Mobile Computing
Unsicher in die Zukunft: Auslaufmodell PDA
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Aufgrund sinkender Verkaufszahlen geht man in den USA zunehmend davon aus, dass die Tage von PDAs gezählt sind. Daniel Robinson liefert hier eine ganze Reihe guter Gründe dafür, diese Vermutung für falsch zu halten.
Als Sony angekündigte, es werde die Produktion seines Handhelds Clié in Europa und den USA stoppen, fachte das Unternehmen damit eine hitzige Debatte an über die Zukunft von PDA-Handhelds überhaupt. Das Argument hieß: Wenn ein Gigant wie Sony es nicht schafft, mit dem Verkauf von PDAs Geld zu machen, wer dann?
Die Schwarzseher scheinen die Dinge hier ein wenig zu düster an die Wand zu malen. Als Zielgruppe unter den Neueinsteigern hatte Sony mit seinem Clié vorwiegend Privatnutzer adressiert, und der PDA-Verbrauchermarkt sieht sich jetzt in Zugzwang gebracht durch die poppig-schrillen Smartphones mit ihren eingebauten Digitalkameras und MP3-Playern, die gleichzeitig auch noch als Mobiltelefon dienen. Unternehmen haben dagegen weniger am Hut mit dem ganzen Geglitzer und Gebimmel.
“Unternehmen haben weniger am Hut mit dem ganzen Geglitzer und Gebimmel”
Erstaunlicherweise kommen die skeptischen Stimmen, die das Ende des PDA voraussagen, aus den USA, wo im ersten Quartal dieses Jahres fallende Verkaufsraten veröffentlicht wurden. Hier in Europa liegen die Dinge etwas anders, neuere Marktanalysen sprechen von einer rasch ansteigenden Nachfrage nach PDAs und Smartphones.
Eine mögliche Erklärung für das unterschiedliche Bild, das man von dieser Situation hier und dort hat, liegt darin, dass in den USA, meist Trendsetter für Europa, die Sättigung dieses Marktsektors bereits erreicht ist und die allermeisten Nutzer eines PDAs, für die das Gerät überhaupt in Frage kommt, zum jetzigen Zeitpunkt bereits ein solches besitzen.
Es könnte aber auch sein, dass die Käufer einfach noch auf etwas Neues warten. PDAs scheinen sich in den letzten paar Jahren nicht allzu stark weiterentwickelt zu haben. Der heute verfügbare Pocket PC hat vielleicht einen schnelleren Prozessor oder mehr RAM, aber der ganze Rest ist kaum zu unterscheiden von einem PDA, den man vor ein paar Jahren erwerben konnte.
“Der ganze Rest der Neuheiten ist kaum zu unterscheiden von einem PDA, den man vor ein paar Jahren erwerben konnte”
Allerdings habe ich trotz der angeblich fortdauernden Beliebtheit der PDAs in Europa bemerkt, dass in meiner Schnellbahn Richtung Innenstadt immer mehr Geschäftsleute sitzen mit BlackBerry-E-Mail-Geräten in der Hand, seltener mit iPaqs oder Smartphones.
BlackBerry-Handhelds haben zwar so gut wie keinen Glitzer-Schnickschnack, genießen aber den Ruf einer einfacheren Handhabung als andere Wireless-Geräte. Wird sich der Mobilmarkt jetzt in einen Unternehmens- und einen Privatsektor spalten, mit BlackBerry-Nutzern auf der einen und Smartphone-Besitzern auf der anderen Seite?
Schauen wir noch einmal über den großen Teich. Einige Hardware-Anbieter bereiten sich auf die neue Generation eines superkompakten Windows-PCs vor, der womöglich einen Teil des PDA-Markts an sich reißt. Geräte wie OQO und Tiqit, die beide gegen Ende dieses Jahres auf den Markt kommen sollen, pressen einen kompletten PC mit Windows XP, Tastatur und VGA-Bildschirm in eine Handheld-Box, die kaum größer ist als ein typischer Pocket PC.
Die Fähigkeit dieses erwarteten Geräts, mit Windows-Anwendungen zu laufen, könnte all diejenigen Käufer anziehen, denen ein Laptop zu schwer und zu groß ist und für die sonst der PDA die einzige Alternative wäre. Freilich bleibt erst einmal abzuwarten, wie lange die Batterien in solchen Geräten durchhalten, ganz abgesehen von den bekannten Windows XP-Flausen wie mangelnde Sicherheit und einen Bootvorgang, der die Geduld des Anwenders weit mehr auf die Probe stellt als jeder sofort startende Pocket PC.
“Ob es in Zukunft noch PDAs geben wird, erscheint fraglich”
Die Zukunft gehört wohl den Mobilgeräten und der Wireless-Technologie, aber ob es in fünf Jahren noch PDAs geben wird, scheint fraglich.