Neue E-Book-Reader bringen auch neues Leseverhalten hervor
In Leipzig ist Buchmesse – das merken auch alle, die nichts damit am Hut haben, an der Zahl der Meldungen und der Aufmerksamkeit der Medien für das Ereignis. Während Zeit-Autor David Hugendick die ewig gleiche Diskussion “Ist das E-Book böse oder vielleicht doch nicht?” wieder einmal als Thema der Messe ausgemacht hat, ist die Frage längst entschieden: Die Leser stimmen mit den Fingern ab.
Wie der Bitkom mitteilt halten zwar immerhin fast drei Viertel der Befragten am gedruckten Buch fest. Fast ein Fünftel aller Bundesbürger bevorzugt inzwischen jedoch elektronische Bücher. Und es ist, wie es immer ist: Ein Viertel der 14- bis 29-Jährigen liest lieber E-Books als gedruckte Bücher, unter den 30- bis 49-Jährigen sind es 24 Prozent. Erst in der Generation der über 50jährigen nimmt die Begeisterung fürs E-Book deutlich ab. Die Schlussfolgerung ist nicht schwer: Das gedruckte Buch hat es künftig immer schwerer.
Aber nicht nur das gedruckte Buch: Durch die Verwendung von E-Book-Lesegeräten, insbesondere durch Tablets und deren Nutzungsmöglichkeiten, werden auch andere Medienprodukte zunehmend verdrängt, so das Ergebnis einer Studie des Instituts für Marketing und Medien der Universität Hamburg.
Das Team um Professor Michel Clement hat festgestellt, dass das größte Veränderungspotenzial vor allem von der neuen Generation der E-Book-Lesegeräte ausgeht, die neben dem Lesen von E-Books eine alternative Nutzung zahlreicher digitaler Services ermöglichen, etwa Social Networks und Online-Zeitungen.
“E-Books konkurrieren mit einer Vielzahl von Medienangeboten, zum Beispiel Online-Zeitungen, die je nach den individuellen Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer in bestimmten Situationen dem E-Book vorgezogen werden”, fassen Edlira Shehu und Tim Prostka, die Initiatoren der Studie, die Ergebnisse zusammen.
Somit sind E-Books nicht mehr nur Jäger, sondern inzwischen selbst Gejagte: Sie laufen Gefahr, von den neuen Nutzungsmöglichkeiten verdrängt zu werden. Das Kannibalisierungspotenzial in der Buchbranche halten die Autoren der Studie für besonders hoch, da die bisherigen Lesegewohnheiten der traditionellen Buch-Vielleser durch die neuen Möglichkeiten der Lesegeräte nachhaltig verändert würden.
Das habe auch für Verlage und Buchhandel Konsequenzen: Nur wenn es gelinge, E-Book-Angebote so zu konzipieren, dass sie im Wettbewerb um das beschränkte Zeitbudget bestehen können, kann die Nachfrage nach Buchinhalten langfristig erhöht werden. Anderenfalls würden E-Book-Nutzer ihre Geräte künftig weniger zum Lesen von E-Books nutzen, sondern um Angebote wie Facebook zu nutzen. Na ja. Facebook hat ja immerhin auch Book im Namen ..