Entwicklungstools für dynamische Flash-Sites
Flex vs. Open Laszlo

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Web 2.0

Entwicklungstools für dynamische Flash-Sites

Das Thema Web 2.0 ist zurzeit in aller Munde. Obwohl es keine endgültige und verbindliche Definition dieses Begriffs gibt, stellen so genannte Rich-Internet-Applikationen (RIA) ein Element der neuen Generation von Anwendungen im Internet dar.

Rich-Internet-Applikationen werden auf Grund der Tatsache, dass das Unternehmen Macromedia im Jahr 2002 die Terminologie RIA für neuartige Flash-Applikationen mit Flash MX und einer Anbindung an Servertechniken eingeführt hat, oftmals automatisch mit Flash-Applikationen in Verbindung gebracht. In der Realität stellt die Flash-Technik eine beliebte Ausprägung einer Rich-Internet-Applikation dar, aber bei weitem nicht die einzige.

Typische Merkmale von Rich-Internet-Applikationen sind beispielsweise die Integration aller digitalen Informationen in einer einheitlichen Bedienoberfläche, die Vermeidung von Page-Refreshs bei der Interaktion eines Benutzers mit der Anwendung und die langfristige Vision, Desktop-Anwendungen durch Web-Applikationen mit mindestens identischem Bedienkomfort zu ersetzen.

Testfeld

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Die Applikationsentwicklung erledigen Flasher normalerweise mit der allseits bekannten Flash-Animations- und Authoring-Umgebung. Flash 8 Professional baut allerdings verschiedene Hindernisse für Entwickler auf, die aus dem Java-Umfeld kommen oder die sich bisher mit skriptbasierter Web-Entwicklung beschäftigt haben – so beispielsweise die in Flash allgegenwärtige Timeline oder das Nicht-Vorhandensein einer wirklich nutzbaren Scripting-Umgebung.

An dieser Stelle kommen die beiden Testkandidaten ins Spiel. Sowohl Laszlos Presentation Server Open Laszlo als auch Adobes Flex unterstützen Web-Entwickler bei der Erzeugung von Flash-basierten Rich-Internet-Applikationen. Der Laszlo Presentation Server hat sich dabei seit dem ersten, noch kommerziellen Release im Jahr 2000 als technischer Vorreiter einen Namen gemacht und ist seit 2004 als frei verfügbare Open-Source-Technik unter dem Namen Open Laszlo auf dem Markt. Adobes Flex ist am 28. Juni dieses Jahres in der Version 2.0 veröffentlicht worden und setzt daher hinsichtlich Aktualität und Leistungsfähigkeit neue Maßstäbe.

Ähnliche Ansätze

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Beide Testkandidaten basieren auf nahezu identischen Grundkonzepten. Dabei handelt es sich vor allem um die Zweiteilung der Applikationsentwicklung in eine deklarative Sprache und in eine objektorientierte Sprache. Die deklarativen Sprachen (MXML in Flex und LZX in Open Laszlo) dienen zur Beschreibung der eher statischen Bedienoberflächen, deren verschiedenen Zuständen zur Laufzeit der Applikation sowie der einzelnen Applikationsbestandteile (Komponenten oder UI-Widgets). Die jeweiligen objektbasierten Sprachen – Actionscript 3 beziehungsweise Javascript – bilden dagegen dynamische und Client-seitige Applikationslogik ab.

Applikationsentwickler erwarten natürlich deutlich mehr von einer RIA-Technik als nur je zwei Sprachkonstrukte. Neben offensichtlichen Anforderungen wie gute Tool-Unterstützung und einer möglichst großen und vielfältigen Komponentenbibliothek spielen hier auch Dinge wie eine eventuell benötigte Laufzeit- oder Serverumgebung, vielfältige Möglichkeiten zum optischen Styling der Komponenten, eine Anbindung an Servertechniken sowie die Lizenzkosten eine große Rolle. In diesem Bereich hat Flex weitestgehend die Nase vorn. Die direkt unterstützten Servertechniken von Flex 2 sollten jeden Entwickler zufrieden stellen.

Gerade Letzteres ist ein wesentliches Differenzierungsmerkmal. Rich-Internet-Applikationen sind oftmals stark datengetrieben, und der Erfolg einer neuen Technik im kommerziellen Umfeld hängt vielfach davon ab, wie einfach diese in bestehende Infrastrukturen einzubetten ist.

Versionsvielfalt

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Da der Fokus dieses Tests auf Flash-basierten RIA-Techniken liegt, müssen sich die Testkandidaten natürlich die Frage stellen lassen, welche Versionen des Flash-Players unterstützt oder vorausgesetzt werden. Mit seiner Flexibilität, Applikationen in einem Player der Version 6 betreiben zu können, ist Open Laszlo an dieser Stelle Vorreiter, unterstützt dafür aber kein Actionscript 3. Ob es komplett kompatibel zum neuen Flash-Player 9 ist, ist nicht in Erfahrung zu bringen. Flex-2-Applikationen setzen die Installation des Flash-Players 9 voraus, was dem Erfolg der Plattform aber wohl nicht im Wege stehen wird.

Fazit

Flex stellt mit dem Release der Version 2 die bessere Wahl dar. Das gilt sowohl unter technischen als auch unter Kosten- und damit Preis-Leistungs-Gesichtspunkten. Open Laszlo ist eine gute Alternative für Projekte, bei denen unbedingt eine Open-Source-Technik verwendet werden muss. An dieser Stelle sei aber nicht verschwiegen, dass ein Vergleich zwischen der Vorgängerversion Flex 1.5 und Open Laszlo nicht so deutlich zu Gunsten von Adobes Lösung ausgefallen wäre, nicht zuletzt auf Grund der immensen Kosten für das serverbasierte Flex 1.5.

Flex 2.0

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Der Einstieg in Flex 2.0 ist mit dem kostenlos erhältlichen Software Development Kit von Adobe denkbar einfach möglich. Neben der Klassenbibliothek enthält es alle benötigten Kommandozeilenwerkzeuge zum Kompilieren und Debuggen eigener Flex-Anwendungen.

Neben dem SDK bietet Adobe die IDE Flex Builder 2 an, die auf der Eclipse-Plattform basiert und hinsichtlich der Entwicklungswerkzeuge neue Standards im Hause Adobe definieren dürfte. Der Flex Builder 2 ist performant und hat alle üblichen Vorzüge wie Code-Hervorhebung und automatische Ergänzung von Codestücken. Nicht zu verachten ist auch der visuelle UI-Builder, in dem sich Java- oder .NET-Entwickler schnell zurechtfinden können.

Die Sprache Actionscript wurde einer gründlichen Renovierung unterzogen und liegt nun in der Version 3 vor. Dieser Schritt war auch dringend nötig, um eine professionelle Scriptingsprache für Flex 2 bereitzustellen, und geht einher mit dem Release des neuen Flash Players 9. Intern verwendet dieser eine neuartige und hoch optimierte Hotspot-Laufzeitumgebung, die den Flex-Anwendungen deutliche Performance-Vorteile bringt.

Die Klassenbibliothek von Flex lässt kaum Wünsche offen. Neben einer großen Menge an professionellen UI-Komponenten wie Button, Data-Grid oder Rich-Text-Editor bietet diese außerdem auch Animations- und Effekt-Komponenten, um Rich-Internet-Applikationen mit visuellen Effekten unterstützen zu können. Ein weiteres Highlight ist die Unabhängigkeit der mit Flex 2 entwickelten Anwendungen von einem Flex-Server zum Betrieb der Applikationen. Mit Flex 2 kompiliert der Programmierer lokal und kann die Anwendungen auf einem HTML-fähigen Webspace ohne weitere Voraussetzungen an die Umgebung deployen. In Flex 1.5 benötigte man dafür noch einen Flex-Server zum Preis von deutlich mehr als 10000 Euro. Flex 2 benötigt jedoch weiterhin in der Mehrzahl der Fälle eine Servertechnik wie Cold Fusion, PHP oder Java, um mit dynamischen Daten arbeiten zu können.

Adobe selbst bietet mit den Flex Enterprise Services auch eine eigene Flex-2-Serverplattform an, die erstaunliche Fähigkeiten hat. Mit dieser lassen sich echte Push-Applikationen entwickeln, Flex-Applikations-Clients synchronisieren und Flex-Anwendungen in On- sowie in Offline-Modi betreiben. Die Zielgruppe dieser Technik sind ganz klar Enterprise-Kunden. Zum Hineinschnuppern gibt es eine kostenlose, leicht limitierte Express-Version.

Fazit. An Flex 2 zur RIA-Entwicklung kommen Entwickler kaum mehr vorbei. Auch wenn man Flash gegenüber abgeneigt ist, ist Flex 2 einen genaueren Blick wert.

Ranking: 88 Prozent
Hersteller: Adobe
Preis: SDK kostenlos, Flex Builder 2 ab 499 Dollar

Open Laszlo 3.3.1

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Historisch gesehen ist der Laszlo Presentation Server älter und länger am Markt als Adobes Flex-Technik. Trotz allem hat sich Laszlo bislang keinen nennenswerten Marktanteil erschließen können, trotz seines Open-Sourcings vor etwa zwei Jahren.

Open Laszlo verfolgt ähnliche Grundideen wie Flex. Auch Open Laszlo basiert auf je einer deklarativen und einer skriptbasierten Sprache. Im Fall von Open Laszlo heißen diese LZX und Javascript. Auch wenn der erste Gedanke sein mag, dass die Nutzung von Javascript oder ECMA-Script ein Vorteil für Entwickler von HTML-basierten Anwendungen sein mag, sind die Sprachkonstrukte deutlich weniger mächtig als die von Adobes Actionscript 3. LZX ist zwar ebenfalls gut für die deklarative Entwicklung zu handhaben, lässt allerdings Möglichkeiten zur Erweiterung und zum Namespacing vermissen. MXML und Actionscript 3 machen einen ausgereifteren Eindruck.

In Sachen IDE basiert auch die Standard-Entwicklungsumgebung für Open Laszlo auf Eclipse. IDE4Laszlo entstammt einem IBM-Projekt und liegt in der Version 0.2 vor. IDE4Laszlo setzt auf das Eclipse-eigene Web Stan- dard Toolkit auf und erweist sich als solide Lösung, der allerdings der Glanz einer professionellen Entwicklungsumgebung noch fehlt. Immerhin unterstützt die IDE auch Linux – da kann Adobes Flex Builder 2 nicht mithalten. Die Klassenbibliothek von Open Laszlo ist ordentlich und bietet neben dem erwarteten Standard von UI-Komponenten auch Bibliotheken mit grafischen Effekten und anderes mehr. Das Erstellen eigener Komponenten ist nicht eingängig gelöst und insgesamt bei weitem nicht so mächtig wie in Flex. Ein Vorteil für Open Laszlo ist, dass die Applikationen ab Version 6 des Flash Players abgespielt werden können. Das schafft eine deutlich größere Nutzerbasis. Es stellt sich aber die Frage, wie lange dieser Vorteil bestehen bleibt – in der Regel werden neue Versionen des Flash-Players schnell von den Nutzern angenommen und installiert.

Open-Laszlo-Anwendungen setzen einen J2EE-Servlet-Container zum Betrieb voraus. Diesen zu beschaffen und zu betreiben ist zwar dank vielfältiger freier Implementierungen des Standards kein Problem mehr, aber dennoch aufwendiger als die Mindestanforderungen an das Deployment einer Flex-Applikation mit Flex 2.

Fazit. Open Laszlo hat viele gute Ansätze, und der Open-Source-Gedanke macht es noch interessanter. In Sachen Funktionalität kommt es jedoch nicht an Flex 2 heran.

Ranking: 69 Prozent
Hersteller: Laszlosystem
Preis: kostenlos/Open Source

Testsieger

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Flex 2.0 überzeugt die Tester mit einem durchweg runden Konzept zur Erstellung von Rich-Internet-Applikationen auf Basis von Flash. Sowohl Komponentenbibliotheken als auch die Möglichkeiten zur Einbettung von Medien wie Audio, Video und Animation sind sehr ausgereift. Der Anwender erhält die Möglichkeit, unterschiedlichste Servertechniken problemlos anzubinden, und kann zwischen verschiedenen Lizenzmodellen wählen – beginnend beim kostenlosen SDK.

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