NSA erfasst offenbar täglich 5 Milliarden Standortdaten von Handynutzern weltweit

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Aus Unterlagen von Edward Snwoden, die die Washington Post veröffentlicht hat, geht hervor, dass die National Security Agency (NSA) täglich weltweit bis zu fünf Milliarden Standortdaten von Mobiltelefonen aufzeichnet. Sie sollen in einer Datenbank gesammelt werden, die zur Beobachtung von “mindestens mehreren Hundert Millionen Geräten” dient.

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“Analysten können Mobiltelefone überall auf der Welt orten, ihre Bewegungen verfolgen und die Beziehungen zwischen den Personen, die sie nutzen, aufdecken”, schreibt die Washington Post. Zudem ließen sich daraus auf Karten Bewegungsprofile darstellen. Die Verarbeitung der Daten obliegt einem “CO-TRAVELER” genanntes Programm. Es soll der NSA bekannte Personen mit bisher unbekannten verknüpfen können. So verfolge der Dienst die Bewegungen von mehreren Hundert Millionen Menschen weltweit.

Unklar bleibt, wie die NSA die Standortdaten sammelt. Laut Washington Post zapft der Geheimdienst dafür die Kabel an, die Mobilfunknetzwerke verbinden. In dem Bericht werden zwei an der Datensammlung beteiligte Unternehmen erwähnt, die in den Unterlagen mit den verschleierten Namen “Artifice” und “Wolfpoint” bezeichnet werden. Da Mobilfunkanbieter unter anderem zur Abrechnung von Roaminggebühren ihre vollständigen Datenbanken austauschten, müsste die NSA nur auf wenige Anbieter Zugriff haben, um die gewünschten Standortdaten zu erhalten, so die Washington Post weiter.

Dem Bericht zufolge werden auch Daten von mehreren zehn Millionen Amerikanern gesammelt, die jedes Jahr ins Ausland reisten. Die US-Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union kritisierte die Spähprogramme der NSA daher erneut. “Die Wege, die wir täglich zurücklegen, können sehr viel über unsere politischen, beruflichen und persönlichen Beziehungen offenlegen”, heißt es in einer Presseerklärung der ACLU. Die Überwachung von Hunderten von Millionen Mobiltelefonen missachte wissentlich internationale Verpflichtungen in Bezug auf die Privatsphäre von Ausländern und Amerikanern.

Die New York Times hatte bereits im Oktober berichtet, die NSA habe 2010 und 2011 Systeme zur Verarbeitung von Standortdaten von US-Amerikanern getestet. Dem Kongress sagte NSA-Chef Keith Alexander damals, die Daten seien nur für den Test benutzt und niemals ausgewertet worden. Gleichzeitig erklärte er jedoch, die Sammlung von Standortdaten sei möglicherweise eine “künftige Anforderung für unser Land”.

[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]

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