Google präsentiert selbstlenkendes Auto

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Google Logo (Grafik: Google)

Google hat ein selbstlenkendes Auto vorgestellt, dass ohne Lenkrad sowie ohne Gas- und Bremspedal auskommt. CEO Sergey Brin präsentierte den Zweisitzer-Prototyp am Dienstag auf der Recode Code Conference in Kalifornien. Anstelle der für heutige Autos unentbehrlichen Steuereinheiten setzt Googles Prototyp ein System aus eingebauten Sensoren und Software ein, um zu manövrieren.

Googles Prototyp eines selbstlenkenden Autos kommt ohne Lenkrad und Pedale aus (Bild: Google).
Googles Prototyp eines selbstlenkenden Autos kommt ohne Lenkrad und Pedale aus (Bild: Google).

Ziel des Projekts ist es laut Brin, autonome Autos im Vergleich zu von Menschen gelenkten Fahrzeugen innerhalb der kommenden Jahre “deutlich” sicherer zu machen. Während der Tests sei es zu keinem einzigen Unfall gekommen. Allerdings fahren die Google-Autos auch lediglich bis zu 25 Meilen pro Stunde, also etwa 40 km/h. Dies lässt ihnen hinsichtlich der Reaktion auf Hindernisse mehr Zeit.

Die softwaregesteuerten Roboter-Autos haben mittlerweile über 700.000 Testmeilen hinter sich gebracht, seit Google das Projekt 2009 ins Leben gerufen hat. Das Unternehmen erwartet, dass sie die Serienreife zwischen 2017 und 2020 erreichen.

Eine frühere Vorführung von Googles Self-Driving Car Project zeigte, dass die Autos eine topografische Karte verwenden, um sich zu orientieren. Diese Karte beinhaltet zum Beispiel Informationen zur Höhe der Ampelsignale, zur Platzierung von Stopschildern und Fußgängerüberwegen, aber auch zur Tiefe von Gehsteigen sowie zur Fahrbahnbreite und zu Fahrbahnmarkierungen.

Zuletzt machte das Projektteam offenbar große Fortschritte in Bezug auf die Reaktion des Systems auf Objekte, die nicht auf der Karte verzeichnet sind. In einem Youtube-Video sind einige Beispiele hierzu zu sehen, etwa wenn ein Radfahrer einen Fahrbahnwechsel anzeigt oder parkende Autos Teile der Fahrbahn blockieren.

Weitere Projekte für ein selbstlenkendes Auto

Auch wenn Google zu den Pionieren bei der Erforschung und Entwicklung selbstlenkender Autos gehört, ist es in dem Bereich nicht allein aktiv. Nissan, General Motors und der Autoteilezulieferer Continental wollen autonome Autos ebenfalls bis 2020 auf die Straßen bringen. Ebenso hat Ford bereits einen Prototypen präsentiert. Tesla Motors will sogar bis 2016 ein System entwickeln, das 90 Prozent der üblichen Fahranforderungen erfüllt.

Das Team "Automatisiertes Fahren" am Institut für Mess-, Regel und Mikrotechnik der Universität Ulm, mit dem selbständig fahrenden Mercedes (Bild: Universität Ulm).
Das Team “Automatisiertes Fahren” am Institut für Mess-, Regel und Mikrotechnik der Universität Ulm, mit dem selbständig fahrenden Mercedes (Bild: Universität Ulm).

In Deutschland wird natürlich ebenfalls an dem Ziel geforscht. Hierzulande erprobten schon Ende 2012 Forscher der TU Braunschweig in Zusammenarbeit dem Volkswagen-Konzern mit dem Forschungsfahrzeug “Leonie” – einem VW Passat Variant 2.0 TDI – auf dem Braunschweiger Stadtring ein selbstlenkendes Fahrzeug. Allerdings gingen sie nicht so weit, Lenkrad und Pedale ganz wegzulassen, der weitgehnd beschäftigungslsoe Fahrer hatte immer noch die Möglichkeit, in das Geschehen einzugreifen. “Leonie” berechnet die Position im Straßenverkehr via Satellitenortung. Mehrere Laserscanner und Radarsensoren sorgen dafür, dass sie ihr Umfeld wahrnehmen und in einem eingebauten Rechner laufend analysieren kann, um entsprechend zu reagieren.

2011 stellten Forscher der zur Freien Universität Berlin gehörenden AutoNOMOS Labs mit Unterstützung des Bundesministerium für Bildung und Forschung ebenfalls ein Konzept für ein autonomes Auto vor. Das Team um Informatikprofessor Raúl Rojas beschäftigte sich zunächst mit Möglichkeiten, ein Fahrzeug durch Gedanken zu steuern (Video bei Youtube). Sie erprobten das zunächst mit der Fernsteuerung von Fahrzeugen mit einem iPhone, ihre Arbeiten führten dann ebenfalls auf Grundlage eines VWs zu einem Fahrzeug, das wie sein Braunschweiger Pendant mit Sensortechnologie ausgerüstet ist, so seine Umgebung wahrnehmen und sich auf Grundlage der ausgewerteten Daten selbstständig in alltäglichen Verkehrssituationen zurechtfinden kann.

Ein Projekt der Universität Ulm und der Daimler AG hat zudem im Sommer 2013 ein Fahrzeug vorgestellt, dass ohne Eingriffe eines Lenkers die Geschwindigkeit regulieren und selbstständig die Spur halten kann. Professor Klaus Dietmayer, Leiter des driveU genannten Projekts, ist jedoch zurückhaltender, was die Aussichten für die Serienreife anbelangt: “In ungefähr 20 bis 30 Jahren können wir uns von unserem Fahrzeug bedenkenlos zum Stadtbummel chauffieren lassen. Auf Autobahnen und Landstraßen wird automatisiertes Fahren schon früher zur Routine”, erklärte er im vergangenen Jahr anlässlich der Abnahme des Sicherheitskonzepts für das Ulmer autonome Auto durch den TÜV.

[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]

Eindrücke von der Erprobungsfahrt des selbstlenkenden Google-Autos.

Das selbstfahrende Auto “MadeInGermany” der Berliner AutoNOMOS Labs bei der Erprobungsfahrt 2011.

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