Wirre Redner: Top-CEOs drücken sich nur selten verständlich aus
Seit Jahresbeginn haben Kommunikationswissenschaftler der Universität Hohenheim untersucht, wie verständlich die Manager der Dax-30 Unternehmen auf den Jahreshauptversammlungen ihrer Firmen sprechen. Dazu verwendeten Professor Frank Brettschneider, Leiter des Fachgebiets Kommunikationstheorie an der Universität Hohenheim, und sein Team eine Software, die die Reden nach formalen Gesichtspunkten durchleuchtet.
Das Programm ermittelt unter anderem den Grad der Abstraktion der Reden, den Anteil an Fremdworten und die Komplexität der Sätze. Zusammen mit weiteren Merkmalen wie dem “Fass Dich Kurz”-Index ergeben sie einen Verständlichkeitswert auf einer Skala von 0 (so verständlich wie eine Doktorarbeit) bis 10 (so verständlich wie Radio-Nachrichten).
Am verständlichsten drückt sich demnach Telekom-Chef René Obermann aus. Er erreicht 7,2 Punkte auf der Verständlichkeitsskala. Mit einem deutlichen Abstand und 6,5 Punkten folgt BMW-Chef Norbert Reithofer. Auf Platz drei liegt mit 5,9 Punkten Peter Bauer, Vorstandsvorsitzender von Infineon. Mit Siemens-Manager Löscher auf Platz fünf (5,7 Punkte) schneiden die Vertreter der IT-Konzerne insgesamt recht ordentlich ab. Lediglich die SAP-Doppelspitze Snabe und McDermott schwächelt etwas: Sie kommen mit 3,8 beziehungsweise 3,1 Punkten auf Platz 15 und Platz 19.
“Die Verständlichkeit vieler Spitzenmanager lässt sehr zu wünschen übrig”, urteilt Brettschneider. “Die Jahreshauptversammlung ist für einen Vorstandsvorsitzenden eine gute Gelegenheit, seine Botschaft öffentlichkeitswirksam zu platzieren. Diese Chance wird selten genutzt.”
Warum der Großteil von Deutschlands Wirtschaftselite nicht einmal die Hälfte der erreichbaren Verständlichkeitspunkte erzielt, erklärt sich Brettschneider so: “Die meisten Vorstandsvorsitzenden denken vor allem an Analysten und Wirtschaftsjournalisten, wenn sie auf der Hauptversammlung sprechen. Sie vergessen, dass sie auch in die breite Öffentlichkeit wirken können und legen deshalb viel zu wenig Wert auf kurze Sätze und gebräuchliche Wörter.”
(Bild links oben: Universität Hohenheim)