Unternehmens-Security
Kommt Spyware etwa aus dem Nichts?
Guy Kewney glaubt, dass Spyware eine Bedrohung unserer Privatsphäre darstellt, aber andere betrachten sie als nützliches Marketing-Instrument.
Unternehmens-Security
Ich habe eine schwierige Frage an Sie: Sind Sie gegen Spyware, weil sie Ihren PC langsamer macht oder weil sie Sie Ihrer Privatsphäre beraubt?
Spyware – was ist das?
Ja, ich bin mir völlig im Klaren, dass eine ganze Reihe von Leute zurück fragen werden: “Was ist Spyware?” Die Antwort ist, Spyware ist viel mehr als sie sich vorstellen könnten. Das Hauptproblem für viele Leute ist, dass das Web so langsam ist und das Konzept von Spyware ihnen nicht geläufig ist. Aber nehmen wir einmal an, Sie haben eine Vorstellung und sogar ein oder zwei Spyware-Blocker laufen: Was genau wollen sie erreichen?
Es ist nicht die Liebe, die das Web am Laufen hält, sondern das Geld. Und Geld kommt im Web von Anzeigen. Nun sind Anzeigen schon immer eine Art schwarzer Kunst gewesen, doch der PC verändert die Art und Weise, wie sie arbeiten – und Spyware wird ein Teil davon sein.
Online-Marketing
Im Internet werden wir ganz speziell zu Individuen, nicht zu Gruppen. Bevor wir zu einer Gemeinschaft von Browsern wurden, gehörten wir zu sozio-ökonomischen Gruppen und wurden en gros ge- und verkauft. Wenn ich beispielsweise einen hochwertigen Whisky verkaufen möchte, würde ich auf die Leser einer Zeitschrift oder Zeitung spekulieren, oder auf die Zuschauer eines Fernsehprogramms und sagen: Ich wette, dass zwei Prozent von ihnen Whisky-Trinker sind, sagen wir von einer Million Leuten. Ich bezahle 10 000 Pfund für die Anzeige und wahrscheinlich werden 100 000 Leser die Anzeige sehen und vielleicht sind 2000 dabei, die Whisky mögen. Dieses Exempel bietet einen Weg auszurechnen, wie viel Geld man für Werbung ausgeben kann. Was muss man noch wissen?
Nun, zuerst müssen Sie wissen, um wie viel sich der Verkauf erhöhen wird und nicht “Was ist eine gute Spekulation?? Denn wenn ich 10 000 Pfund ausgebe, werden meine Verkaufszahlen hoch genug steigen, um mehr als 10 000 Pfund extra Profit abzuwerfen? Ein Computer macht es möglich, diese Frage zu stellen und sogar eine Antwort darauf zu erhalten. Mit dem Computer stellt sich plötzlich nicht mehr die Frage ?wie viele Familien mit zwei Autos sehen diese Anzeige? sondern ?Ist Mrs. Faraday online??
Benutzerprofile
Das Wort, welches die Industrie dafür benutzt ist ?Präsenz?.
Das ist der Grund, weshalb Yahoo, MSN, AOL und Skype alle Instant Messaging Services haben. Sie wissen: wenn Sie miteinander verknüpft sind, können Sie Instant Messages von AOL zu Yahoo oder Skype zu ICQ schicken – das Geschäft wäre im Aufschwung. Aber das Geschäft mit den Instant Messages ist nicht profitabel. Was Geld bringt, ist zu wissen, dass TimB2001 online ist und dass er wahrscheinlich im Angebot für Babynahrung, eine Kylie Minoque CD oder eine Pocket Webcam herumsurft.
Und genau aus diesem Grunde bieten Yahoo, Google und MSN alle Riesenmengen an freier Email. Während sie in der Vergangenheit die Speicherkapazität für ihre Mail auf 4 MB begrenzten, geben diese Leute jetzt bis zu mehreren Gigabytes frei, weil sie wissen, wenn sie Ihre Mail lesen, können sie eine Menge über Sie lernen. Vielleicht überrascht es Sie zu erfahren, dass sie das tun, aber sie können das wirklich und wenn es nur darum geht, ein “Profil” Ihrer Interessen aufzubauen – und viele tun dies. Wenn Sie dann auch noch Ihren Browser von Website zu Website zurückverfolgen, werden sie womöglich mehr über Sie wissen, als Sie über sich selbst.
Wir menschlichen Wesen sind im allgemeinen recht gut vorhersagbar. Die meisten Leute aus der Mittelklasse mit Kindern um die 17 Jahre machen Pläne, sie auf die Uni zu schicken. Die meisten Käufer, die zum ersten Mal ein Haus in Großbritannien kaufen sind so Mitte 20. Die meisten Hundebesitzer sind Hausbesitzer und so weiter.
Aber man kann noch wesentlich spezifischer werden und genau das tun die großen Supermarktketten und Einzelhandelswebseiten.
Ihnen stehen die Daten über Gewohnheiten zur Verfügung. Jemand der Y und X kauft, wird wahrscheinlich auch Z kaufen. Wenn sie sehen, dass er ein bestimmtes Produkt kauft, ist es an der Zeit, ihm für Z einen guten Preis zu machen. Die Kunden müssen noch nicht mal wissen, dass andere existieren – wenn man er erste ist, der es ihnen sagt, hat man das Geschäft gemacht.
Der Computer bietet den Vertriebschefs eine Möglichkeit, Werbung nur an die Menschen auszusenden, die ihre Produkte wollen. Und der Weg, den PC dazu zu bringen, dass er genau das tut heißt Google Adsense – oder etwas ähnliches – immer vorausgesetzt, dass man Sie zurückverfolgen kann, wie Sie im Supermarkt rumlaufen, Benzin fürs Auto kaufen, Geld in einer Tapas Bar lassen, Tickets für einen Film buchen oder ein ISA-Sparkonto eröffnen.
Spyware, richtig gehandhabt, kann all das tun, ohne den reibungslosen Betrieb ihres PC zu stören. Das Problem, wie die meisten von uns es sehen, liegt darin, dass er gerade das nicht macht. Der PC wird schwerfällig, er blockiert die Arbeit, während er versucht zuhause anzurufen (die Spyware-Homepage zu erreichen), er zerlegt nicht standardisierte Browser und er wird entführt von Leuten, die kriminelle Handlungen durchführen wollen.
Die Bedrohung der Privatsphäre
Die Entscheidung für die Zukunft liegt also bei uns. Wenn Spyware unauffällig gemacht werden kann – hätten Sie was dagegen? Wenn Firmen wie Amazon Filme empfehlen könnten, die Sie wirklich mögen, Bücher die Sie gern lesen, oder Upgrades für Ihren PC, die ihm wirklich nützen, wäre das denn wirklich gut? Oder wäre der Verlust der Privatsphäre zu groß?
Ich habe dazu eine Menge Leute im letzten Jahr befragt und es deprimiert mich, dass ich berichten muss, dass sie im Großen und Ganzen gesagt haben: Warum soll mich das kümmern?’
Meine Meinung ist, dass dies eine Bedrohung der bürgerlichen Rechte darstellt, schlimmer als irgendetwas, von dem Orwell in seinem 1984 auch nur träumen konnte. Wenn diese Art der persönlichen Überwachung Eigentum des Staates würde, wären abweichende Meinungen gar nicht mehr möglich. Die Geister wüssten eher als Sie selbst, dass Sie ein Sicherheitsrisiko geworden sind. Ich befürchte nur, dass im Moment anscheinend niemand sonst dies als irgendein Problem sieht.