Studie: IT’ler leiden unter ihrer Arbeit

Die Arbeit in der IT-Branche gilt gemeinhin als körperlich nicht sehr fordernd und auch die Statistiken der Krankenkassen bescheinigen den Beschäftigten eine gute Gesundheit. Eine Untersuchung der Technischen Universität Dortmund zeigt nun allerdings, dass es den IT’lern gar nicht so gut geht – sie arbeiten nur einfach weiter, trotz ihrer Beschwerden.
In der Medizin wird das Präsentismus genannt und verstärkt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten beobachtet, wenn die Sorge der Beschäftigten um Job oder Aufträge sie weiter an den Arbeitsplatz treibt.
Burnout-Syndrom
Sowohl Festangestellte als auch Freiberufler beklagen in der Umfrage gesundheitliche Probleme und psychische Beschwerden. Am häufigsten wurden Muskel- und Skelettprobleme genannt, direkt dahinter folgen jedoch schon Ängste und negative Emotionen, Erschöpfung und Regenerationsunfähigkeit – allesamt Symptome, die Experten als typisch für ein Burnout-Syndrom einstufen.
Doch obwohl immerhin 42 Prozent der Festangestellten und 65 Prozent der Freiberufler sich mit Muskel- und Skelettproblemen herumschlagen, führten diese nur bei 7,9 beziehungsweise 14,4 Prozent der Beschäftigten zu Fehlzeiten. Ähnlich sieht es bei den psychischen Problemen aus, von denen 42 Prozent der Festangestellten und 51 Prozent der Freiberufler berichten – auch sie führten nur selten zu Fehlzeiten (6,1 beziehungsweise 11,3 Prozent).
Weitere typische Beschwerden für Beschäftigte der IT-Branche sind Probleme mit dem Verdauungsapparat (Angestellte: 30 Prozent, Freiberufler: 28 Prozent) sowie Herz- und Kreislaufbeschwerden (Angestellte: 15 Prozent, Freiberufler: 22 Prozent).
Nur rund 40 Prozent der Angestellten gehen davon aus, dass sie die Belastungen ihrer Arbeit bis zur Rente durchhalten. Bei den Freiberuflern sind es sogar nur 30 Prozent.
(Foto: aboutpixel.de / Stefan Hiller)
Schlimmer noch: zehn Prozent der abhängig Beschäftigten und 14 Prozent der Freelancer glauben, es nicht einmal bis zum 50. Lebensjahr zu schaffen – sie sind der Meinung, sie müssten eigentlich sofort aufhören, und das bei einem Durchschnittsalter von 43 Jahren.
Als Ursache dafür werden weniger die körperlichen Beschwerden verantwortlich gemacht, sondern Stress und Arbeitsemotionen. Interessanterweise sind es gar nicht die langen Arbeitszeiten, die IT’lern zu schaffen machen, sondern eher die Art ihrer Tätigkeiten und das Verhältnis zu Kollegen und Kunden.
Stressfaktoren
Laut der Befragung der TU Dortmund sind die Top Ten der Belastungsfaktoren, die zu psychischen Problemen und Burnout führen können, die folgenden:
01. schlecht zu bewältigende Aufgaben
02. sinnlose Aufgaben (»Mein Einsatz lohnt sich nicht!«)
03. kaum Wertschätzung durch Vorgesetzte und/oder Kunden
04. nicht nachvollziehbar strukturierte Aufgaben
05. Ergebnisdruck
06. geringe Austauschmöglichkeiten mit Kollegen
07. unangemessene Vergütung
08. keine regelmäßigen Pausen
09. Zeitdruck
10. keine zeitliche Trennung zwischen Arbeit und Privatleben
Letzteres stresst vor allem Freiberufler, die allerdings die Arbeitsbelastung nicht nur negativ einschätzen. Ein Viertel fühlt sich weder erschöpft noch regenerationsunfähig, zwei Drittel können dem Stress etwas Positives abgewinnen – sie empfinden ihn als angenehm, mögen die Verantwortung, haben Spaß bei der Arbeit und sind stolz auf ihre Leistungen. Bei den Festangestellten können dies nur 43 Prozent der Befragten von sich behaupten.
Nichtsdestotrotz zeigen die Befragungsergebnisse ein Problem auf, weshalb man bei der TU Dortmund ein Konzept für ein Burnout-Präventionszentrum entwickelt hat. In diesem will man alle Leistungen von der Prävention bis zur Behandlung bieten und Spezialisten aus den verschiedensten Bereichen – etwa Psychologie, Medizin, Arbeitswissenschaft und Rechtsberatung – vereinen. Erste Pilotprojekte hat man im Münsterland und im Ruhrgebiet gestartet. Mit diesen will man sich nicht nur an die Betroffenen selbst richten, sondern auch an Unternehmen – schließlich können die ihren Mitarbeitern und Freiberuflern bei der Burnout-Prävention helfen.