Internetkriminalität kostet Deutsche pro Jahr rund 3,4 Milliarden Euro
Internetkriminalität wird in Deutschland massiv unterschätzt. Das ist eines der zentralen Ergebnisse des “Wirtschaftswissenschaftlichen Sicherheitsindikators für Deutschland” (WISIND). Dabei handelt es sich um ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) gemeinsam mit dem Brandenburgischen Institut für Gesellschaft und Sicherheit (BIGS) durchgeführtes Forschungsprojekt. Dafür wurden zwischen 2012 und 2014 insgesamt 12.000 Personen telefonisch oder online ausführlich befragt.
Der Studie zufolge sind Straftaten wie der Diebstahl von Online-Identitäten und Passwörtern, Online-Betrug mit Waren- und Dienstleistung sowie Angriffe durch Schadsoftware in Deutschland wesentlich häufiger, als gemeinhin angenommen. Beispielsweise ist den Ergebnissen der Befragung zufolge Phishing, also das Abfangen von Passwörtern und persönlichen Daten, etwa 50-mal häufiger, als den vom Bundeskriminalamt vorliegenden Werten zufolge. Die Befragungsdaten lassen den Schluss zu, dass jeder fünfte Bürger bereits Opfer von Internetkriminalität wurde.
Den Hochrechnungen aus den Daten der Umfrage zufolge kommt es in Deutschland jährlich zu rund 14,7 Millionen Internetstraftaten. 63 Prozent davon sind Angriffe mit Schadsoftware. Die polizeiliche Kriminalstatistik weist allerdings zum Beispiel für das Jahr 2013 lediglich rund 64.000 Onlinestraftaten aus. Demnach werden nicht einmal 4,5 Promille der Onlinestraftaten zur Anzeige gebracht – zum Glück für die Ermittlungsbehörden, möchte man da fast sagen.
Den im Rahmen der WISIND-Studie ermittelten Werten zufolge entsteht Privatpersonen in Deutschland pro Jahr durch Internetkriminalität ein Schaden von rund 3,4 Milliarden Euro. Das entspricht etwa 0,1 Prozent des deutschen Bruttoinlandsproduktes. Straftaten zu Lasten von Unternehmen wurden in der Studie nicht berücksichtigt.
Rechnerisch gehen jedem Bundesbürger jährlich elf Euro durch Identitätsdiebstahl und zehn Euro durch Phishing verloren. Der durchschnittliche Schaden durch Online begangenen Waren- und Dienstleistungsbetrug liegt bei etwa sieben Euro pro Person. Zur Vermeidung oder Beseitigung von Befall durch Schadsoftware werden etwa 14,70 Euro aufgewendet.
Im Rahmen des Projektes wurden auch zahlreiche weitere Daten zur Kriminalität, der regionalen Verteilung, der Furcht vor Kriminalität sowie der Wahrnehmung von Kriminalität in Medien und Internet erhoben. Sie stehen Interessierten in der kostenlos zum Download (PDF) angebotenen Studie zur Verfügung. Außerdem wurde diese Woche die interaktive Plattform Sicherheitsindikator freigeschaltet, auf der sich die Daten ebenfalls einsehen lassen.
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