Nicht totzukriegen: VoIP für Handys
Wie sich die Mobilfunker letztlich erfolglos gegen VoIP wehren

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Falsches Spiel mit Vodafone und Orange

Nicht totzukriegen: VoIP für Handys

Die Mobilfunkriesen Vodafone und Orange haben ihren Kunden vor kurzem erstmals Nokias Flaggschiff angeboten, das Multimedia-Handy N95. Es handelt sich um ein mächtiges Gerät mit GPS, einer 5-Megapixel-Kamera, die auch für Videoaufnahmen taugt, digitalem Audioplayer, Wi-Fi und Bluetooth. Man sollte denken, dass die Kunden von Vodafone und Orange vor Freude ganz aus dem Häuschen sind und auf viele trifft das wahrscheinlich auch zu. Aber einige sind alles andere als glücklich.

Warum wohl? Nun, das N95 unterstützt auch das Session Initiation Protocol (SIP), das die Grundlage für viele VoIP-Dienste bildet. Vodafone und Oragne jedoch haben entschieden, ihren Kunden den Zugang zu diesen Diensten zu verweigern und haben die SIP-Unterstützung im N95 deaktiviert.

Die Reaktion einiger Nutzer war blanke Wut, urteilt man nach den Zuschriften an das Nokia Support Forum. Es scheint, dass viele Leute das N95 extra deshalb gekauft haben, weil es ihnen gestatten würde, einen SIP-basierten VoIP-Dienst einzurichten, der über die Datennetze von Vodafone und Orange läuft.

Berichten zufolge unterscheiden sich die beiden Betreiber etwas im Hinblick auf ihre Motive, VoIP-Telefonate zu unterbinden. Orange scheint es so darzustellen, dass sie keine Zeit hatten, den Dienst zu testen, bevor das Telefon auf den Markt kam. Vodafone dagegen argumentiert, dass die Technologie noch immer problembehaftet und nicht richtig ausgereift sei. Warum dürfen aber nicht die Kunden entscheiden, was ausgereift ist und was nicht?

Es ist schwer zu sagen, was sich die Betreiber von diesen Spielchen erhofft haben. Denn sie haben erfolgreich eine ganze Reihe von Kunden vergrault, von denen zweifellos nicht wenige zur Konkurrenz wechseln werden. Andere wiederum schlagen zurück und rüsten ihre Telefone mit der originalen N95-Firmware aus.

Das Dilemma der Mobilfunker

Nicht totzukriegen: VoIP für Handys

Diese Auseinandersetzung zeigt sehr deutlich das Dilemma, in dem sich die Mobilfunkbetreiber in Bezug auf VoIP befinden: Wie schafft man es, dem wachsenden Bedarf der Kunden nach VoIP nachzukommen und im Gegenzug nicht allzu große Einbußen im Bereich der Sprachtelefonie erleiden zu müssen? British Telecom gestattet beispielsweise den Breitbandnutzern via Softphone kostenlose VoIP-Anrufe zu anderen British-Telecom-Kunden. Für VoIP-Telefonate zu normalen Telefonanschlüssen werden jedoch Gebühren erhoben. Das Unternehmen weiß, dass es lästig ist, erst eine Software herunterladen und einen PC fürs Telefonieren verwenden zu müssen und das dies dazu beiträgt, die Einkünfte von normalen Telefonanschlüssen zu schützen.

Die Mobilfunkbetreiber können sich den Faktor »Bequemlichkeit« aber nicht zunutze machen. Ihr einziger Trost ist die derzeit miserable Qualität des mobilen VoIP. (Und sind wir ehrlich – auch über kabelgebundene Netzwerke ist sie immer noch ziemlich lausig.) Wenn aber die Mobilfunkbetreiber ihre Netze verbessern, wird Qualität ein kleineres Problem sein und dann geht der Kampf um die Einnahmen aus der Sprachtelephonie erst richtig los.

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