote zu bestehen, muss sich das Führungsteam einiges einfallen lassen. Ausreden gibt es jetzt keine mehr. Und den seit dem Amtsantritt von Leó Apotheker und erst recht Meg Whitman andauernden Umbau und Re-Umbau und Umbau des Umbaus muss es jetzt endlich einmal erfolgreich abschließen.

Leó Apotheker (Bild: HP)
Seit der Amtszeit von Leó Apotheker, der im HP-Boot heftig von recht nach links hüpfte und so nicht nur dafür sorgte, dass Wasser hereinschwappte, sondern auch das bereits vor seiner Amtszeit begonnene Schlingern erheblich verstärkte (Bild: HP).

Verhältnismäßig solide sind dagegen der Storage-Bereich und die Serversparte. Für beide hat der Konzern eine gesunde Kundenbasis, ist in Bezug auf Marktanteile gut positioniert und kann auch immer wieder die eine oder andere Innovation vorweisen. Sie werden in den kommenden Jahren Hewlett-Packard Enterprise das Geld liefern müssen, das es für seine Schritte nach vorne benötigt. Denn, so skurril es klingen mag, mit dem Geld aus dem Verkauf von Druckerverbrauchsmaterialien lässt sich das nun ja nicht mehr machen.

Der bedeutendste dieser Schritte nach vorne ist schon in Aussicht gestellt. Man bezeichnet ihn schlicht als “The Machine“. Es handelt sich dabei um das Ergebnis jahrelanger Bemühungen der HP Labs im Bereich Memristoren. Damit hat HP – seit langem wieder einmal – etwas in der Schublade, was ganze Branchen umkrempeln könnte.

Allerdings könnten die auf den Memristoren basierenden neuen Computer auch einigen HP-Abteilungen den Garaus machen. Doch die Chancen, die sich dadurch ergeben, kann der Konzern einfach niemand anders überlassen. Und so ist das Ende von Hewlett-Packard wie wir es kennen auch der Anfang von etwas Neuem. Und vielleicht sogar etwas, auf das die Menschen in gut 80 Jahren ebenso fasziniert zurückblicken, wie heute auf die berühmte Garage, in der alles angefangen hat – oder haben soll.

Hewlett-Packard: Von der Gründung bis zur Aufspaltung

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1934 William Hewlett und David Packard
William (Bill) Hewlett und David (Dave) Packard, beide Absolventen der Stanford University werden Freunde. Sie beginnen gemeinsam Produkte zu entwickeln (Foto: HP).

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