Die Meta-Idee: Cloud Computing über den Wolken
Der IT-Markt steht voll auf das Trendthema Cloud Computing, abzulesen an zahlreichen wolkigen Metaphern. Doch nun wird es noch luftiger, die schweren Data Center sollen bald durch ganz andere Sphären entschweben. Heiße Luft von cleveren Marketingleuten oder ist was dran am Konzept der Meta-Cloud?
Ausgangspunkt: Die bisherigen Infrastruktur-Dienstleister bieten via Online-Verbindung Rechenleistung, Speicherkapazitäten und verteilte Ressourcen an. Abgesehen vom bekannten Amazon Web Services (AWS) gibt es andere Anbieter wie Flexiscale, GoGrid oder Joyent. Auch Google oder Microsoft sind längst in den Wolken unterwegs.
Eine Gemeinschaft der Cloud-Anbieter
In der Theorie erlauben die Cloud-Services ständigen und sofortigen Zugriff auf unendliche Computerpower, stets skalierbar, falls mehr Leistung, Platz oder Bandbreite gebraucht werden. In der Realität gibt es natürlich keine unendlichen Ressourcen und schon mal gar nicht eine ununterbrochene Verfügbarkeit. Genug Gründe für manche Firmen, weder ihre gesamte IT-Bedürfnisse aus der Cloud zu beziehen, noch sich nur einem einzigen Dienstleister anzuvertrauen.
Aus diesen Zwängen heraus haben Visionäre die Idee der Meta-Cloud entwickelt: Eine Cloud voller Cloud-Services. Der Kunde bekomme nur ein Web-Interface zu sehen. Ihm sei die Zusammensetzung der Dienstleister nicht so wichtig. Verschwindet einer, nimmt ein anderer Anbieter seinen Platz ein. Gefalle dem Kunden die Leistung eines Sub-Dienstes nicht, könne er zu einem anderen wechseln – oder aussteigen.
Es fehlen die Standards
So weit die Konzeption, an der verschiedene Marktakteure bereits knabbern – nicht zuletzt Jeff Bezos mit seinem Amazon Web Services. Auch Intels Cloud-Guru Jason Waxman beschäftige sich intensiv mit dem Thema. Ihm stünde der Investmentarm des Konzerns, Intel Capital, dabei zur Seite, berichtet The Register. Andere Cloud-Vordenker wie Tony Lucas fordern erst einmal offene Standards ein, auf die sich die Dienstleister einigen sollten. In der Praxis lauern auch noch Stolperfallen wie die sicher komplexe Abrechnung von Transferkosten. Was passiert mit den Kundendaten, wenn ein Anbieter Pleite macht? Oder den offenen Kosten?
Konkurrenz soll nicht das Geschäft beleben
Andere Cloud-Macher wie Alex Castro von Delve und Michael Crandell von RightScale argumentieren, dass sich als Nebeneffekt der Meta-Konstruktion keine wilden Preis- oder Konkurrenzkämpfe am Markt abspielen. Kein großer, finanzstarker Konzern könne alle anderen Anbieter aus dem Feld drücken und ein Monopol aufbauen. Ein Seitenhieb, der sicherlich auf Microsoft, Intel und Google gemünzt ist. Doch noch gibt es die Meta-Cloud nicht, denn erst einmal müssen sich ausreichend viele Marktteilnehmer auf Spielregeln und praktische Abwicklung einigen. So lange könen die Visionäre und Firmenkunden weiterträumen.
(Ralf Müller)
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