Bundesregierung startet beschränkten »digitalen Radiergummi«

Eigentlich ist die Idee einfach: Ist ein gewisses Datum abgelaufen, wird der Schlüssel zur Dechiffrierung einer Datei gelöscht. Bundesdatenschützer Peter Schaar philosophierte über diesen »digitalen Radiergummi«, ohne in technische Details zu gehen, Studenten der Universität Saarbrücken arbeiteten an dem Programm namens »X-pire« für diese Aufgabe.
Das Projekt bekam die Unterstützung der Regierung und Geld von der Scheer Group: Die X-pire GmbH, gegründet von Professor Michael Backes, Lehrstuhl für IT-Sicherheit und Kryptographie und seinem ehemaligen Studenten Stefan Lorenz, veröffentlichte am gestrigen 24.01.20111 die endgültige Version des Programms.
Verbraucherschutzministerin Aigner preiste es zwar als »Höchster Datenschutz made in Germany« an, Kritiker nennen das Haltbarkeitsdatum für Dateien aber einen alten Hut – Der Server, der für die Verschlüsselung der Dateien da ist, könnte gehackt werden und das ganze Konzept wäre damit zum Teufel. Auch das Geschäftskonzept dahinter ist eher fragwürdig: Zum Verschlüsseln von Bilddateien muss der Nutzer sieben Euro für 90 Tage bezahlen, für ein Jahresabo 24 Euro. Zudem funktioniert X-Prire bisher nur mit Bilddateien statt mit wichtigeren geschäftskritischen Daten – und ist noch dazu lediglich als Firefox-Plug-In zu haben.
Das Plug-in verschlüsselt Bilder beim Upload, ein Menü erlaubt die Eingabe eines Haltbarkeitsdatums. Wer die Datei aufruft, erhält vom Server nach Ablauf des Datums keinen Schlüsselcode mehr und kann so die Datei nicht mehr sehen. Allerdings erfüllt das Programm seine Bezeichnung als »digitaler Radiergummi« nicht unbedingt: Die Datei wird nicht komplett gelöscht, sondern nur der Zugriffsschlüssel. Wer sie finden will, findet sie wieder.