Wie Adrian Bowyer mit seinem 3D-Drucker die Welt verändern will

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drian Bowyer, mit dem 3D-Drucker Ormerod (Bild: Christian Raum).
drian Bowyer, mit dem 3D-Drucker Ormerod (Bild: Christian Raum).
Erfinder Adrian Bowyer, mit dem 3D-Drucker Ormerod (Bild: Christian Raum).

“Diese Maschine habe ich nach dem Mittagessen gebaut, leider habe ich sie noch nicht kalibriert”, entschuldigt sich Adrian Bowyer, Erfinder der 3D-Druckertechnik RepRapPro. “Die Replikate könnten um einige Millimeter von der Vorlage im Computer abweichen.” Das würde keinem der Zuschauer etwas ausmachen – schließlich hat niemand von ihnen die Vorlagen im Computer gesehen. Doch Bowyer scheint ein Perfektionist zu sein. Die eben erst zusammengebaute Maschine ist nicht kalibriert – also druckt er etwas Einfaches wie Kleiderhaken.

Anfang April ist er nach Berlin gekommen, um hier die vierte Version seines 3D-Druckers zu zeigen – Produktname Ormerod. Als Patin nennt er Eleanor Anne Ormerod, eine englische Insektenforscherin aus dem 19ten Jahrhundert. Das hat seinen Grund: In der Biologie findet der Akademiker und Forscher Bowyer die Vorbilder für seine 3D-Drucker.

Sein Ziel ist eine Maschine, die beliebig viele identische Maschinen replizieren kann. In der vierten Produktgeneration, die in Deustchland über RS Components vertrieben wird, habe er nun den halben Weg geschafft, erklärt Bowyer. Inzwischen fertige Ormerod etwa die Hälfte der Bauteile selber. Dazu zählen Zahnräder, Halterungen oder Kästen. Die andere Hälfte müssen sich die Besitzer der Bauteile bei RepRap Professional Limited in Bristol bestellen oder einfach im Baumarkt holen: Kabel, Elektromotoren, Heizer, Steuercomputer oder auch das Netzgerät.

In der nächsten Generation soll der Ormerod auch Metalle verarbeiten können (Bild: Christian Raum).
Bisher produziert der Ormerod lediglich mit Kunststoff. In der nächsten Generation soll er laut Bowyer auch Metalle verarbeiten können (Bild: Christian Raum).

“Weil die Maschine viele ihrer Einzelteile selbst herstellen kann, rechne ich damit, dass sie sich schnell verbreiten wird.” Bowyer erklärt die RepRapPro-Technologie als, “ein sich selbst replizierender Rapid Prototyper.” Ein Rapid Prototyper sei ein Gerät, das dreidimensionale Objekte herstellt. Es werde an einen Computer angeschlossen und funktioniere im Prinzip wie ein Drucker.

Und Bowyer plant weiter. Bisher produziere sein Prototyper lediglich mit Kunststoff. In der nächsten Generation soll der RepRap auch Metall verarbeiten können. Dann könne er sein eigenes Chassis drucken oder auch Leiterplatten für den Steuercomputer erstellen.

“Die gesamte Maschine ist Open Source. Jeder ist eingeladen, sie weiter zu entwickeln, sie besser zu machen, neue Ideen hinzuzufügen.” Inzwischen würden viele tausend Menschen rund um die Welt mit RepRap arbeiten, Hardware und Software upgraden und immer neue Komponenten hinzufügen.

RepRap-ormerod (Bild: Christian Raum)
Der Kunststoff wird abgerollt, geschmolzen und mit einer kleinen Düse zu einem Gegenstand geschichtet. Die verwendeten Polylactide werden aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen (Bild: Christian Raum).

Auf seinem Computer zeigt Bowyer Geräte und Dinge, die andere mit dem RepRap gebaut haben. Zu den Highlights zählen Kunststoffteile für einen Quadrocopter – also eine Hubschrauber-Drohne mit vier Rotoren – kleine Möbelstücke, Bauteile für einen Roboter oder das Modell einer gotischen Kathedrale.

Die Kunden können Ormerod als fertige Maschine kaufen, als Bausatz bestellen oder zum großen Teil selber replizieren. Haben sie erst einmal den fertigen Rapid Prototyper zur Verfügung, folgen sie der Logik des Internets. “Mit der Informationstechnologie kann jeder seine eigenen Videos erstellen und senden, jeder Mensch kann Fotografien nicht nur drucken, sondern auch publizieren und verschicken”, sagt Bowyer. “Der nächste Schritt könnte sein, dass alle Menschen für vergleichsweise geringe Kosten ihre eigenen Dinge replizieren.”

Denn auch die Software ist Open Source und frei verfügbar. Drei verschiedene Programme sind notwendig: Eine CAD-Software für die Konstruktion der Teile oder der Bearbeitung von 3D-Scans. Die zweite Komponente bereitet das Objekt für den Druck vor – sie teilt das digitale Objekt in millimeterdünne Scheiben und speichert die Datei im *.stl-Format. Die Steuersoftware des Replikators sorgt schließlich dafür, dass eine winzige Düse geschmolzenen Kunststoff Millimeter für Millimeter übereinander spritzt.

“Die Massenproduktion des 19. und 20. Jahrhunderts beruhte auf der Einsicht, dass es billiger und effizienter ist, tausende Kopien einer Sache gleichzeitig zu machen, als nur jeweils ein Ding”, so Bowyer. “Der RepRap kann dies ändern. Denn er vereinfacht die Produktion individueller Gegenstände. So wie jeder Mensch heute seine Musik im Netz veröffentlichen kann, wird er demnächst seine Konstruktionspläne für Dinge verbreiten können. Alle anderen können dann diese Dinge replizieren, sie verbessern oder neue Gegenstände daraus bauen.”

RepRap ormerod (Bild: Christian Raum)

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