IT-History: Gates’ Fleiß schlug Kildalls Können
Der Mann, der Bill Gates die Welt zu Füßen legte
Bill Gates war nicht die erste Wahl
IT-History: Gates’ Fleiß schlug Kildalls Können
Die Geburt des IBM PC (Kommentar zum Erfolg des PC-Konzeptes hier) war auch die wirtschaftliche Geburtsstunde von Bill Gates. Das hat er einem verpatzten “Haustürgeschäft” zu verdanken, welches zu einer Legende in der gesamten Branche wurde.
Zu der Zeit hatte IBM diesen Industriezweig ein Vierteljahrhundert lang dominiert, obwohl “Big Blue” erst spät in die digitalen Computer eingestiegen war und noch später in das, was dazumal Microcomputer genannt wurde – was laut IBM übrigens keine Bedrohung ihres Geschäfts mit den Großrechnern darstellen sollte. Zum Ende der 80er Jahre hin konnten die “Micros” (wie in “Microsoft”) nicht mehr ignoriert werden und IBM hatte ein Team zusammengestellt, das einen solchen Kleinrechner konstruieren sollte.
Die erste Wahl für die Erstellung der Software war Gary Kildall, junger Chef einer Firma mit Namen Digital Research, der CP/M geschrieben hatte – das Betriebssystem, welches damals für fast alle Micros verwendet wurde.
Dorothy war schuld
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Der Legende nach klingelten zwei Leute von IBM in Schlips und Kragen und mit festem Termin an Kildalls Haustür, aber er war nicht da und hatte es seiner Frau Dorothy überlassen, das Gespräch zu führen. Sie weigerte sich, eine Geheimhaltungsvereinbarung zu unterzeichnen und ließ die beiden von dannen ziehen.
Also wandte sich IBM an eine Firma, die noch grün hinter den Ohren war und von einem 24jährigen College-Abbrecher namens Bill Gates geleitet wurde. Microsoft hatte noch nicht einmal ein Betriebssystem und deshalb umgehend eins beschafft, das sich QDos nannte (kurz für “Quick and Dirty operating system”) – eigentlich ein CP/M-Klon. Es kostete 50.000 Dollar und kam von einem Ingenieur in Seattle, Tim Patterson.
Im Wesentlichen stimmt die Legende, aber was Dorothy wirklich in Hektik brachte war, dass sie am nächsten Tag in Urlaub fahren wollte, wie der ehemalige Geschäftsführer von Symantec, Gordon Eubanks, verlautbarte. Eubanks, einer der ersten Mitarbeiter in Kildalls Firma “Intergalactic Digital Research”, (später nur noch Digital Research), kannte jeden, der in diese Angelegenheit verwickelt war. Zu der Zeit wusste noch niemand, dass der IBM-Computer zur Hauptplattform der Industrie werden würde.
Quick and Dirty Business
IT-History: Gates’ Fleiß schlug Kildalls Können
Der wahre Grund dafür, dass Kildall den Vertrag nicht bekam, war, dass er einfach zu locker und lässig war, um ein guter Geschäftsmann zu sein.
Eubanks sagte mir 1996: “Gary hätte das gesamte Business beherrschen können, wenn er die richtigen strategischen Entscheidungen getroffen hätte?. aber es hat ihn nicht gejuckt! Dorothy war für das Geschäftliche zuständig und er für die technische Seite – und sie kamen nicht vorwärts”.
Gates hatte die Vision. “Bill war extrem konzentriert und engagiert”, erinnert sich Eubanks.
Microsoft modifizierte QDos ein bisschen und nannte es MS-Dos. Schließlich lief es auf neun von 10 PCs in der Welt und seine Spuren finden sich noch heute in Windows XP. Manches darin erinnert noch immer an das “Quick and dirty operating system”, etwa das Dateisystem FAT.
Geschäftsdenken wichtiger als Kreativität
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CP/M dümpelte noch ein paar Jahre vor sich hin und Digital Research wurde 1991 von Novell aufgekauft. 1994 verstarb Kildall im Alter von 52 Jahren an Verletzungen, die er sich bei einer Kneipenschlägerei in einer Motorradrocker-Bar Monterey, Kalifornien, zugezogen hatte – nicht, wie es in einigen damaligen Berichten hieß, an einem Sturz.
Kildall war einer der Gründungsväter des Desktop-Computerwesens, aber es scheint ihm bestimmt zu sein, in die Geschichte als der Mann einzugehen, der Bill Gates die Welt zu Füßen legte.
Was können karrieresüchtige Neueinsteiger in der IT-Branche daraus für Lehren ziehen? Nun, wie auch Eubanks (der Mann hier im Bild) meint: Können und technische Visionen reichen nicht aus, um es zum Erfolg zu bringen. Die Business-Vision wie die eines William H. Gates III und der nötige Fleiß, zumindest die Arbeit anderer konzentriert zu kontrollieren (auch das ist Arbeit!) muss im Hinterstübchen ticken. Auch, wenn IT-Manager ihren Job oft hassen, wie kürzlich eine Studie ergab – langweiligen Business-Menschen gehört die Welt, kreative Typen wie Kildall enden oft als tragische Figuren.