Europas ISPs schummeln bei Angaben zu Breitbandzugängen

BreitbandNetzwerke
Breitband (Bild: Shutterstock / Ensuper)

Die Ergebnisse einer jetzt von der Europäische Kommission veröffentlichten Studie (PDF) über DSL-Anschlüsse in Europa sind ernüchternd: Verbraucher erhalten demnach bei weitem nicht die Download-Geschwindigkeiten, für die sie bezahlen. Ihnen stehen im Durchschnitt nur 74 Prozent der versprochenen Geschwindigkeit zur Verfügung.

Für die Studie verteilte das von der EU beauftragte Unternehmen SamKnows in 9104 Haushalten eine speziell konfigurierte Hardware. Mit deren Hilfe wurde eine Reihe von Messungen und Tests durchgeführt. Am besten schnitten Kabelanschlüsse an. Sie bieten laut EU 91,4 Prozent der versprochenen Geschwindigkeit. Im Glasfasernetz sind es bis zu 84,4 Prozent. Bei klassischen DSL-Anschlüssen erhalten Verbraucher sogar nur 60,3 Prozent der vom ISP genannten maximalen Bandbreite.

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DSL-Anschlüsse liefern im Durchschnitt in Europa nur 60,3 Prozent der vom Provider versprochenen Geschwindigkeit. Mit gut 75 Prozent kommen Nutzer in Deutschland noch vergleichsweise gut weg (Bild: EU-Kommission).

Diese Ergebnisse korrespondieren mit denen einer von der Bundesnetzagentur vor einigen Monaten im Rahmen ihrer “Initiative Netzqualität” durchgeführten, großangelegten Bandbreitennmessung. Die Untersuchungen bestätigen der Agentur zufolge “die Vielzahl der Kundenbeschwerden über Abweichungen zwischen der vertraglich vereinbarten bis zu-Bandbreite und der tatsächlichen Bandbreite.”

Die Differenzen waren bei allen Technologien, Produkten und Anbietern erheblich. Allerdings kamen auch bei dieser Messung Kabelkunden am besten weg. Bei DSL erhalten tendenziell die Nutzer am wenigsten der versprochenen Bandbreite, die Verträge abgeschlossen haben, in denen 8 bis 18 MBit/s in Aussicht gestellt werden.

“Dies ist das erste Mal, dass die Differenz zwischen den beworbenen und den tatsächlichen Breitbandgeschwindigkeiten durch vergleichbare und zuverlässige Daten aus allen EU-Mitgliedstaaten bestätigt wird”, sagte Neelie Kroes, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission. “Die Verbraucher brauchen mehr Informationen dieser Art, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Deshalb werden wir eine weitere Studie dieser Art in Auftrag geben. Wir sehen diese ersten Ergebnisse als weiteren Beleg für die Notwendigkeit eines echten vernetzten Binnenmarkts.”

Europaweit ermittelte die Studie eine durchschnittliche Downloadgeschwindigkeit von 19,47 MBit pro Sekunde in Spitzenzeiten. FTTx-Dienste erreichten mit 41,02 MBit pro Sekunde die höchste Geschwindigkeit, gefolgt von Kabel mit 33,10 MBit pro Sekunde und DSL-Diensten mit 7,2 MBit pro Sekunde.

Laut EU gibt es aber auch große Unterschiede zwischen einzelnen Mitgliedstaaten. DSL-Anschlüsse in Großbritannien und Frankreich bieten Verbrauchern nur gut 40 Prozent der beworbenen Geschwindigkeit und damit erheblich weniger als der Durchschnitt von 60,3 Prozent. Deutschland liegt mit 75,1 Prozent deutlich darüber.

Um genauere Zahlen zu erhalten, will die EU die Studie mit weiteren Messungen bis Ende 2014 fortführen. Dafür sucht sie noch freiwillige Tester. Sie erhalten ein kleines Gerät, das sie mit ihrem privaten Internetanschluss verbinden. Über dieses Gerät wird eine Reihe automatisierter Tests durchgeführt, wenn die Verbindung nicht genutzt wird. Es erfasst so Geschwindigkeit und Leistung des Breitbandanschlusses.

[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]

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