Betriebssysteme
IT-Manager wollen ihr Zuckerl jetzt
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Die TCO (Total Cost of Ownership) als Argument dafür, Windows einzusetzen, wird die meisten IT-Manager wohl kaum verführen, meint Lem Bingley.
Anfang des Jahres hat IT-Week mit Unterstützung von Microsoft eine Untersuchung durchgeführt, welche Pläne IT-Manager in Bezug auf Server-Betriebssysteme haben – allerdings ohne Desktops.
Die Ergebnisse enthüllten ein interessantes und in gewisser Weise überraschendes Bild. Obwohl ein Durchschnittsunternehmen zurzeit 4,5 Serverbetriebssysteme betreibt, stand die Server-Konsolidierung nicht ganz oben auf der Prioritätenliste. Tatsächlich gaben mehr als die Hälfte – 54 Prozent – an, dass keine Pläne bestehen, die Systeme in absehbarer Zukunft zu konsolidieren.
Gleichermaßen wird erwartet, dass viele Unternehmen – 69 Prozent – in den nächsten 12 Monaten eine bestimmte Server-Plattform aus dem Verkehr ziehen werden, wobei man davon ausgeht, dass 50 Prozent der Unternehmen ein neues Server-Betriebssystem im gleichen Zeitraum einführen werden. Von drei Vierteln der Unternehmen erwartet man, dass sie mindestens eine Aufrüstung des Server-Betriebssystems im laufenden Jahr vornehmen werden.
Klar ist, dass Vielfalt einfach zum Leben des typischen IT-Managers dazugehört.
In vielen Fällen ist das Betriebssystem, welches den Fuß in der Tür hat, natürlich Linux. 44 Prozent der Firmen haben bis jetzt diesen entscheidenden Schritt gewagt. Von diesen Linux-Nutzern haben vier von fünf das System als Grundlage für ein neues Projekt gewählt.
An anderer Stelle der Umfrage haben wir IT-Manager gefragt, welches ihre Hauptziele in Bezug auf die Server-Plattformen seien. Sieht man sich die Prioritätenliste von oben nach unten an, erhält man diese Reihenfolge: Verringerung der Gefahr von Serverausfällen, Erhöhung von Leistung und Zuverlässigkeit, und die Reduzierung von Lizenzierungskosten.
“Windows wird kaum von einem anderen Betriebssystem verdrängt werden”
Aus diesen Angaben kann man einige ganz klare Schlüsse ziehen. Erstens wird Windows kaum von einem anderen Betriebssystem verdrängt werden. Unternehmen, die mit Windows arbeiten, werden im Großen und Ganzen dabei bleiben und aufrüsten. Aber gleichermaßen ist von den Firmen sehr stark zu erwarten, dass sie die Preise vergleichen, wenn sie neue Projekte in Angriff nehmen.
Wenn Microsoft mit Linux im Neugeschäft konkurrieren will, muss es Windows zuverlässiger, leistungsfähiger und preiswerter machen.
Microsoft versucht ernsthaft, die technischen Attribute von Windows zu verbessern. Was aber die Kosten anbelangt, steht die Firma vor einem Dilemma.
Zurzeit argumentiert das Unternehmen, dass sich die Firmen nicht an den Lizenzierungskosten orientieren sollen, sondern an den Total Costs of Ownership (TCO – sie enthalten die Gesamtheit der Kosten einer Investition, die über ihren kompletten Lebenszyklus hinweg anfallen). Microsoft hat verschiedene Drittfirmen beauftragt, Studien zu veröffentlichen, die die Windows-Server diesbezüglich in einem günstigen Licht erscheinen lassen.
Aber ich hoffe, dass Microsoft der Untersuchung von IT-Week entsprechende Aufmerksamkeit schenkt. Diese hat gezeigt, dass man sich in der realen Welt bei echten IT-Managern das Gerede über TCO sparen kann.
Langfristige, ganzheitliche TCO-Betrachtungen haben für einen IT-Chef, der unter kurzfristigem, spürbarem Budgetdruck steht, nur wenig Bedeutung. Wenn TCO wirklich eine Rolle spielen würde, wären alle IT-Manager ganz wild darauf, die Anzahl der Systeme, die Support benötigen, zu reduzieren. Aber stattdessen sieht man, dass mehr als die Hälfte gewillt ist, die permanenten Kosten für den Support von vier und mehr Plattformen zu schlucken.
“IT-Chfs glauben bereits, dass sie für Server-Betriebssysteme zu viel bezahlen – nicht nur für Windows”
Die IT-Chefs sind wesentlich besorgter, was die Anschaffungskosten für neue Ausrüstung angeht und sie glauben bereits, dass sie für Server-Betriebssysteme zu viel bezahlen – nicht nur für Windows. Bei unserer Stichprobe haben wir herausgefunden, dass die Befragten hoffen, die Kosten für die Lizenzierung von Betriebssystemen im Laufe des nächsten Jahres um fast ein Viertel zu reduzieren.
Wenn die anstehende Longhorn-Generation von Windows Unternehmen auf seine Seite ziehen will und nicht nur die bestehenden Kunden melken soll, wird Microsoft verbesserte Funktionalität, Sicherheit und Zuverlässigkeit beweisen müssen. Aber es müssen auch die Kosten berücksichtigt werden.
Eine einfachere und billigere Lizenzierung wäre eine tolle Überraschung – im Gegensatz zu noch mehr Wirbel um Erklärungen, weshalb teure Preisangaben in Wirklichkeit gar nicht so teuer sind, wenn man die Augen nur fest genug zukneift.