Green IT: Dringender Handlungsbedarf

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Das Marktforschungsinstitut IDC gehört international zu den führenden Marktforschern und ist auch in Deutschland präsent. Wafa Moussavi-Amin ist Geschäftsführer bei IDC Central Europe – Deutschland und Schweiz und gleichzeitig auch als Analyst aktiv.

Zuvor war Moussavi-Amin in verschieden Positionen tätig. So hat er beispielsweise länderübergreifende Consulting-Projekte der IDC geleitet. Neben zahlreichen Studien zu IT-Themen schreibt er auch Beiträge für die einschlägige Fachpresse und ist als Sprecher bei Konferenzen und Seminaren im Einsatz.

Die CeBIT setzt in diesem Jahr verstärkt auf das Thema Green IT. Auf einer rund 2500 Quadratmeter großen Sonderfläche, der »green IT World«, präsentieren IT-Anbieter ihre Lösungen rund um das Thema Green IT. Das Messeangebot reicht laut Veranstalter von stromsparenden Notebooks über energieeffiziente Rechenzentren bis hin zu Highend-Videokonferenzen in HD-Qualität.

Green IT – Hype? Marketingblase? Viel Lärm um nichts? Dieser kritischen Frage müssen sich die Anbieter von grünen Lösungen stellen. Tatsache ist: Obwohl sich heute fast jeder ICT-Anbieter Green IT auf die Fahne schreibt, ist einer IDC-Studie vom Oktober 2008 zufolge der Energieverbrauch von Servern und Datacentern in Westeuropa in 2007 um satte 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Es herrscht also akuter Handlungsbedarf – vor allem auf Seiten der Hersteller.

Green IT darf nichts kosten
Dennoch ist Green IT kein Modewort mehr. Auf Anwenderseite beobachten wir, dass das Thema trotz – oder gerade wegen – der weltweiten Rezession bei vielen CIOs ganz oben auf der Agenda steht; so das Ergebnis unserer aktuellen Global Green IT Survey. Das Interesse an umweltfreundlicher IT ist also durchaus vorhanden, angesichts der gesamtwirtschaftlichen Schieflage darf sie momentan allerdings nichts extra kosten.

Schon 2008 war Green IT ein Schwerpunkt-Thema. Die Chancen stehen gut, dass uns das Thema noch ein paar Jahre lang begleitet. (Bild: Deutsche Messe)

Dennoch suchen Kunden ihre IT-Anbieter – vor allem im Hardwarebereich – zunehmend auch nach Gesichtspunkten der Energie­effizienz, der Wiederver­wert­barkeit der Komponenten und der Umweltverträglichkeit der Materialien aus. Außerdem betrachten es viele deutsche CIOs inzwischen als ihre moralische Verantwortung, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und entsprechend zu handeln.

Werden ökologische Ziele der Wirtschaft geopfert?
Realistisch betrachtet wird am Ende des Tages aus Unternehmenssicht allerdings entscheidend sein, welche Kosteneinsparungen sich durch Green IT realisieren lassen. Angesichts der wirtschaftlichen Krise besteht die Gefahr, dass auch in der IT ökologische Ziele wirtschaftlichen Interessen geopfert werden. Das muss nicht sein, denn Green IT kann sich durchaus bezahlt machen.

Dies gilt nicht nur für den Einsatz stromsparender Hardware, sondern beispielsweise auch für das Thema »grünes Drucken«. Hier stehen vor allem die Optimierung der Printer-Infrastruktur sowie die Reduzierung von Toner- und Papierverbrauch und somit von Kosten im Vordergrund. Videokonferenzsysteme etwa kommen wiederum nicht nur der Umwelt zugute, sondern helfen auch, (Reise-) Kosten einzusparen.

»Es herrscht akuter Handlungsbedarf – vor allem auf Seiten der Hersteller« IDC-Chef Wafa Moussavi-Amin (Foto: IDC)

Green IT verbessert Effizienz
In Zeiten wie diesen steht die ökologische und ökonomische Effizienzsteigerung im Fokus der Anwenderunternehmen – Green IT kann hier durchaus einen wichtigen Beitrag leisten. Dies setzt allerdings eine intelligente Umsetzung voraus, die von allen Beteiligten gelebt wird.
Einsparungspotenzial ist in fast allen Bereichen vorhanden und darauf müssen CIOs ein verstärktes Augenmerk richten – das ist ihre unternehmerische Pflicht.

Moralische Erwägungen können sich die Unternehmen hingegen nur dann leisten, wenn sie sich vermarkten lassen und sie zur Corporate Identity beitragen.
(Wafa Moussavi-Amin/mt)

Weblinks
IDC, Deutschland
CeBIT Green IT

Zum Expertenbeirat von eWEEK europe zählen neben Wafa Moussavi-Amin auch weitere hochrangige Experten wie der Innovationsberater Tom Groth, der Internet-Guru Ossi Urchs und Ex-IBM-Chef Richard Seibt.

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