So viel Technik steckt im Sport

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Sport ist ohne Technik kaum noch vorstellbar, egal, ob bei der persönlichen Fitness, im Vereins- oder im Leistungssport. Ein Fitnessarmband oder eine Smartwatch trägt heutzutage fast jeder. Für Sportler ist dieses Gadget zu einem unverzichtbaren Bestandteil geworden, um Trainingseinheiten zu optimieren. Auch im Profi-Bereich spielt Spitzentechnologie eine immer wichtigere Rolle.

Computer sind im Sport nicht mehr wegzudenken: Digitale Programme, die Athleten vermessen und das passende Training ausarbeiten, Videoanalysen und Leistungsdiagnostik gehören im Profisport schon längst zum Alltag. Doch auch sogenannte wearables wie Trackingarmbänder und intelligente Sportkleidung sowie Tools, die mit Augmented und Virtual Reality arbeiten, revolutionieren die Sportwelt.

Training und Simulation digital

Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR)- Methoden helfen im Profi- und im Breitensport. In vielen Sportarten, zum Beispiel im Fußball, beim Skifahren und im Radsport dienen diese Methoden dem Taktiktraining und der anschaulichen Simulationen. Auch im Sportstudium gehören solche Dinge inzwischen zum Lernalltag der Studenten: An der Eberhard Karls-Universität Tübingen etwa lernen sie, wie Programme zur digitalen Analyse von Bewegungen im Sportunterricht eingesetzt werden können. Inhaltlich geht es darum, dass mithilfe entsprechender Computerprogramme Bewegungen aufgezeichnet werden, um sie zu analysieren, zu bearbeiten und zu evaluieren.

Mehr als Unterhaltung

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Von den neuen Technologien sollen nicht nur Sportler profitieren sondern auch Zuschauer. Ihnen können zum Beispiel mithilfe digitaler Animation von besonders interessanten oder gar entscheidenden Spielsituationen verschiedene Perspektiven geboten werden. Experten glauben, dass neue Technologien den Sport generell immer weiter beeinflussen werden und dadurch auch neue Sportarten entstehen. VR-Technologie erlaubt unter anderem Trainingseinheiten im Wohnzimmer. Auf dem virtuellen Fußballplatz können Kicker zum Beispiel Übungen zur Reaktionsgeschwindigkeit, Beinarbeit oder Technik vertiefen. In diesem Fall ist VR mehr als nur Unterhaltung, und die Bandbreite der Anwendungsmöglichkeiten steigt.

Reduzierung von Verletzungsrisiken

Auch im Profisport wird diese Methode bereits angewendet, zum Beispiel auch beim Tennistraining, wo Bewegungsabläufe und Aufschläge trainiert werden können, ohne dabei auf dem Platz stehen zu müssen, audiovisuelles Feedback inklusive. VR-Training kann auch dazu dienen, mögliche Verletzungsrisiken zu reduzieren und körperliche Schäden aufzudecken. Zum Beispiel beim American Football, einer Sportart, die ähnlich wie beim Boxen wegen des massiven Körperkontakts und damit verbundenen Gehirnerschütterungen zu degenerativen Hirnerkrankungen führen kann. Eine spezielle VR-Brille („Eye Sync“) soll künftig helfen, solche Schäden früh erkennen zu können. Betroffenen Spieler können so rechtzeitig aus dem Training genommen werden.

Analysehilfen

Den Videobeweis, der Fehlentscheidungen des Schiedsrichters vermeiden soll, hat Deutschland in der Fußballsaison 2017/18 eingeführt. Nun eröffnen sich neue Wege, das eigene Spiel und das der Gegner genauer unter die Lupe nehmen zu können. VR-Video-Material in 3D-Technik ermöglicht bei sowohl Athleten als auch Trainern darüber hinaus einen besseren Überblick und damit eine genauere Analyse absolvierter Matches oder Partien. In den USA wird die Technik bereits angewendet – nicht nur beim American Football, sondern auch beim NBA-Basketball. Hier kommen auch andere Technologien zur Anwendung, die etwa ein 3D-Wurftraining aus verschiedenen Perspektiven ermöglichen. Beim American Football wiederum werden mithilfe VR die sogenannten Field Goals trainiert.
Im Fußball finden diese Analyseprorgramme immer mehr an Gewichtung, ganze Abteilungen werden diesbezüglich eingerichtet und auf dem höchsten Standard aufgerüstet. Bewegungsanalyse (Heatmap), detaillierte Statistiken (bspw. der „Expected Goal-Wert“, der die Wahrscheinlichkeit einer Torerzielung aus jeder Situation errechnen kann“) und Körperüberwachungsprogramme (Laktatwerte, Superkompensation, etc.) sind in jedem Bundesliga Club mittlerweile üblich.

DFB geht Kooperation ein

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Den Deutschen Fußball hat die VR-Technologie ebenfalls erreicht. Der DFB hat eine Partnerschaft mit dem amerikanischen Unternehmen „STRIVR Labs“ geschlossen und weiter ausgebaut, laut DFB eine „Institution im Bereich Virtual Reality im Sport“. Wie Markus Weise als Leiter der Konzeptentwicklung der DFB-Akademie betont, habe man in diesem Pilotprojekt erste wichtige Erkenntnisse gesammelt. Von der Intensivierung der Zusammenarbeit Kooperation erhoffe sich der DFB neue Impulse für die Weiterentwicklung von Trainingsinhalten und Diagnostik.

Für Volleyball wurde ein Verfahren entwickelt, dass in schwer zu beurteilenden Situationen trotzdem sichere Entscheidungen ermöglicht. 13 fest installierte und 5 bewegliche Kameras sind erforderlich, um millimetergenau nachvollziehen zu können, ob ein Ball „gut“ war, ob es zu einer Netzberührung gekommen ist oder anderes. Von dieser Technik haben alle etwas. Sichere Entscheidungen, Trainer, die einen Videobeweis fordern können und Zuschauer für die strittige Szenen und ihre Auflösung ebenfalls nachvollziehbar werden. Und beim Skifahren tut sich im Bereich Tracking eine Menge. Hier kommen zum Beispiel Apps zum Einsatz, die mithilfe von Sensoren an der Skiausrüstung Daten an das Smartphone senden, die Aufschluss über den Fahrstil, die Durchschnittgeschwindigkeit und andere für Sportler wichtige Inhalte liefern. Andere Unternehmen haben Lufttaschen entwickelt, die Skifahrer mit Knieproblemen bei Bedarf unterstützen, indem sie sich aufblasen.

Wearables erobern Markt

Technik im Sport zielt allerdings nicht nur auf das Spiel-, Wettkampf- oder Trainingsgeschehen, sondern auf die individuelle Situation der Aktiven. Der Markt für Wearables als „Internet of things“ (Iot) wird immer größer: Immer mehr Entwickler aus der IT-Branche tüfteln etwa an intelligenter Bekleidung: Smarte T-Shirts zum Beispiel, sogar waschbar, die ohne zusätzlichen Gurt oder ein Armband Daten über den Körper des Sportlers erhebt: Etwa die Atemfrequenz, den Kalorienverbrauch und die Herzrate. Möglich macht das Elektronik, genauer: Sensoren sind es, die in das Kleidungsstück eingenäht worden sind.
Smartwear und Selftracking sind auf Erfolgskurs. Billig ist dies natürlich alles nicht. Andererseits hat sich sowohl im privaten Bereich als auch in der Wirtschaft immer stärker die Einsicht durchgesetzt, dass es sich bei Aufwendungen für den Sport weniger um lästige Kosten als um Investitionen handelt. Kostenträger wie manche Krankenkassen gehen diesen Weg inzwischen mit und übernehmen teilweise Kosten, die im Zusammenhang mit der Gesundheitserhaltung durch Sport und entsprechende Ernährung entstehen.

Von den T-Shirts bis in die Socken

Smarte wearables enthalten vielfältige Features. Mit ihnen können Temperaturen automatisch etwa durch Carbon-Nanoröhren angepasst oder Smartphones bedient werden, sie erzeugen während des Trainings solarproduzierten Strom, messen alle möglichen Körperfunktionen und überwachen so die Gesundheit. Spezielle Chips, die in Laufschuhe integriert werden, geben Aufschluss über die Trittfrequenz des Läufers, Socken liefern Hinweise über die Art und Weise, wie der Fuß beim Abrollen aufgesetzt wird. Auch die Zahl der Hersteller smarter Sportbekleidung, die gemeinsam mit IT-lern oder Start-Ups immer neue Produkte für den Markt entwerfen, wächst. Nach Schätzung von Marktforschern sollen Konsumenten im Jahr 2020 weltweit etwa 52 Milliarden Dollar für Wearables ausgegeben haben.

Neue Technologien erreichen Sportfans

Digitale Technologien in der Sportwelt wirken sich auch auf das Fanverhalten aus. Das wurde mithilfe einer globalen Studie herausgefunden. Danach bereichern neue Technologien beim Sporterlebnis sowohl in der Arena als auch Zuhause am Bildschirm 69 Prozent der Befragten. Ein Großteil der Sportfans nutzt im Stadion außerdem verschiedene App, um sich mit Live-Informationen zum Spiel zu versorgen. Wearables, die als elektronische Eintrittskarte dienen, wurden von 43 Prozent der deutschen Stadionbesucher verwendet. Und weiter: Auch Künstliche Intelligenz (KI) und VR sind auf dem Vormarsch, denn laut Studie hätten 39 Prozent der Deutschen schon einmal „Stadionatmosphäre“ durch eine VR-Brille Zuhause erleben wollen. Die Studie kommt außerdem zu dem Schluss, dass moderne Technologien die Bindung der Fans steigern. In Singapur, Indien und Hongkong seien es mittlerweile drei von vier Sportfans, die Wearables, Apps und andere Technologien in einem Stadion genutzt hätten. In Indien soll das für 88 Prozent der Stadionbesucher gelten. So weit ist Deutschland mit 50 Prozent noch nicht.

Passende Studiengänge

Auch die Hochschulen hat das Thema erreicht: An der Deutschen Hochschule für Prävention- und Gesundheitsmanagement zum Beispiel wird seit einiger Zeit der Studiengang „Sport- und Gesundheitsinformatik“ angeboten. „Der Sport- und Gesundheitssektor in Verbindung mit dem IT-Sektor sind wichtige Märkte für Wachstum und Beschäftigung geworden und deren wirtschaftliche Bedeutung wird im Hinblick auf die Digitalisierung weiter zunehmen“, wird auf der Homepage des Bildungsinstituts prognostiziert.

Dafür würden Fachkräfte gebraucht. Inhalte des Studiengangs beschäftigen sich unter anderem mit den verschiedenen digitalen und technischen Möglichkeiten rund um Fitness und Gesundheit und setzen diese um. Außerdem lernen Studenten, wie digitale Trainings- und Assistenzsysteme evaluiert werden, um deren Nutzen sowie Potenziale zu analysieren – und das zielgruppenorientiert. In Darmstadt zum Beispiel gibt es Forschungsprojekte zur Biomechanik.

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