Facebook startet Green IT-Seite

Bei Internet-Konzernen ist es fast schon Mode geworden, eigene Webseiten zum Thema Klimawandel und Umweltschutz einzurichten. Darin wird jeweils wortreich das eigene Engagement für die Reduzierung der CO2-Emissionen beschrieben. Neben der Eigenwerbung gibt es aber auch so manch nützliche Tipps für Verbraucher und die Chance für alle, die beruflich mit Computertechnik zu tun haben, sich über den Stand der Technik beim Thema Green IT und CO2-Emissionen zu informieren.
Als einer der besten Seiten dieser Hinsicht gilt »Yahoo Green«. Die Seite funktioniert wie eine Art Lifestyle-Guide für Verbraucher, die Umweltschutz in ihren Alltag und ihr Konsumverhalten einbauen wollen. Sony hat gemeinsam mit dem World Wildlife Fund (WWF) die Seite »Open Planet Ideas« eingerichtet. Darin können Verbraucher ihre Ideen oder Konzepte zum Umweltschutz posten.
Jetzt geht Facebook in die grüne Charme-Offensive. Der Konzern hat in seinem Netzwerk eine Seite eingerichtet, auf der sich alle, die Interesse an Green IT haben, treffen können. Es soll dabei beispielsweise darum gehen, Initiativen für den Umweltschutz zu starten, Spendengelder zu organisieren und Informationen zu verbreiten.
Die Umwelt-Initiativen von Facebook
Daneben nutzt Facebook das Forum aber auch, um seine eigenen Umweltschutz-Initiativen ins rechte, sprich: »grüne« Licht rücken. Da wird unter anderem aufgeführt, das das Freundes-Netzwerk in all seinen Niederlassungen die Reduzierung von Abfall durch Verwendung von Recyclingmaterial fördert. Allein dadurch seien 294 Tonnen CO2-Emissionen eingespart worden.

Eingespart habe man auch Trinkwasser. So sei der Wasserverbrauch um 60 Prozent gesunken. Facebook führt ganz genau auf, um wie viel Prozent jeweils moderne Toilettenspülungen oder intelligente Gartenbewässerung eingespart hätten, allerdings fehlt ein Vergleichsjahr. So weiß man beispielsweise nicht, auf welches Vergleichsjahr sich die 60-prozentige Reduzierung von Trinkwasser eigentlich bezieht. Auch die ansonsten recht detaillierte Grafik auf der Facebook-Seite gibt darüber keine Auskunft.
Shuttle-Bus oder Fahrrad statt Auto
Beim Stromverbrauch der Beleuchtung setzt das Facebook-Management auf Bewegungssensoren, die Lichtquellen ein- und ausschalten. Dadurch habe man den entsprechenden Energieverbrauch um 60 Prozent senken können.

Außerdem hat Facebook für die Mitarbeiter ein Transportprogramm eingerichtet, das die Nutzung von Shuttle-Bussen, Fahrrädern oder öffentlichen Verkehrsmitteln vorsieht. Das Programm wird angeblich von 40 Prozent der Mitarbeiter genutzt, die dafür ihr privates Auto zu Hause stehen lassen.
Stromsparende Programmiersprache
Auch beim IT-Einsatz verweist Facebook stolz auf Energiesparmaßnahmen. So hätten die Ingenieure eine Programmiersprache – »HipHop for PHP« – geschaffen, die 50 Prozent an Prozessorleistung einspart. Dementsprechend kommt man nur mit der halben Zahl an Servern aus. Besonders stromsparend sei auch die Technologie Haystack, die im Speicherbereich zum Einsatz kommt. Damit sinkt die Energieaufnahme angeblich um fast 20 Prozent im Vergleich zu herkömmlicher Storage-Architektur. Für Dienste wie Facebook ist das besonders wichtig, da die Facebook-Mitglieder bisher schon mehr als 15 Milliarden Fotos hochgeladen haben.

Und noch ein Wert: Nach eigenen Angaben hat Facebook den Energieverbrauch in seinen Rechenzentren um 2,42 Millionen Kilowattstunden pro Jahr gesenkt und damit den Ausstoß an Treibhausgasen um 967 Tonnen reduziert.
Kühlmaßnahmen in den Serverräumen
Über die verbesserte Energieeffizienz in den Serverfarmen schreibt Facebook-Mitarbeiter Jay Park in einem eigenen Eintrag. Darin ist auch nachzulesen, wie die Techniker und IT-Verantwortlichen vorgegangen sind, um in den Serverräumen die Kühlung optimal auf die Rechenlast abzustimmen, um möglichst wenig Strom zu verbrauchen. Bemerkenswerte Erkenntnis der Maßnahmen: Bei neu gebauten Rechenzentren, die von vornherein schon weniger Strom benötigen als ihre Vorgänger, kann man trotzdem noch mehr Energie einsparen als bei älteren Rechenzentren.
Greenpeace tadelt Nutzung von Kohlekraftwerken
Die Umweltspezialisten von Greenpeace beobachten die Aktivitäten von Facebook offenbar sehr genau. Denn kurz nach der Veröffentlichung der Green-IT-Seite im sozialen Netzwerk meldete sich Greenpeace bereits mit einer Kritik zu Wort. Zwar sei es gut, dass Facebook sich um den Umweltschutz bemüht, aber von einem der »Schwergewichte« der Internet-Branche müsse man doch deutlich mehr erwarten.
Seit Längerem schon liegt Greenpeace mit Facebook wegen dessen Energiepolitik im Clinch. Die Umweltschützer fordern den Internetkonzern dazu auf, bei der Stromversorgung auf Kohlekraftwerke zu verzichten und stattdessen auf erneuerbare Energien zu setzen. Mit seiner Green-IT-Seite wolle Facebook jetzt nur geschickt das Thema wechseln, heißt es.
Greenpeace hat eine eigene Kampagne gestartet, um Facebook dazu zu bewegen, stärker auf erneuerbare Energien zu setzen. Die Kampagne hört auf den passenden Namen »Unfriend Coal« und hat angeblich schon mehr als 600 000 Unterstützer gefunden.