Telefonie-Server AsteriskMächtig preiswert
Testbericht
Telefonie-Server Asterisk
Der Telefonie-Server Asterisk vereint Telefonie, VoIP und Sprachcomputer. Besonders interessant sind die Features zum Least-Cost-Routing. Verglichen mit üblichen Telefonanlagen ist das Open-Source-Produkt Version 1.2.5. wesentlich flexibler und zudem kostenlos. Das Anwendungsspektrum ist riesig, von einer kleinen Anlage für den Privatgebrauch bis zur großen Unternehmenslösung ist alles möglich.
Kontakt auf allen Kanälen
Telefonie-Server Asterisk
Asterisk unterstützt mittlerweile alle aktuellen Kommunikationswege. Die Palette reicht von der analogen Telefonie über ISDN-Adapter bis hin zu Karten für den Primärmultiplex-Anschluss und SIP-Verbindungen (Session Initiation Protocol). Damit all diese Optionen zur Verfügung stehen, sind allerdings einige Voraussetzungen zu erfüllen. Für den einfachen SIP-Betrieb genügt eine Internetanbindung mit DSL.
Wer eine kleine Firma mit SIP-Telefonie ausstatten möchte, sollte eine Standleitung mit symmetrischen Datenraten ins Auge fassen. Für eine Verbindung zum ISDN-Netz oder zu einer TK-Anlage ist eine ISDN-Karte mit mindestens einem, besser aber vier oder acht Ports erforderlich. Ist die Hardware vorhanden, kann es an die Installation gehen. Im Testlabor zeigt sich, dass ein dedizierter Rechner die beste Wahl für einen Asterisk-Server ist.
Erste Alternative: Auf die harte Tour
Telefonie-Server Asterisk
Die manuelle Installation ist aufwändig, da Asterisk nur im Quelltext vorliegt. Selbstkompilieren ist also angesagt. Dazu müssen erst die benötigten Bibliotheken installiert werden, von denen einige ebenfalls nur als Quelltext vorliegen. Rund einen Arbeitstag sollte man für die Installation einkalkulieren.
Ebenso viel Zeit frisst die Erstkonfiguration. Über Textdateien werden sowohl die Kommunikationspfade definiert als auch Wählregeln festgelegt. Mit der englischsprachigen Dokumentation der Beispieldateien ist das für versierte Linux-Admins kein Problem, für normale Anwender hingegen schon. Lohn der Mühe ist ein optimal angepasstes System, das auch mit ausgefallenen Hardware-Konfigurationen klarkommt.
Zweite Alternative: Klick, klick, klick
Telefonie-Server Asterisk
Wer sich mit einer Standardkonfiguration begnügt, nutzt die Distribution Asterisk@Home und spart damit Zeit und Nerven. Diese auf Cent OS 4.2 basierende Linux-Variante richtet auf einem mit passender Hardware versehenen PC alle Asterisk-Komponenten automatisch ein. Vorsicht: Eventuell noch auf der Festplatte befindliche Betriebssysteme und Programme werden hierbei gelöscht, man kann die Distribution also nicht parallel installieren.
Zusatzprogramme wie die webbasierte Verwaltung AMP sowie ein Monitor zur Live-Anzeige der belegten Leitungen erleichtern dem Anwender das Leben. Der Preis für diesen Komfort ist, dass dem User bei dieser Installationsvariante die inneren Zusammenhänge des Systems verborgen bleiben. Dies wirkt sich vor allem dann negativ aus, wenn nachträglich eine von Asterisk@Home nicht unterstützte ISDN-Karte integriert werden soll. Keine Probleme gibt es im Test mit Karten, die den HFC-Chipsatz verwenden. Für 40 Euro gibt es beispielsweise die ISDN 128 Surf PCI von Acer.
Kann und macht fast alles
Telefonie-Server Asterisk
Ist die Hürde der Installation erst einmal genommen, bietet Asterisk an Gesprächsfunktionen alles, was das Herz begehrt. Das Herzstück ist die VoIP-Unterstützung. Mit Voicebox (Anrufbeantworter), automatischer Rufweiterleitung zu internen und externen Zielen, Rufgruppen, Gesprächsübernahme und Music on Hold deckt Asterisk aber auch alle anderen im Business-Umfeld wichtigen Funktionen komplett ab. Zusätzliche Features wie Sekretärinnenschaltung, fallweise Umleitung je nach Nummer des Anrufers und die Integration in das Customer Relationship Management Sugar CRM gehören bereits zu den Basis-Features.
Wie die Konfiguration der Hardware erfolgt auch das Setup der Funktionen mit Hilfe von Konfigurationsdateien im Textformat. Das Gleiche gilt für die Programmierung des Digital Assistant, mit dem sich die von vielen Unternehmen bekannten Sprachcomputer zur Filterung der Anrufer nachbilden lassen.
Hierfür stellt Asterisk eine Vielzahl vorgefertigter Sprachmodule zur Verfügung, allerdings nur in englischer Sprache. Deutsche Versionen der Texte gibt es unter www.beronet.com als app_saynumber und asterisk prompts de v1.0 zum Nachrüsten.
Alte TK-Anlagen mit VoIP aufrüsten
Telefonie-Server Asterisk
Ein großes Plus von Asterisk ist, dass es keineswegs nur als Ersatz einer TK-Anlage arbeitet. Es ist problemlos möglich, Asterisk zwischen alte Anlage und Telefonnetz zu schalten und so VoIP nachzurüsten. Interessant für Firmen mit mehreren Zweigstellen ist zudem das Asterisk-eigene Übertragungsprotokoll IAX2. Damit lassen sich Gespräche zwischen mehreren Servern vermitteln. Das ermöglicht kostengünstige Telefonate zwischen Zweigstellen eines Unternehmens und Least-Cost-Routing für im Verbund zusammengeschlossene Standorte.
Asterisk zeigt, wie leistungsfähig Open Source sein kann. Der kostenlose Telefonie-Server bietet dem Anwender nach einer gewissen Einarbeitungszeit eine enorme Funktionsvielfalt. Der Nachteil: Bei kostenloser Software gibt es keine offizielle Supporthotline. Wenn es ein Problem gibt, muss sich der Administrator selbst in der Dokumentation oder im Internet schlaumachen.
Testergebnis
Telefonie-Server Asterisk
Hersteller: Digium
Produktname: Asterisk
Internet: Digium Homepage
Preis: kostenlos (Aktuelle Software im testticker.de-Softwareshop)
Die wichtigsten Features
– verbesserte Scriptsprache
– überarbeitete Soundkarten-Unterstützung
– Support für Linux-Kernel 2.6
– bessere Echo-Cancellation
– Zugriff auf Nachrichten via Webinterface
Systemvoraussetzungen
Betriebssysteme: Linux, FreeBSD, OpenBSD, NetBSD, Max OS X
Prozessor/RAM: Pentium III 500/512 MByte
Fazit
Die kostenlose Software ist ein wahres Feature-Monster. Als Anwender muss man sich aber im Klaren sein, dass es keine Hersteller-Hotline gibt.
Gesamtwertung: gut
Leistung (40%): sehr gut
Ausstattung (25%): sehr gut
Bedienung (25%): gut
Service (10%): befriedigend