Audi und US-Stadt vereinbaren Pilotprojekte für selbstparkende Autos
Im Rahmen der Projekte ist die Vernetzung von Autos und Ampeln sowie die Einbeziehung des ÖPNV geplant. Indem Autos selbst zum Parkplatz fahren, können Parkhäuser bei gleicher Fläche 60 Prozent mehr Autos aufnehmen.
Audi-Chef Rupert Stadler und Joseph A. Curtatone, Bürgermeister von Somerville, einem Vorort von Boston, haben auf dem Smart City Expo World Congress in Barcelona ein Pilotprojekt zum innerstädtischen Parkraum- und verkehrsmanagement vereinbart. Damit sollen die Möglichkeiten, die Vernetzung von Verkehrsteilnehmern und Ampeln, Schwarmintelligenz sowie pilotiertes Parken bieten, erprobt werden.
“Das intelligente Auto kann seine enormen Potenziale erst in einer intelligenten Stadt voll entfalten. Die gemeinsame Arbeit an urbanen Innovationen und der Austausch und die Analyse von Daten sind der Schlüssel für nützliche Schwarmintelligenz”, erklärt Stadler in einer Pressemitteilung. Langfristiges Ziel ist es, den Platzbedarf von Autos in der Stadt zu reduzieren und den Verkehrsfluss wesentlich zu verbessern.
“Das Auto wird immer Teil unserer Mobilität sein. Gleichzeitig zeigen uns aber heute Staus und Parkplatzprobleme die Grenzen der Mobilität auf. Durch die Technologien von Audi versprechen wir uns eine effizientere Nutzung des verfügbaren städtischen Raums”, begründet Curtatone die Bereitschaft seiner Gemeinde, an dem Projekt mitzuwirken. Als Teil des Ballungsraums Boston habe Somerville Vorbildcharakter für “Smart Cities”. Nach dem Silicon Valley ist die Region der am schnellsten wachsende Wirtschaftsraum Nordamerikas. Was gut für die Wirtschaft und die Menschen ist, führt aber auch dazu, dass die vorhandene Mobilitätsinfrastruktur an ihre Leistungsgrenze stößt.
Ein nun mit dem Pilotprojekt zu erprobender Lösungsansatz ist ein Ampelphasenassistent. Er soll dazu beitragen, dass der Verkehr schneller und flüssiger fließt. Ein weiterer, von Audi eingebrachter Aspekt ist das sogenannte pilotierte Parken.
Autos, die sich selbst auf dem Parkplatz abstellen, bieten dem Hersteller zufolge drei Vorteile: Erstens können Parkhäuser aus dem Zentrum in weniger attraktive und dicht bebaute Lagen verlegt werden. Gleichzeitig reduziere sich die pro Auto benötigte Parkfläche um rund zwei Quadratmeter. Autos könnten also dichter parken und benötigen zudem deutlich schmalere Fahrspuren in Parkhäusern, wo zudem keine Fußwege, Treppen und Aufzüge mehr benötigt werden. Damit fassen die Parkhäuser auf gleicher Fläche gut 60 Prozent mehr Autos. So werde Platz geschaffen, um auf Parkplätze am Straßenrand verzichten. Und letztendlich gehe der Parkplatzsuchverkehr deutlich zurück.
Im Rahmen eines zweiten Projekts in Somerville soll im Stadtteil Assembly Row ausprobiert werden, wie sich die Steuerung von Autos auf der „grünen Wiese“ besser als bisher im städtischen Raum umsetzen lässt. Der Immobilienentwickler Federal Realty Investment Trust (FRT) baut dort ein neues Viertel mit Wohnungen, Büros, Freizeitangeboten, Einkaufsmöglichkeiten und Parkflächen. In den USA ist für solche Neubauprojekte in Städten eine bestimmte Anzahl von Parkplätzen vorgeschrieben. Aber: „Parkplätze sind teuer, die Kosten lassen sich für Immobilienentwickler im städtischen Raum meist nicht amortisieren“, erklärt Chris Weilminster vom FRT.
Im konkreten Fall kostet ein Parkplatz zum Beispiel im Durchschnitt mindestens 25.000 Dollar. “Das Thema Parken ist für uns teuer und verbraucht enorm viel Platz. Wenn wir Parkfläche reduzieren können, sinken die Kosten, Raum kann besser genutzt werden und Lebensqualität sowie Gewinn steigen.” Das Problem soll nun mit einer Flotte selbstparkender Autos gelöst werden, die über ein Sharing-Konzept gesteuert wird.