Belkin kauft Cisco Linksys ab

Cisco verkauft seinen Geschäftsbereich Home-Networking, zu dem auch die Marke Linksys gehört, an Belkin. Belkin kauft zudem weitere Produkte und Ressourcen und übernimmt auch Mitarbeiter von Cisco. An dem Markennamen Linksys will es ebenfalls festhalten. Zudem bekräftigte Belkin, dass es nach Abschluss der Übernahme den Support älterer Linksys-Produkte fortsetzen werde und auch für die von Cisco gewährte Garantie einstehe. Die Übernahme will Belkin schon im März abschließen. Über die finanziellen Details des Geschäfts wurde Stillschweigen vereinbart.
“Linksys wird Belkins Möglichkeiten, den Bedarf von OEMs zu decken, erweitern, und bietet zudem Zugang zu einem größeren Kundenstamm. Belkin und Cisco wollen eine strategische Partnerschaft umsetzen, die auf verschiedene Initiativen ausgerichtet ist, etwa Vertrieb, strategisches Marketing und Produkte für Service Provider”, schreibt Hilton Romanski Vizepräsident bei Cisco.
Ob insbesondere letzteres, also “strategisches Marketing und Produkte für Service Provider” erfolgreich sein wird, darf bezweifelt werden. Denn genau mit dieser Vorstellung und Absicht hatte Cisco Linksys 2003 für 500 Millionen Dollar übernommen: Die guten Beziehungen Ciscos zu Netzwerkbetreibern sollten genutzt werden, um Linksys-Geräte als sogenannte CPEs (“Customer Premise Equipment) unterzubringen – also als die mitgelieferten Modems, Router und WLAN-Geräte für die Kunden. Diese Strategie ging aber nicht auf.

Anschließend versuchte Cisco, unter der Marke Linksys zusätzlich zu den Consumer-Produkten, Netzwerkprodukte für kleine Unternehmen in den Markt zu bringen. Dazu gehörten verschiedene Switches, WLAN-Produkte und auch NAS-Boxen. Besonders erfolgreich scheint aber auch das nicht gewesen zu sein, wurde die Bemühungen doch wieder eingestellt. Derzeit werden unter der Marke Linksys nur noch WLAN-Router und andere WLAN-Produkte, 5- und 8-Port-Switches sowie Powerline-Produkte angeboten.
Technologisch gesehen ist die Übernahme für Belkin daher vergleichsweise unattraktiv: In allen diesen Bereichen ist das Unternehmen selbst gut im Markt vertreten. Belkin nennt daher auch andere Gründe für den Kauf: Mit der Akquisition erhöhe man die Reichweite, denn nach dem Abschluss der Transaktion beherrsche man 30 Prozent des US-Markts für Netzwerkprodukte für Heimanwender und Kleinunternehmen.
Das könnte sich aber als Milchmädchenrechnung entpuppen, denn schließlich sind die Marktanteile gerade in einem Markt für geringfügige Wirtschaftsgüter nur eine Momentaufnahme: Gerade Firmen, die sich in diesem Umfeld durch Übernahmen Marktanteile hinzukaufen wollten mussten schon oft feststellen, dass die sich nicht einfach addieren lassen.
Mit dem Verkauf treibt Cisco seinen Ausstieg aus dem Consumer-Geschäft voran. Erster Schritt dazu war das Aus für die Flip-Kameras im Frühjahr 2011. Die Produktreihe hatte Cisco im März 2009 durch die Übernahme von PureDigital für 590 Millionen Dollar gekauft. Es war dem Konzern aber weder gelungen, für die populären Produkte vernünftige Vertriebsstrukturen in Europa aufzubauen, noch so gebührend als Lifestyle-Produkte zu bewerben. Und angesichts unzufriedener Aktionäre fehlte im Frühjahr 2011 dann wohl einfach das Durchhaltevermögen.
[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]