Kindle Fire: Amazon erfindet das werbefinanzierte Tablet

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In der überschwänglichen Berichterstattung zur Produktvorstellung des neuen Amazon Kindle Fire wurde das Tablet – wie fast jedes das auf den Markt kommt – vielfach schon als ernsthafter iPad-Herausforderer apostrophiert. Aber so wird das nichts: Amazon zwingt Besitzer nämlich dazu, Anzeigen auf dem Tablet zu akzeptieren: Einmal bei jedem Aufwachen aus dem Ruhezustand und außerdem in der unteren linken Ecke des Startbildschirms.

Amazons Kindle Fire HD kommt mit zumindest zunächst nicht abwählbarer Werbung – offenbar auch in Deutschland (Screenshot: ZDNet).

Für Nutzer gibt es zunächst keine Möglichkeit, ein werbefreies Gerät zu kaufen oder die Werbung abzuschalten. Dieses Detail wird zwar auf den Produktinformationsseiten von Amazon erklärt, kam aber während der Pressekonferenz nicht zur Sprache.

Der Werbezwang gilt – anders als zunächst von ZDNet.com gemeldet – nicht nur für die USA, sondern offenbar auch für Deutschland. Auf der Informationsseite von Amazon.de wird das “Feature” in der Liste der Produkteigenschaften so umschrieben: “Mit personalisierten Spezialangeboten sowie gesponserten Bildschirmschonern.” Es handle sich dabei um personalisierte Anzeigen. Amazon müllt die Käufer also nicht nur mit Werbung zu, sondern schnüffelt auch noch ihr Verhalten aus. In welchem Umfang er das tun will, erklärt der E-Commerce-Gigant nicht.

Die Anzeigen erscheinen in zwei Formen – erstens als “gesponserter Bildschirmschoner” immer dann, wenn das Tablet aus dem Ruhemodus erwacht, und zweitens in der unteren linken Ecke des Startbildschirms. Amazon betont, die Werbung sei in keiner Weise störend und erfordere keine Nutzerinteraktion wie Wegklicken – eine Erfahrung, die zumindest viele US-Nutzer der Werbeversion von Amazons E-Book-Reader jetzt schon bestätigen können.

Mit Werbung kommt natürlich auch die 8,9-Zoll-Version des Kindle Fire HD, die für den deutschen Markt zumindest bislang nicht vorgesehen ist. Sie kostet in den USA mit 16 GByte 299 Dollar und 369 Dollar mit 32 GByte. Wer zusätzlich LTE-Mobilfunk wünscht, zahlt 499 beziehungsweise 599 Dollar.

Amazon rudert aber schon zurück: Es will eine Abschaltoption gegen Aufpreis anbieten. Das hat der Konzern gegenüber Engadget erklärt. Für einen noch festzulegenden Betrag verschwinde die Werbung dann dauerhaft. Wann es soweit sein wird, ist noch unklar.

Update 10. September 9 Uhr 47:
Inzwischen hat Amazon einen Rückzieher gemacht: Wie ein Sprecher gegenüber News.com erklärte, werde es eine Opt-out-Möglichkeit für die Werbeeinblendungen für einen Aufpreis von 15 Dollar geben. Mit dem Opt-out-Angebot sollen sich sowohl für das Kindle Fire HD als auch das Einstiegsmodell Kindle Fire, das hierzulande 159 Euro kostet, die Anzeigen gegen Zahlung eines Aufschlags abschalten. Er fügte in seiner E-Mail in das Newsportal aber auch hinzu: “Wir wissen von unseren Kindle-E-Readern, dass Kunden unsere Anzeigen mögen und nur wenige Leute sich dagegen entscheiden. Wir sind glücklich, Kunden eine Wahlmöglichkeit zu bieten.” Auf der deutschen Amazon-Website wird das Tablet derzeit noch ausschließlich mit Werbeeinblendungen angeboten.

[mit Material von Florian Kalenda, ZDNet.de]

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