Daten retten zum Nulltarif
Datenrettung
Der Datenverlust
Daten retten zum Nulltarif
Kommt es zum Datenverlust, sollte der Anwender vor allen Rettungsversuchen die zugrunde liegenden Ursachen ermitteln. Bei Hardware-Defekten wie einem Headcrash kann bereits das Einschalten des PCs und
Mounten der Festplatte den Schaden erheblich vergrößern.
Gute Dienste leisten Recovery-Tools jedoch, wenn Daten versehentlich gelöscht, logische Laufwerke formatiert wurden oder die Daten einem Virus zum Opfer gefallen sind. Mit welchem Erfolg das gewählte Programm die Daten wiederbelebt, hängt aber nicht allein von der Software ab. Das Dateisystem spielt eine entscheidende Rolle.
Recovery-Leistung und Dateisystem
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NTFS ist in puncto Datensicherheit und -verwaltung FAT32 gegenüber deutlich überlegen: Sämtliche Änderungen am Dateisystem registriert Windows in Echtzeit anhand von Prüfpunkten, um im Fall eines Crashs beim Neustart den Systemfehler im Hintergrund zu korrigieren (Fehlerkorrektur nach Abstürzen).
Spezielle Recovery-Programme erzielen auf NTFS-Partitionen deutlich bessere Ergebnisse. Im Gegensatz zu FAT mit der separaten Dateizuordnungstabelle am Anfang eines Volumes organisiert NTFS die Master File Table (MFT) anhand von versteckten Dateien. Die MFT verwaltet alle Dateien eines Volumes und so genannte Metadaten in einer relationalen Datenbankstruktur. Informationen zu den Dateien sind dabei in Zeilen und Attribute wie »versteckt«, »verschlüsselt«, »komprimiert« in Spalten angeordnet. Über 900 KByte große Dateien passen nicht komplett in einen Datensatz der MFT. NTFS hinterlegt die Hinweise auf die Speicherorte in der B-Baum-Struktur.
Dieses System garantiert deutlich bessere Wiederherstellungsergebnisse als unter FAT32. Ein typischer Unterschied: Unter NTFS lassen sich Dateien sehr häufig in der Originalbezeichnung wiederbeleben. Je nach Grad der Zerstörung scheitert FAT32 an dieser Aufgabe und verfälscht den Dateititel mit Sonderzeichen. Aus Sicherheitsgründen sollten Anwender daher ihre Partitionen als NTFS-Volumes formatieren.
Datenrettungs-Tools richtig einsetzen
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Auch mit günstiger oder sogar kostenloser Software erzielen Sie bei der Datenrettung gute Ergebnisse. Allerdings sind dabei einige Voraussetzungen zu beachten: Das Recovery-Programm muss vor dem Datenverlust installiert werden, um durch die Installation nicht Daten auf der Festplatte unwiederbringlich zu überschreiben. Und es dürfen nach dem Crash keine weiteren Programme installiert worden sein. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Dateileichen in den Clustern komplett überschrieben werden. Zudem muss ausreichend Festplattenspeicher zur Verfügung stehen in der Regel die doppelte Kapazität der verlorenen Datenmenge.
Die Installation der Recovery-Tools sollte unbedingt auf einer Partition erfolgen, die nicht vom Datenverlust betroffen ist. Das Gleiche gilt für die Platzierung des neuen Ordners mit den wiederhergestellten Daten. Arbeitet der Anwender lediglich mit einer einzigen Partition oder ist die System-Partition selbst betroffen, bietet sich der Einsatz spezieller Bootdisketten an. Zwei der besten Programme, Easy Recovery und File Scavenger, sehen den Einsatz von separaten Boot-Medien standardmäßig vor. PC Professionell stellt im Folgenden die wichtigsten Tools vor und erklärt die Stärken und Schwächen der Programme im Alltagseinsatz.
Auf der sicheren Seite ist jedoch, wer die Festplatte mit den wiederherzustellenden Daten als zweites Laufwerk in einen Zweitrechner einbaut und von dort aus die Datenrettung startet. Gerettete Daten sollten grundsätzlich auch nicht auf die vom Verlust betroffene Festplatte, sondern auf einen anderen Datenträger gespeichert werden. Nur dann ist wirklich sichergestellt, dass eine versuchte Datenrettung nicht ins Gegenteil umschlägt und die wiederherzustellenden Daten unwiederbringlich durch Speichervorgänge überschrieben werden.
Kroll-Ontrack: das Kombi-Paket
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Easy Recovery (ab 80 Euro) umfasst Tests der physikalischen und logischen Integrität aller Laufwerke sowie Reparatur- und Wiederherstellungsfunktionen für gelöschte oder zerstörte Daten. Aber Vorsicht: Physikalische Tests sind zur Vorbeugung gedacht und prüfen den Status lauffähiger Platter. Bei Hardware-basierten Datenverlusten ist von deren Einsatz abzuraten, um nicht mehr Schaden anzurichten.
Der Anwender kann Easy Recovery direkt von CD starten oder eine Bootdiskette erstellen, die den Data Advisor enthält. Über die Tests stellt der User fest, ob es sich bei einer Häufung von Zugriffsfehlern um Probleme des Dateisystems oder der Hardware handelt. Erklärungen und Empfehlungen enthalten die ausführlichen Berichte. Die schnelle Suche von Easy Recovery nach Dateileichen erfolgt partitionsweise. Nach Bedarf kann der User die restaurierten Fassungen direkt in einem neuen Ordner, auf einem Austauschmedium oder auf einem FTP-Server speichern.
Sehr gut ist die Wiederherstellungsrate auf NTFS-Volumes. Alle für den Test präparierten Dateien stellt Easy Recovery korrekt wieder her. Deutlich schlechter sind die Ergebnisse auf FAT32-Partitionen. Zwar behauptet Easy Recovery, alle Files retten zu können, tatsächlich sind aber nur Textfiles noch brauchbar.
Abhilfe schafft der Raw-Modus, mit dem schwer beschädigte Ordner und Partitionen über einen speziellen Suchalgorithmus mit eingebetteten Dateisignaturen ausfindig gemacht werden. Dafür verfügt das Tool über rund 200 Signaturen für Bilder, Office-Dokumente und andere Dateitypen. Im Raw-Modus wird die Festplatte sektorenweise inspiziert. Das dauert zwar länger, bringt aber gute Ergebnisse auch bei FAT32-Volumes
PC-Inspector: die Freeware-Alternative
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Komplett in deutscher Sprache ist die Freeware PC Inspector erhältlich. Im Gegensatz zu den Demo-Versionen anderer Hersteller stellt die Freeware-Variante Daten beliebiger Größe wieder her. Und das gelingt im Test ausgezeichnet unabhängig vom Dateiformat und Archivtyp, sofern der PC Inspector in NTFS-Volumes stöbern darf.
Die Ergebnisse in FAT32-Umgebungen sind jedoch extrem schwach. Zwar schiebt das Tool alle Files, die es rudimentär in den Clustern findet, in das dafür vom User vorgesehene Verzeichnis letztlich lassen sich aber nicht einmal die reinen Textdateien korrekt auslesen.
Interessant sind Zusatzfunktionen wie die Suche nach verlorenen Dateien. Der User gelangt auch dann ans Ziel, wenn er nicht weiß, welchen Namen die Datei trägt oder wo und in welchem Format sie gespeichert war. Für NTFS-formatierte Partitionen ist
PC Inspector eine hervorragende Alternative zu den meist recht teuren kommerziellen Konkurrenten.
File Scavenger: Nur für NTFS
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Ausschließlich auf NTFS-Volumes rettet
File Scavenger (ab 40 Euro) verloren geglaubte Daten. Dabei arbeitet das Utility extrem sorgfältig und stellt auch die ursprünglichen Ordnernamen wieder her.
Im Testbetrieb gelingt es dem Tool, sowohl Word-Texten mit Original-Formatierungen als auch Anwendungen, Bildern und selbst Musik-Files und gezippten Dateien wieder Leben einzuhauchen. Auch bei formatierten Festplatten kommt File Scavenger zu guten Ergebnissen. In einem speziellen Modus gelingt es dem Tool sogar, RAID-Systeme auszulesen, beschädigte Daten anzuzeigen und zu reparieren. Da sich File Scavenger zudem noch intuitiv bedienen lässt, ist das Programm definitiv eine gute Wahl.
Im kostenlosen Demo-Betrieb repariert das Tool nur die ersten 64 KByte der gefundenen Files. Insofern sind die rund 40 Euro Anschaffungskosten für die Vollversion gut investiert.
Zu ähnlich guten Werten kommt
Final Recovery. Die Reparaturrate liegt für kürzlich gelöschte Files bei über 95 Prozent (NTFS). Lediglich einige Musikfiles sind nach dem ersten Suchlauf nicht mehr abspielbar. Auf FAT32-Partitionen werden einige Mail-Dateien als Word-Dokumente interpretiert. Zudem stimmen in vielen Fällen die wiederhergestellten Dateinamen mit den ursprünglichen Benennungen nicht mehr überein, was im Ernstfall die Zuordnung der Daten erschwert.
Die Windows-Explorer-ähnliche Oberfläche lässt sich dagegen auch von weniger erfahrenen Anwendern intuitiv bedienen. Das Programm kostet rund 40 Euro, die Demo-Version stellt nur Dateien wieder her, die kleiner als 64 KByte sind.
Recover My Files: gut für FAT32
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R Recover My Files: gut für FAT32 ecover My Files (70 Dollar) erscheint in einer modernen, leicht zu bedienenden Oberfläche und sucht dateibasiert nach Datenresten. Dafür definiert der Anwender zuvor, welche Datentypen wieder hergestellt werden sollen.
Dieses Vorgehen reduziert vor allem auf großen Volumes die Recherchezeit. Das ist sinnvoll, denn bei einer nicht weiter differenzierten Suche benötigt das Tool für die Analyse bis zu einer halben Stunde.
Die guten Ergebnisse kompensieren diese Wartezeit. In NTFS-Umgebungen erreicht das Programm eine hundertprozentige Wiederherstellungsquote. Auch auf FAT32-Volumes sind die Resultate überdurchschnittlich gut. Einzige Schwachstelle: Die Rekonstruktion des richtigen Dateityps funktioniert unter FAT32 in einigen Fällen nicht. Das ist bei Text-Dokumenten weniger problematisch, wiegt bei Musik oder Video-Files aber schwer. Im Gegensatz zu File Scavenger werden auch die Original-Ordner nicht wiederhergestellt. Das erschwert bei großen Datenmengen die Zuordnung einzelner Dateien.
Word und Excel-Files retten
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Speziell um die Wiederherstellung zerstörter Office-Dokumente kümmert sich Office Recovery Premium. Die Ergebnisse sind gut.
Office Recovery scheitert allerdings beim Versuch, komplett gelöschte Daten wiederzubeleben. Das Programm muss zumindest Rudimente der ursprünglichen Datei erkennen.
Für die Anwendungen Word, Excel, Access, Outlook und Powerpoint lassen sich unterschiedliche Kombi-Pakete ordern. Die Preise beginnen bei 149 Dollar.
Für einzelne Recovery-Fälle leistet aber auch die voll funktionsfähige Demo-Version gute Dienste. Die einzigen Unterschiede zu den verhältnismäßig teuren Vollversionen: Die Zahl der zu reparierenden Dateien ist limitiert und die geretteten Daten werden mit dem Label »Demo« versehen. Den Download der Demo-Version finden Interessierte unter
www.officerecovery.com/word/download_demo.htm.
Gelöschte Fotos retten
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Hat der Anwender versehentlich Fotos auf austauschbaren Speichermedien gelöscht, etwa auf Speicherkarten für Digitalkameras, findet er in Zero Assumption Digital Image Recovery einen praktischen Helfer. Das Tool liest alle angeschlossenen Speichermedien aus und beginnt sofort damit, die Daten in einen zuvor definierten Ordner zu schieben. Mehr als zwei Mausklicks erfordert die ausgesprochen simple Bedienung nicht.
Die Leistung des Programms ist insgesamt noch als gut zu bezeichnen. Zwar werden längst nicht alle gelöschten Bilder wiederhergestellt, aber von den angezeigten Dateien sind alle brauchbar. Die kostenlose Software ist allemal einen Einsatz wert (
www.z-a-recovery.com/download.htm).
Festplattenkontrolle mit Disk Investigator
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Disk Investigator analysiert Festplatten und Partitionen und stellt die kompletten Inhalte der Volumes sektorenweise dar. Dafür nutzt das Programm einen Hexeditor, der sich je nach Bedarf in einen komfortablen Texteditor umschalten lässt.
Um schneller an die benötigten Datenreste zu kommen, setzt Disk Investigator auch auf einen Directory-Baum, über den der User schnell zum korrupten File navigiert. Zwar besitzt das Programm keine exklusiven Reparaturwerkzeuge, allerdings lassen sich die Reste von Textdateien manuell per Copy und Paste einsammeln.
Nicht möglich ist es dagegen, Disk Investigator auf die Suche nach verlorenen Dateien zu schicken. In der kommenden Version sollen laut Hersteller Recovery-Funktionen hinzukommen.
Daten retten mit Bordmitteln
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Windows XP besitzt mit dem Sicherungsprogramm unter Alle Programme/Zubehör/Systemprogramme eine eigene Backup-Lösung, die System-Tools, Anwendungen und Dokumente sichert. Diese Anwendung ist für den Hausgebrauch ausreichend, ersetzt aber kein professionelles Image-Programm. Gute Dienste leistet der Assistent für die automatische Systemwiederherstellung, der in das Sicherungsprogramm integriert ist.
Damit erstellt der User eine Startdiskette mit den aktuellen Systemeinstellungen etwa für den Desktop sowie ein Abbild der kompletten Systempartition. Diese Daten lassen sich auf eine CD-ROM brennen und zu gegebener Zeit über den gleichen Assistenten leicht wieder einspielen. Darüber hinaus kann der Anwender über chkdsk die Integrität aller oder einzelner Volumes prüfen. Als sinnvoll erweist sich der Parameter /f, weil dann gefundene Fehler sofort behoben werden. Dazu zählt das Löschen verwaister Datenketten.
Windows XP hat zudem eine eigene Kommandozeilen-Funktion, um Dateien von beschädigten Laufwerken wiederherzustellen: den Befehl recover. Dieser sucht wie auch die meisten professionellen Recovery-Tools die Festplatte Sektor für Sektor ab, kann aber nur Daten aus unbeschädigten Sektoren retten. Insofern sind die Ergebnisse nicht mit denen spezieller Recovery-Programme zu vergleichen, die auch beschädigte Sektoren auslesen und mehr Daten retten können.