Bildbearbeitung mit Photoshop CS2
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Darum geht es

Bildbearbeitung mit Photoshop CS2

Lässt sich die Foto- und Bildbearbeitung heutzutage eigentlich noch verbessern? Eine provokante Frage, mit der nicht die Benutzerfreundlichkeit der entsprechenden Programme gemeint ist, sondern die Funktionalität. Klar, bei der Benutzerfreundlichkeit gibt es immer Potenzial, und befragt man zehn Nutzer, wird man sicherlich zu manchem Bedienelement zehn Meinungen zu hören bekommen. Bei der Funktionalität scheinen die Möglichkeiten dagegen ziemlich ausgeschöpft. Adobe muss also mit dem neuen Photoshop CS2 beweisen, dass es noch Verbesserungspotenzial gibt. Dieser Workshop nimmt sich einige Bilder aus der Praxis und bearbeitet sie mit neuen Funktionen. Im Vordergrund stehen dabei die Rohdaten der Digitalkamera, die so genannten RAW-Bilder. Außerdem soll stürzenden Linien und Bildfehlern zu Leibe gerückt werden.

Bridge: professionell verwalten

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Bei Adobe Bridge, das in der Creative Suite 2 integriert ist, handelt es sich um ein Verwaltungsprogramm für Bilder, das aus dem Dateibrowser von Photoshop hervorgegangen ist, aber beispielsweise auch mit Adobe Illustrator zusammenarbeiten kann. Die von anderen Bildbetrachtern übernommenen Funktionen wie die Bildbewertung mit Sternchensystem wissen durchaus zu gefallen.

Als besonders praktisch erweist sich im Alltag der Umgang mit Metadaten. Sie haben die Möglichkeit, Metadaten von der Kamera einzusehen, aber auch eigene Stichwörter und Ähnliches zuzuweisen. Die Metadaten lassen sich dabei auch als Templates anhängen. Eine leere Template-Vorlage erzeugen Sie beispielsweise mit einem neuen Dokument in Photoshop. Machen Sie dort unter Datei, Datei-Informationen alle gewünschten Angaben und wählen Sie dann Metadatenvorlage speichern. Die Vorlage erscheint dann in der Bridge unter Werkzeuge, Metadaten anhängen.

Viele der Bridge-Funktionen sind natürlich schon aus dem Dateibrowser bekannt. Beispielsweise können Bilder einfach gedreht werden. Die Besonderheit liegt darin, dass die Bridge unabhängig von Photoshop zur Verfügung steht, also programmübergreifend für die gesamte Suite. So bietet sie eine Anlaufstelle, von der aus das Farbmanagement der gesamten CS2-Suite gesteuert werden kann.

Brückenarbeiten

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Ausgangsbasis für diesen Workshop sind Bilder, die mit der Digitalkamera als RAW-Bilder und nicht als JPEG aufgenommen wurden. Sie müssen dazu in Ihrer Digitalkamera auf das Dateiformat RAW wechseln. Vorsicht, nicht jede Kamera kann das. Zum Testen liegt ein Bild auf der Heft-CD bei.

Bilder in der Rohform sind beste Qualität und können über die Adobe Bridge angepasst werden. Zuerst sollen sie umbenannt und in einen neuen Ordner kopiert werden. Zuständig dafür ist die Stapel-Umbenennung. Sie erreichen sie über das Kontextmenü oder das Tastenkürzel [Strg Shift R]. Wer die Stapelverarbeitung von Photoshop kennt, wird sich hier schnell zurechtfinden. Sie können mit der Stapel-Umbenennung ganze Bildordner oder nur die ausgewählten Bilder gesammelt umbenennen und beispielsweise einen völlig neuen Text als Dateinamen verwenden. Nützlich ist das selbstverständlich bei von der Digitalkamera gelieferten Bildern, die meist wenig sprechende Namen besitzen. Unten im Dialogfenster erhalten Sie außerdem jederzeit eine Vorschau, wie viele Dateien umbenannt werden.

Wenn Sie auf eines der RAW-Bilder in Bridge doppelt klicken, öffnet sich das in Photoshop CS2 neue RAW-Plug-in. Sie können es aber auch direkt über die Bridge öffnen. Dazu wählen Sie [Strg R] oder den Befehl In Camera Raw öffnen aus dem Kontextmenü. Sollen mehrere Bilder gleichzeitig bearbeitet werden, markieren Sie einfach die Bilder in der Bridge und öffnen sie dann über [Strg R] oder das Kontextmenü. Nun sind alle auf einmal geöffnet und in der Leiste auf der linken Seite sichtbar. Wenn Sie für eines Einstellungen vornehmen, können Sie diese allerdings sehr einfach mit dem Befehl Synchronisieren auf die anderen übertragen. Sie haben dabei sehr genaue Wahlmöglichkeiten, welche Korrekturoptionen im Einzelnen übertragen werden sollen.

Die Flexibilität ist hier wirklich beeindruckend, denn die Camera-RAW-Einstellungen lassen sich sogar nachträglich über das Kontextmenü wieder entfernen und im Menü Bearbeiten verwalten.

Korrekturen per RAW-Plug-in

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Nun aber zu den Korrekturen, die das RAW-Plug-in erlaubt. Ausgangspunkt ist ein Bild mit einer Teilaufnahme einer Cappuccino-Maschine. Sie wirkt sehr metallisch und soll nun ein wenig korrigiert werden. Die Korrekturmöglichkeiten betreffen aber nicht nur Farbliches. Über den Bereich Workflow haben Sie auch die Möglichkeit, Auflösung und Größe einzustellen.

Die Werkzeuge links oben bieten neben den üblichen Hilfswerkzeugen wie Zoom und Verschieben des Bildausschnitts auch ein Freistellwerkzeug und ein Werkzeug, um einen schiefen Horizont zu korrigieren.

Des Weiteren findet sich ein Werkzeug zur Korrektur der Weißbalance. Letztere wirkt im Beispielbild schon sehr gut, wenn Sie auf einen der weißen Bereiche auf der linken Seite klicken. Damit wird ein fehlerhafter Weißabgleich aus der Kamera manuell korrigierbar. Die Korrektur hebt dann automatisch die Farbtemperatur auf 5200K an. Arbeiten Sie noch ein wenig nach und erhöhen Sie auf 5400K und den Farbton auf +2.

Einige Voreinstellungen für verschiedene Lichtverhältnisse finden Sie übrigens in der Auswahlliste über der Farbtemperatur. Mit den Schiebereglern darunter nehmen Sie noch genauere Einstellungen vor. Sobald Sie zu schieben beginnen, wird das Kontrollkästchen Auto deaktiviert. Für das vorliegende Beispiel erhöhen Sie die Schatten auf +6 und verringern die Sättigung auf -8.

Das Register Anpassen ist allerdings bei weitem nicht das einzige. Unter Details korrigieren Sie Schärfe und Farbrauschen, in Blende gleichen Sie Farbstiche an den Rändern aus und steuern bei der Vignettierung, wie stark die Randabdunklung der Kameralinse ausgeglichen wird. Das Register Kurve enthält eine Gradationskurve, mit der Sie den Kontrast verändern. In der Auswahlliste gibt es bereits vorgefertigte Werte ? für das Beispiel bietet sich Mittlerer Kontrast an. Das letzte Register Kalibrieren dient für Farbverschiebungen und zum Ausgleichen von Farbstichen.

Wenn Sie nach getanen Korrekturen mit Fertig bestätigen, werden die Camera-RAW-Einstellungen für das Bild übernommen. Die Schaltfläche Speichern sichert das RAW-Bild in einem anderen Format. Ähnlich wie bei der Stapel-Umbenennung finden Sie hier auch Möglichkeiten, das Bild mit einer anderen Namenskonvention zu speichern oder es in einen anderen Ordner zu legen. Mit der Schaltfläche Öffnen rufen Sie direkt Photoshop auf.

Übrigens, wenn Sie die Einstellungen nicht bereits für mehrere Bilder vorgenommen haben, können Sie sie im Menü Bearbeiten jederzeit kopieren und auf andere RAW-Bilder anwenden. Hier erhalten Sie die Optionen, die Sie bereits vom Synchronisieren kennen. Und wollen Sie die Bilder dann in verschiedene Formate konvertieren, müssen Sie sie nicht erneut bearbeiten, sondern Sie verwenden einfach den Menübefehl Werkzeuge, Photoshop, Bildverarbeitung. Dort können Sie auch Breite oder Höhe angeben und die Bilder automatisch skalieren lassen.

Blendenkorrektur

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Architekturfotografie ist keine leichte Aufgabe ? gerade mit einem Weitwinkelobjektiv ergeben sich sehr schnell stürzende Linien. Aber auch bei anderen Motiven kommt es leicht einmal zu objektivbedingten Verzerrungen von eigentlich geraden Linien. Als Gegenmittel neu in Photoshop CS2 ist hier der Filter Blendenkorrektur. Ausgangsp
unkt zum Testen ist das Bild Gang.jpg. Öffnen Sie die Datei und anschließend den Filter unter Filter, Verzerrungsfilter, Blendenkorrektur. Einige der Einstellungen wie die Korrektur für die Vignette kommen Ihnen sicherlich aus dem Camera-RAW-Dialog bekannt vor.

Um die Verzerrung ordentlich ausbessern zu können, sollten Sie zuerst in der unteren Leiste die Farbe und die Rasterweite auf das Bildmotiv anpassen. Dann geht es an die eigentlichen Änderungen: Bei Verzerrung entfernen wählen Sie +6 als Wert. Vertikale und horizontale Perspektive benötigen Sie beispielsweise bei von unten fotografierten Häuserwänden. Bestätigen Sie dann mit Ok.

Da das Bild verzerrt wurde, müssen Sie noch einen rechteckigen Bereich ausschneiden. Korrigieren Sie zum Abschluss das Bild noch ein wenig über die Tonwertkorrektur oder die Gradationskurven, und fertig ist die Anpassung.

Fluchtpunkt: Perspektive

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Etwas komplexer ist das Werkzeug Fluchtpunkt. Es dient dazu, Bildteile perspektivisch zu versetzen und zu retuschieren. Sie müssen sich ein wenig einarbeiten und ausprobieren, aber dann klappt es gut. Ausgangspunkt ist das Bild mit dem gerade korrigierten Gang. Erstellen Sie eine neue Ebene in der Ebenenpalette und wählen Sie dann Filter, Fluchtpunkt. Hier gibt es nun ein Ebene erstellen-Werkzeug. Die hier erwähnte Ebene ist keine normale Photoshop-Ebene, sondern eine Ebene in der Bilddimension, und sie dient zur Abbildung der Perspektive. Wählen Sie als vier Punkte die Ecken des Ganges.

Ist die Linie noch Rot, passen die Eckpunkte nicht exakt. Verschieben Sie sie manuell, bis ein blaues Raster erscheint. Klicken Sie dann bei gedrückter [Strg]-Taste auf den mittleren Anfasser auf der rechten Seite und ziehen Sie die Perspektive nach oben. Dasselbe wiederholen Sie für den mittleren Anfasser hinten. Nun haben Sie eine Perspektive für den Raum erstellt. In dieser können Sie nun mit Pinsel, Auswahl und Ähnlichem arbeiten. Ziehen Sie beispielsweise eine Auswahl über der Tür auf und wählen Sie als Verschiebungsmodus Quelle. Damit können Sie die Tür durch andere Bereiche ersetzen ? und alles in der richtigen Perspektive. Da die Tür hier allerdings recht groß ist, können Sie auch anders vorgehen: Wählen Sie einen Bereich rechts von der Tür aus und klicken Sie ihn mit gedrückter [Alt]-Taste an. Er wird dann zur schwebenden Auswahl, die sich verschieben und transformieren lässt. Damit überlagern Sie den unteren Bereich der Tür und passen dann über das Auswahlwerkzeug die Deckkraft an. Bei Reparieren wählen Sie als Option Luminanz. Dies wiederholen Sie mit dem oberen Teil der Tür und arbeiten dann mit Pinsel und Stempel nach. Im Endergebnis ist die Tür verschwunden.

Meistens ist das Ergebnis noch nicht ganz perfekt: in solchen Fällen arbeiten Sie einfach mit den klassischen Photoshop-Werkzeugen noch ein wenig nach. Und noch drei Tipps zum Werkzeug: Inhalte aus der Zwischenablage lassen sich einfach mit [Strg V] einfügen und dann innerhalb der Perspektive verschieben. Wenn Sie die [Strg]-Taste drücken, ändert sich die Schaltfläche Abbrechen in Standard. Ein Klick darauf speichert die aktuelle Perspektive. Drücken Sie die [Alt]-Taste und klicken Sie auf Ok, wird das Raster als blaues Bitmap auf die aktuelle Photoshop-Ebene übernommen.

Fazit

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Zum Abschluss der Arbeiten lohnt der Rückweg in die Adobe Bridge. Dort gibt es im Menü Ansicht einen recht praktischen Präsentationsmodus. Mit [H] erhalten Sie dessen Optionen beziehungsweise blenden sie wieder aus. Die Leertaste startet die automatische Präsentation, und mit den Pfeiltasten schalten Sie selbstständig durch.

Der Präsentationsmodus ist natürlich nur eine Spielerei. Das kann man von den gelungenen Blenden- und Fluchtpunktkorrekturen nicht behaupten. Sie bewähren sich im Praxiseinsatz. Das Camera-RAW-Plug-in, Bridge und die tolle Integration sind absolute Highlights der neuen Photoshop-Version. Die hier gebotenen Möglichkeiten liefern ambitionierten Fotografen im Zusammenspiel mit hochwertigen Spiegelreflex-Digitalkameras völlig neue Bearbeitungsmöglichkeiten und einen sehr einfach zu handhabenden Workflow.

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