70 Prozent der Deutschen wollen nicht mit dem Smartphone bezahlen

Einer repräsentativen Umfrage des Bitkom zufolge möchten mehr als zwei Drittel der deutschen Smartphone-Nutzer dieses nicht zum Bezahlen benutzen. Gerade einmal 29 Prozent wünschen sich eine solche Möglichkeit bei der Entrichtung des Fahrpreises in Bus, Bahn, Taxi Fernbus oder Mitfahrzentrale. Bei den 30- bis 49-Jährigen sind es immerhin 35 Prozent, bei den 50- bis 64-Jährigen nur 24 Prozent.
Beim Kauf von Parkscheinen vermissen 24 Prozent der Befragten eine mobile Bezahloption. Weniger als 20 Prozent möchten ihr Mobiltelefon nutzen, um Karten für Freizeitaktivitäten wie Kino, Konzert oder Museum zu kaufen. An der Tankstellenkasse möchten gerne 18 Prozent das Smartphone einsetzen. Wenn es um Shopping im Einzelhandel – also den Einkauf von Möbeln, Kleidung oder Elektrogeräten – geht, wünschen sich rund 15 Prozent die bargeldlose Zahlung mit dem Smartphone. Beim Friseur, Bäcker oder Kiosk würden gerne 13 Prozent der Befragten ihr Smartphone zum Bezahlen nutzen, im Café oder Restaurant sind es lediglich etwa 7 Prozent. Generell gilt, dass junge Menschen für Mobile Payment aufgeschlossener sind als ältere.
Trotz dieser eher ernüchternden Zahlen prognostiziert Bitkom-Geschäftsführer Bernhard Rohleder bereits das Ende des Geldbeutels: “In Zukunft wird die Mobile Wallet die Geldbörse komplett ersetzen. Mit der Mobile Wallet kann der Verbraucher zudem nicht nur bezahlen, sondern Mehrwertdienste wie Treueprogramme oder Coupons nutzen.” Laut Rohleder es hierzulande noch an Akzeptanzstellen für bargeldlose Zahlungen mit dem Smartphone. “Andere Länder wie die USA, Großbritannien oder Japan sind da viel weiter. Hier müssen wir in den nächsten Jahren aufholen.”
Für die repräsentative Umfrage, die Bitkom Research in Zusammenarbeit mit Aris Umfrageforschung durchgeführt hat, wurden im Februar 2015 insgesamt 642 Smartphone-Nutzer ab 14 Jahren befragt.
Vermutlich liegt die geringe Begeisterung für die mobile Bezahlfunktion auch daran, dass Nutzer einen Missbrauch durch Hacker befürchten. Allerdings verwenden Samsung, das gerade seine Lösung Samsung Pay in Barcelona vorgestellt hat, und auch Apple für den Bezahlvorgang ein Sicherheitstoken mit zufälligen Informationen, statt die eigentlichen Kreditkartendaten dafür zu nutzen. Für den Dienst müssen Anwender die Daten ihrer Kredit- und Bankkarten jedoch einmalig in ihr Smartphone eingeben. Bezahlvorgänge werden dann mit dem integrierten Finderabdruckscanner autorisiert.
Bisher haben weder Google Wallet noch Apple Pay den Massenmarkt erreicht. Laut einer im Dezember veröffentlichten Studie hatten beide Dienste in den USA im November lediglich einen Anteil von vier beziehungsweise ein Prozent an allen digitalen Bezahlvorgängen. Das relativiert auch die Aussage von Bitkom-Geschäftsführer Rohleder, die USA, seien “viel weiter”.
Tatsächlich dürfte es so sein, dass sich mobiles Bezahlen vor allem in Schwellenländern, zum Beispiel in Ostafrika und Teilen von Asien, wesentlich schneller etabliert und dort bereits deutlich verbreiteter ist: In diesen Ländern fehlen die in Westeuropa etablierten, zuverläsigen Alternativen und werden Systeme angeboten, die nicht unbedingt ein Smartphone zur Nutzung voraussetzen.
[mit Material von Kai Schmerer ZDNet.de]
