IT-Gebrabbel verunsichert Manager
Gebrauch und Missbrauch von Fachjargon

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Kommunikationsprobleme alltäglich in der IT

IT-Gebrabbel verunsichert Manager

Kürzlich erschien im britischen Magazin IT Week ein Artikel über eine Studie, die eine Kommunikationslücke zwischen IT-Managern und hochrangigen leitenden Angestellten von Unternehmen feststellte. Das ironische Gelächter ließ nicht auf sich warten.

Die vorgeschlagene Lösung sorgte aber noch für wesentlich mehr Heiterkeit: Mehr Manager mit Geschäftserfahrung in der IT-Abteilung einsetzen!

Das ist natürlich alles nix Neues unter der Sonne. Und diesbezügliche Artikel enden für gewöhnlich mit dem Ruf nach mehr unternehmensbezogener Ausbildung für die IT-Manager oder IT-Ausbildung für die Unternehmer. Ich bin daran nicht unschuldig, habe ich doch in zahlreichen Artikeln den Mangel an IT-Bewusstsein in den Vorstandsetagen beklagt.

Was aus der besagten Studie aber nicht hervorgeht – diesen Fachjargon gibt es nicht ohne Grund. Anwälte verwenden die Sprache der Juristen, damit nur andere Anwälte verstehen können, worum es geht und der Laie durch ihre Kreativität hinsichtlich Grammatik oder Zeichensetzung nicht verwirrt wird. Ärzte sind ähnlich beschlagen, wenn es um die Vorteile geht, mit Begriffen um sich zu werfen, die ihre Patienten nicht verstehen können.

Branchen-Sprache für den Überlebenskampf

IT-Gebrabbel verunsichert Manager

Fachjargon ist für viele Berufe ein Muss. Damit kann klar und eindeutig unter Menschen kommuniziert werden, die mit dem Fachgebiet vertraut sind. Wenn man versucht, ein Voice-over-IP (VoIP)-System zu spezifizieren und einzurichten, wird das schwierig, wenn man nicht weiß, worum es sich bei SIP oder TCP/IP handelt (“Wir wollen doch bitteschön nur eins dieser billigen Internettelefone!”).

Ich gebe aber auch zu, dass ich es hasse, wenn dieserart fachliches Kauderwelsch verwendet wird, um andere im Unklaren zu lassen – insbesondere diesen pseudotechnischen Marketingjargon, der absichtlich dafür verwendet wird, sowohl leitende Angestellte als auch Techniker zu verwirren. Als gute Faustregel kann gelten: Wenn etwas nicht auf simple Art erklärt werden kann (sogar einschließlich etwas Fachjargons) taugt es kaum viel. Ein großer Teil des IT-Jargons lässt sich mit etwas Geduld ziemlich einfach erklären.

Fachjargon kann mangelndes Wissen verbergen

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Trotzdem verwenden wir wohl alle von Zeit zu Zeit Fachjargon, um Leute zu testen und zu beeindrucken oder Wissenslücken zu kaschieren. Das aber ist unverzeihlich. Vielleicht wollen diese Studien darauf aufmerksam machen, dass einige IT-Manager diesen Fachjargon selbst nicht wirklich verstehen und deshalb auch keine angemessen einfache Erklärung abgeben können, wenn sie in die Mangel genommen werden. Oder aber sie verstehen worum es geht, können es aber einem Nicht-Techniker nicht vermitteln.

Nichts davon ist eine wahre Sünde. Beides lässt relativ leicht aus der Welt schaffen. Aber der Druck, nicht “alt” auszusehen, ist immer da, und mit Schlagwörtern kann man sich eben gut rausmogeln. Vielleicht sollten wir einfach nicht mehr so tun, als könnten wir mit ein bisschen Mühe alles und jedes verstehen.

Die alten Griechen glaubten sich der Allwissenheit ja ziemlich nahe. Aber sogar Aristoteles musste zugeben, dass “Warum ist der Himmel blau?” eine berechtigte Frage ist. Das trifft genauso auf “Was ist VoIP?” zu. Darauf sollten wir entweder eine jargonfreie Antwort parat haben oder ehrlich unsere Unkenntnis zugeben.

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