Tausende von Büchern gratis und legal: Wegweiser zu kostenlosen E-Books
Bei allen Argumenten, die Freunde gedruckter Literatur gegen das E-Book vorbringen, sind einige Vorzüge unbestreitbar: E-Books wiegen nichts, E-Books lassen sich schnell und bequem durchsuchen, E-Books kann man Tag und Nacht kaufen und – darum geht es in diesem Artikel – E-Books gibt es in fast unüberschaubarer Zahl kostenlos im Internet.
Doch warum geben Autoren, Herausgeber und Verlage ihre Werke unentgeltlich ab? In den meisten Fällen ist die Antwort ganz einfach: Der Verfasser ist bereits vor über 70 Jahren gestorben. Dann erlischt das Urheberrecht und das Buch ist gemeinfrei. Das gilt übrigens nicht für deutsche Übersetzung anderssprachiger Werke, hier hat der Übersetzer das Urheberrecht.
Aber auch aktuelle Bücher sind als kostenlose E-Books erhältlich. Nicht selten versuchen Jungautoren neue und treue Leser zu finden, indem sie ihr Erstlingswerk (für eine kurze Zeit) gratis abgeben. Andere Autoren wiederum möchten sich als Experte in ihrem Metier profilieren und veröffentlichen ein E-Book zu einem speziellen Thema kostenlos – dabei handelt es sich oft um Fachliteratur.
Auch Firmen und Organisationen gibt es, die Gratis-E-Books als eine Art Reklame verwenden, um auf eigene Leistungen und Angebote aufmerksam zu machen. Das muss nicht so schlecht sein, wie es sich im ersten Moment vielleicht anhört. Denn viele Verfasser verstehen es, trotzdem interessante Infos zu vermitteln, auch wenn das E-Book für den Herausgeber selbst gute Werbung ist. Nicht zuletzt gibt es immer wieder zeitlich begrenzte Aktionen von Verlagen und E-Book-Händlern, die beispielsweise an Weihnachten passende Bücher als Gratis-Download anbieten, um neue Kunden zu finden oder alte zu binden.
Die Klassiker der Weltliteratur
Johan Wolfgang von Goethe, Franz Kafka, Friedrich Schiller, Heinrich von Kleist, Georg Büchner, Karl May, Sigmund Freud, Wilhelm Busch – die Liste lässt sich lange fortsetzen. Denn die Werke der Altmeister haben eines gemeinsam: Sie sind gemeinfrei, weil die Verfasser schon über 70 Jahre tot sind. Daher ist diese Kategorie der kostenlosen E-Books wohl am weitesten verbreitet. Viele Webseiten bieten die Klassiker der Weltliteratur als Gratis-Download an.
Das populärste und älteste Portal ist Project Gutenberg, wo Sie nicht nur deutschsprachige, sondern auch englische und anderssprachige Bücher in den Formaten PDF, EPUB, HTML und TXT finden. Project Gutenberg steht aber schon lange nicht mehr alleine da, wenn es um gemeinfreie Werke in digitaler Form geht.
Eine sehr gute Anlaufstelle ist das Forum von MobileRead, das fast keine Wünsche offen lässt. Die Webseite gibt es in verschiedenen Sprachversionen, die die deutsche Abteilung bietet eine Übersichtsseite, die stets aktuell gehalten wird und von der die Links ins Forum führen. Dort gibt es die eigentlichen Downloads. Fast alle E-Books stehen zumindest im EPUB-Format bereit, viele auch im MOBI-, IMP- und LRF-Format, einige wenige als PDF oder AZW.
Fans von Originalschriften werfen hingegen einen Blick auf die Webseite ngiyawa E-Books. Sie finden dort zahlreiche Verweise zu Scans alter Bücher, aber auch die üblichen E-Book-Formate gibt es hier als Download. Wer auf den genannten Seiten nicht das gesuchte Buch findet, wirft noch einen Blick auf DigBib.Org, sternchenland.com, Izzys Public Domain Bibliothek oder natürlich Amazon.
Amazons eigenes E-Book-Universum
Apropos Amazon: Der weltgrößte Buchhändler ist ein Thema für sich. Das liegt vor allem daran, dass sich E-Books aus dem Shop von Amazon nur auf einem Kindle-Reader oder über die Kindle-Apps für Smartphones, Tablets und Computer lesen lassen. Kindle-Nutzer finden bei Amazon auch viele gemeinfreie Werke, aber auch zahlreiche aktuelle E-Books kostenlos. Es gibt sogar eine eigene Top-100-Liste der beliebtesten Gratis-Bücher.
Fast täglich kommen neue E-Books für 0 Euro hinzu, die aber ebenso schnell wieder kostenpflichtig werden. Viele Verlage und Autoren nutzen die Plattform zu Werbezwecken, der Leser profitiert davon. Für Schnäppchenjäger, die nicht ständig auf Amazon nach lohnenden Gratis-Downloads suchen möchten, bieten sich einige externe Webseiten an, die jeden Tag auf entsprechende E-Books bei Amazon hinweisen.
Besonders empfehlenswert ist xtme. Die Macher dieser Seite filtern das große Angebot und präsentieren nur Bücher, deren Download sich lohnen soll. Einem ähnlichen Konzept folgt Best eBook Finder. Dort werden täglich die drei besten kostenlosen Amazon-E-Books des Tages vorgestellt. Außerdem gibt es zahlreiche Hinweise auf E-Book-Schnäppchen, also auf Werke, deren Preis (zeitlich begrenzt) herabgesetzt wurde.
Sind Sie auf Twitter unterwegs? Dann empfehlen wir, den Tweets von @eBooksfuerlau und @KostenlosEbooks zu folgen. Beide berichten täglich über neue Gratis-Bücher bei Amazon.
Das Angebot deutscher Buchhändler
Die großen Konkurrenten zu Amazon heißen zumindest hierzulande Thalia, eBook.de, Ciando (auf “Suche starten” klicken und als Sortierung “Preis aufsteigend” wählen) und bol.de. Auch dort finden Sie viele kostenlose Downloads; die obigen Links führen gleich zu den passenden Shop-Unterseiten.
E-Books, die es kurzzeitig bei Amazon gratis gibt, finden Sie auch bei den deutschen Anbietern hin und wieder kostenlos. Aber auch darüber hinaus gibt es lohnende Angebote – meist aus dem Bereich Belletristik. Bei Ciando gibt es zum Beispiel jeden Donnerstag ein E-Book umsonst. In der Regel handelt es sich um einen Roman. Für den Download auf den genannten Seiten benötigen Sie wie bei Amazon ein Benutzerkonto, als Format kommt meist EPUB zum Einsatz.
Weil die Händler selbst kostenlose E-Books oft mit einem Kopierschutz versehen, lassen sich diese nicht konvertieren. Kindle-Nutzer bleiben also außen vor, denn der E-Reader von Amazon kommt nur mit MOBI-Dateien zurecht (mehr zu Formaten und Konvertierung weiter unten). Ein weiteres Problem: Unter die kostenlosen E-Books mischen die Händler viele Leseproben, die ebenfalls gratis zu haben sind. Oft merkt man erst nach dem Download, dass es sich gar nicht um ein komplettes Buch handelt, denn nicht immer werden die Leseproben entsprechend deklariert – also Vorsicht.
Sprungbrett für Jungschriftsteller
Junge Autoren und semiprofessionelle Schriftsteller präsentieren ihre Werke auf Plattformen, die die Verfasser mit einer Community zusammenbringen. Zum einen rezensiert diese die E-Books und empfiehlt sie damit anderen Lesern, zum anderen finden Verlage hier auch neue Autoren, die sie unter Vertrag nehmen können. Beispiele dafür sind etwa BookRix, eleboo, amobo und Neobooks. Vor allem letztgenannte Webseite ist einen Besuch wert. Sie wird von der Verlagsgruppe Droemer Knaur betrieben, die als Verleger für aufstrebende Jungautoren in Frage kommt, die sich auf Neobooks bewiesen haben.
Scouts für kostenlose E-Books
Die genannten Plattformen für aktuelle und gemeinfreie Bücher sind eine gute zentrale Anlaufstelle für kostenlose E-Books. Darüber hinaus gibt es aber verstreut im ganzen Web unzählige weitere Gratis-Werke, die nicht so einfach zu finden sind. Aber auch um diese E-Books kümmern sich spezielle Webseiten, die diese zusammentragen und an einem Punkt gesammelt präsentieren. Dazu zählen unter anderem MyFreeBooks.de, Zulu Ebooks, eBook-Klick.de, Freiszene.de und eBook Blog.
Meistens stehen die dort vorgestellten Bücher nicht direkt zum Herunterladen bereit, stattdessen gibt es Links zu den Webseiten der Anbieter, Autoren oder Herausgeber. So füllen die genannten Dienste die Lücke, die sich zwischen den Portalen für gemeinfreie Werke, Lese-Communitys für Jungautoren, Amazon und den deutschen Online-Buchhändlern auftut.
Download-Quellen für IT-Interessierte
Für Leser, die sich für IT und Technik interessieren, kommen ebenfalls spezielle Webseiten in Frage. Hier sind an erster Stelle die Angebote der IT-Fachverlage O’Reilly und Galileo Press zu nennen. Vor allem letzterer bietet unter seinen Marken Galileo Computing und Galileo Design selbst einige aktuelle Werke als kostenlose E-Books (im HTML-Format) an. Bücher, deren gedruckte Fassung teilweise bis zu 50 Euro kosten, gibt es hier gratis.
Die deutsch- und englischsprachigen E-Books bei O’Reilly sind im Schnitt deutlich älter. Ob sich hier der Download lohnt, hängt vom Einzelfall ab. Eine erstklassige Anlaufstelle für IT-Interessenten ist zudem ebooks.mayer-eifel.de. Dort werden Links zu kostenlosen E-Books aus allen Bereichen der Informationstechnik gesammelt. Sie liegen meistens im PDF-Format, einige auch als HTML-Datei vor.
Viele der E-Books sind bereits einige Jahre alt, manche wurden sogar in den 90er-Jahren veröffentlicht – in der IT-Branche eine ganze Ewigkeit. Viele sind aber auch vergleichsweise aktuell und, vor allem wenn sie Grundlagenthemen behandeln, sehr lesenswert. Alleine aufgrund der riesigen Zahl an verlinkten E-Books ist diese Site einen Besuch wert.
Konvertierung und Kopierschutz: Die Sache mit den Formaten
Genau wie bei Musik- oder Videodateien gibt es auch für E-Books unterschiedliche Formate. Bisher konnten sich die Verlage und Händler auf kein einheitliches einigen. Allerdings kristallisieren sich drei Formate als besonders populär heraus: PDF, EPUB und MOBI. Praktisch alle E-Books liegen in mindestens einem dieser Formate vor.
Alle drei haben ihre Vor- und Nachteile. Viel wichtiger ist aber zu wissen, dass nicht jeder E-Reader jedes Format anzeigen kann. Der bekannte Kindle-Reader, den Amazon in verschiedenen Versionen verkauft, unterstützt E-Books im PDF- und MOBI-Format. Amazons eigenes Format AZW basiert auf MOBI, im Kindle-Shop findet man fast ausschließlich E-Books in diesem Format. Daneben unterstützt der Kindle auch HTML, in diesem Format liegen E-Books aber nur selten vor.
Auf der anderen Seite stehen die E-Reader der übrigen Anbieter (etwa der Tolino Shine). Diese unterstützen allesamt PDF-Dateien und das offene Format EPUB. Letzteres hat sich als eine Art Standard für Buchhändler und Hersteller von E-Readern außerhalb des Amazon-Universums entwickelt. Da aber Amazon den weltweiten Buchhandel wie kein anderer beherrscht, hat sich EPUB noch nicht vollends durchgesetzt. Einige Lesegeräte unterstützen auch das MOBI-Format, allerdings nicht AZW. E-Books bei Amazon zu kaufen und dann auf einem anderen E-Reader als dem Kindle zu lesen, ist leider nicht möglich – zumindest nicht ohne weiteres.
E-Books aus den oben genannten Quellen liegen zu geschätzt 99 Prozent als EPUB-, PDF- oder MOBI-Dateien vor. Die beiden letztgenannten Formate lassen sich ohne Konvertierung auf dem Kindle lesen. Doch mit dem weit verbreiteten EPUB kann Amazons E-Reader nichts anfangen. Umgekehrt können die Lesegeräte der anderen Hersteller keine MOBI-Books anzeigen.
Die Lösung dieses Problems heißt Konvertierung: Wandeln Sie EPUB- in MOBI und MOBI- in EPUB-Dateien um – je nachdem, welchen Reader Sie nutzen. Das geht am einfachsten mit dem kostenlosen Programm Calibre, das es für Windows, Mac OS und Linux gibt. In einem Rutsch konvertiert und überträgt es die Bücher auf den E-Reader, wenn dieser per USB-Kabel am PC angeschlossen ist. Alternativ nutzen Sie den Service von online-convert.com, der viele Dateien als Ein- und Ausgabeformat unterstützt.
Eines muss Ihnen aber klar sein: E-Books mit Kopierschutz (auch “Digital Rights Management” beziehungsweise DRM genannt), lassen sich nicht konvertieren. Die meisten kostenlosen E-Books kommen jedoch ohne Kopierschutz. Aber die großen Buchhändler im Netz – wie Amazon, Thalia, bol.de oder Ciando – rücken auch viele kostenlose Bücher nicht ohne DRM heraus. Liegen diese nicht im passenden Format vor, bleibt Ihnen nur, bei einem anderen Anbieter Ihr Glück zu versuchen.