Bits & Pretzels: Gründer geben Gründern Tipps
Im Münchner Löwenbräukeller haben sich heute zahlreiche Gründer und Investoren getroffen, um bei “Bits & Pretzels” ihre Tipps für ein erfolgreiches Start-up mit anderen zu teilen. Grundtenor aller Redner der Konferenz war, dass man sich bei der Verwirklichung der eigenen Idee unbedingt Zeit nehmen sollte. Ein schneller Erfolg, der Millionen Euro einbringt, ist nur sehr wenigen vorbehalten. Die Initiatoren der Veranstaltung haben zudem die Gründung von BITS:connect bekannt gegeben: Der Verband will die bayerischen Internet-Technologie Start-ups vereinen und vertreten.
Bei Bits & Pretzels haben sich unter anderem Stephan Uhrenbacher, Gründer von Qype – mittlerweile von Yelp übernommen, Mydealz-Erfinder Fabian Spiegelberger und Ilse Aigner, Bayerische Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie versammelt, um über ihre Erfahrung bei und mit der Unternehmensgründung zu sprechen.
Die Redner gaben vor allem Ratschläge für Gründer, die sich noch am Anfang ihrer Start-up-Karriere befinden. Uhrenbacher bezeichnete den Weg zum erfolgreichen Jungunternehmen als Achterbahn. Man sollte sich allerdings nicht entmutigen lassen und an seinen Ideen festhalten. Er hob besonders hervor, dass Start-ups ihr Gründungsteam so lange wie möglich zusammenhalten sollten. Mit jedem Abgang eines Mitarbeiters würde es an Erfahrung verlieren.
Erfahrung ist für Uhrenbracher aber vor allem bei einem Investor nötig. Seiner Meinung nach haben Start-ups einen Vorteil, wenn sie sich einen Geldgeber suchen, der bereits seit langem Investitionen tätigt. Dieser verfällt einerseits nicht zu leicht in Euphorie, behält aber andererseits auch in Krisenzeiten einen kühlen Kopf. Eines sollten sich Gründer aber bewusst sein, sagte Uhrenbacher: “Das Gründen eines Start-ups ist ein Marathon und kein Sprint.” Seiner Einschätzung nach sind zur Gründung einer Firma mindestens 7 bis 10 Jahre erforderlich.
MyDealz-Gründer Fabian Spielberger empfiehlt den Weg der kleinen Schritte. Mit dem Erreichen von kleinen Ziel lasse sich auch die Motivation erhalten. Sollte man das selbstgesteckte Vorhaben nicht realisieren, bricht außerdem nicht sofort alles zusammen. So lasse sich das Risiko überschaubar halten.
Während seiner eigenen Gründungsphase erhielt Spielberger nach eigenen Aussagen zahlreiche Tipps, wie er es besser machen oder mehr Geld verdienen könne. Alle Ratschläge habe er nicht angenommen und im Rückblick sei das auch die richtige Entscheidung gewesen. Tipps seien sehr willkommen, aber man müsse sie auch gründlich prüfen.
Heiko Hubertz, Gründer von BigPoint einem Anbieter von Online-Spielen, rät Start-ups kurze Entscheidungswege zu etablieren. Wenn zu viel über die richtige Strategie diskutiert werde, verpasse man die Chance zur Weiterentwicklung. Das trifft aber im Grunde auch auf etablierte Unternehmen zu. Bei der Wahl der Mitarbeiter zählen für Hubertz weder Erfahrung noch Abschlüsse. Man sollte vielmehr auf junge Menschen mit Charakter und Motivation setzen, die sich beweisen wollen.
Für die Vermarktung ihrer Idee, sollten Gründer sämtliche Wege zur Verbreitung nutzen. Auch die Printmedien seien dafür geeignet, so Hubertz. Die Nutzerzahlen seiner Website hätten etwa von einem Gutschein in einer TV-Zeitschrift enorm profitiert, erklärte er. Start-ups empfiehlt er daher, sich nicht zu scheuen, auch über den digitalen Tellerrand zu schauen.
Wachstums-Fonds für bayerische Start-ups
Staatsministerin Aigner erklärte während der Diskussionsrunde zum Thema “Gründerland Bayern”, was der bayerische Staat für die Gründerszene im Freistaat geplant hat. Demnach hat die Regierung bereits im April dieses Jahres einen Wachstums-Fonds für Start-ups angestoßen. Das Volumen soll 250 Millionen Euro betragen. Es setzt sich aus 30 Millionen aus Haushaltsmitteln sowie 70 Millionen Euro von der landeseigenen Förderbank LfA zusammen. Die restlichen 150 Millionen sollen dem bayerischen Wirtschafsministerium zufolge von privaten Investoren kommen. Der Fonds soll eine Lücke in der Wachstumsfinanzierung für Start-ups schließen.
Darüber hinaus will Aigner etablierte Unternehmen und Start-ups zusammenbringen, um Investitionen und Wachstum für Jungunternehmer zu ermöglichen. Auf diese Weise soll auch die Sichtbarkeit von bayerischen Start-ups und die Attraktivität für internationale Partner verbessert werden. Einem erst kürzlich vorgelegten Bericht von Stadt München und IHK zufolge hat München und das Umland seine Position als ITK- und Medien-Standort in den vergangenen Jahren weiter gefestigt.
Diese Branchen Branchen zählen in der Region derzeit fasst 35.000 Firmen un erwirtschafteten 2013 mit 147.000 Beschäftigten 84,7 Milliarden Euro Umsatz. Besonders gut geht es dem Teilsegment Software, Daten- und IT-Services sowie E-Commerce. Allerdings blüht im Gegensatz zum Beispiel zu Berlin in Bayern offenbar Vieles im verborgenen auf: Dem Bitkom zufolge erhielten 2013 Firmen aus Berlin über die Hälfte des in Deutschland überhaupt investierten Venture-Kapitals. Bayern folgt zwar auf Platz zwei, das Investitionsvolumen lag allerdinsg mit 45,7 Millionen lediglich bei einem Drittel von dem, was Berliner Firmen erhielten.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion erklärte Andy Goldstein, Leiter des LMU Entrepreneurship Center der Ludwig-Maximilians-Universität in München, dass Start-ups in Deutschland offen mit ihren Idee umgehen sollten. Im Silicon Valley sei es üblich, jedem von seiner Idee zu erzählen. Angst, dass diese gestohlen werden könne, gebe es nicht. Aber er mahnt auch an, dass die Gesellschaft hierzulande aufgeschlossener mit Start-ups umgehen sollte. Ideen sofort als unsinnig oder unrealisierbar abzustempeln, wirke sich negativ auf die Szene aus.
Goldstein forderte zudem eine bessere und schnellere Infrastruktur. Dabei bezog er sich vor allem auf den langsamen Ausbau des Glasfasernetzes. Dies sei Voraussetzung für erfolgreiche Jungunternehmer. Darüber hinaus fehle es vor allem in München an sogenannten Leuchtturm-Start-ups, die in ihrem Geschäftsbereich hervorstechen und eine Vorreiterrolle übernehmen. Zum Schluss forderte Goldstein die Anwesenden dennoch auf, Firmen zu gründen: Jetzt sei die richtige Zeit.
Dieser Ansicht war auch Stefan Winners, Vorstand des Bereichs Digital der Hubert Burda Media Holding. Er ergänzte, dass Start-ups nicht zu früh darüber nachdenken sollten zu verkaufen. Wichtig ist es seiner Meinung nach, sich zunächst zu etablieren.
BITS:connect soll bayerische Start-ups vertreten
Die Veranstalter von Bits & Pretzels gaben zum Ablschuss die Gründung des Verbandes der Bayerischen Internettechnologie Start-ups bekannt. Der BITS:connect setzt sich zum Ziel, die Vernetzung von bayerischen Internet-Start-ups mit etablierten Unternehmen, Netzwerkorganisationen, Investoren, Technologie- und Industriepartnern, dem Mittelstand, Medienunternehmen sowie universitätsnahen Einrichtungen zu ermöglichen. Dabei unterstützt er Gründer, Kontakte zu den wichtigsten Einrichtungen im bayerischen Start-up-Umfeld zu knüpfen. Die Verbandsmitgliedschaft ist kostenlos.
Die nächste Bits-&-Pretzels-Konferenz findet am 16. Januar 2015 wieder in München statt. Geplant ist es, auch internationale Redner zu gewinnen und Ableger der Veranstaltung auch in anderen Städten stattfinden zu lassen.
Tipp der Redaktion: Nach Ansicht des Unternehmensberaters Darius Moeini schöpfen viel zu wenig Gründer die abseits von VC- und Business Angel-Kapital vorhandenen Finanzierungsmöglichkeiten aus. Im Expertenbeitrag für ITespresso zeigt Moeini zehn lohnenswerte Alternativen auf, wie Start-ups mit ganz unterschiedlichem Hintergrund an Kapital gelangen können.