Studie “Zukunft digitale Wirtschaft”
Sechs Technologien sollen Wachstum bringen
Hightech-Arbeitsplätze in Deutschland 5-stellig
Studie “Zukunft digitale Wirtschaft”
Das ITK-Gewerbe zählt zu den größten Branchen in Deutschland. 800.000 Mitarbeiter, 150 Milliarden Euro Umsatz, höchste Wertschöpfung noch vor Automobilindustrie und Maschinenbau.
Mit der Studie “Zukunft digitale Wirtschaft” geben der Branchenverband Bitkom und Roland Berger Strategy Consultants strategische Empfehlungen, wie sich dieses Potenzial in Form von Wachstum und Arbeitsplätzen für Deutschland ausdrücken kann.
Als “Hidden Champions” nennt Bitkom-Präsident Willi Berchthold sechs Technologiefelder, die bislang zu wenig berücksichtigt wurden. Hierauf sollten Unternehmen, staatliche Institutionen und die Forschungsförderung ihr Augenmerk legen:
1. Eingebettete Systeme
2. Biometrie
3. Internetfernsehen und mobiles TV,
4. IT Utility Services,
5. Service-orientierte Software-Architekturen
6. Digitales Rechtemanagement (DRM)
Die vier großen Trends und ihr Zusammenhang mit den 6 von Bitkom erkannten Wachstumsfeldern. Bild: Bitkom.
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Diese Hitliste wurde Berchtholds Angaben zufolge aus einer Menge von 300 Technologien nach Kriterien wie Marktwachstum oder Marktreife getroffen. Relevant bei der Auswahl sei auch die Bedeutung, die die politischen Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Technologien spielen .
Unbedingt: Rahmenbedingen anpassen
Studie “Zukunft digitale Wirtschaft”
Auf der einen Seite muss zwar jedes Unternehmen diese Felder für sich erschließen – aber auch die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Und hier gäbe es viel Handlungsbedarf. So fordert Berchthold die Politik auf, die Zuständigkeiten im Bereich IPTV “schnellstmöglichst” zu klären: “Für die Telekom-Firmen ist die Bundesnetzagentur zuständig, und für die TV-Sender sind es die einzelnen Landesmedienanstalten. Die Folge ist eine hochgradige Unsicherheit für Investitionen in diesem Markt.” Auch die Vergabe der Frequenzen für den DVB-H-Standard dauere einfach zu lange, weil sich die Landesmedienanstalten nicht einigen könnten.
22.000 Hightech-Stellen können nicht besetzt werden, heiß es in der Studie. “Kein Wunder, wenn sich 11 Schüler in Deutschland einen Rechner teilen müssen”. Ein Grund, Bildung und Fachkräftemangel zu Top-Themen zu erklären: Bessere Ausstattung in den Schulen, ein Notebook für jeden Schüler ab der fünften Klasse, spezielle Technikkurse für Mädchen und eine stärkere Zusammenarbeit von Schulen, Forschungseinrichtungen und Wirtschaft sollen hier Abhilfe schaffen.
Bildungspolitik müsse auf dem kommenden IT-Gipfel der Bundesregierung stärker berücksichtigt werden, so Berchtold. Denn: “Hightech-Politik ist in erster Linie Bildungspolitik. Neben einer Weiterbildung der älteren Arbeitnehmer kann eine Vereinfachung der Zuwanderung von Experten kurzfristig Abhilfe schaffen”.
Es sollten darüber hinaus schwerpunktmäßig solche Forschungsprojekte gefördert werden, die einen schnellen ROI erhoffen lassen. Mit messbaren Parametern der Forschungsergebnisse nach Kriterien wie Umsatz durch marktreife Produkte, geschaffene Arbeitsplätze, Patente oder eine verbesserte Position in den Weltmärkten sollen Fehlförderungen nicht mehr vorkommen, fordert der Verband.
Weitere Handlungsempfehlungen betreffen das Arbeitsrecht und einen Bürokratieabbau.
Deutscher IT-Gipfel soll die Zukunft abstecken
Studie “Zukunft digitale Wirtschaft”
Die gemeinsam mit Roland Berger Strategy Consultants erstellte Studie steht im Zusammenhang mit dem nationalen IT-Gipfel der Bundesregierung am 18.12.2006 im Hasso-Plattner-Institut in Potsdam . “Das “Who-is-Who der deutschen ITK-Branche”, so Berchthold, “wird in Potsdam anwesend sein: zum Beispiel Hasso Plattner und Henning Kagermann von SAP, René Obermann von der Telekom, Wolfgang Ziebart von Infineon, Harald Stöber von Arcor, Prof. Scheer.” Diskutiert wird dort in acht Arbeitsgruppen:
1 ITK-Standort Deutschland
2 Konvergenz der Medien
3 E-Government
4 IT-Sicherheit
5 Hightech-Strategie für die Informationsgesellschaft
6 ITK im Mittelstand
7 ITK im Gesundheitswesen
8 Verbraucherfreundliche ITK
Auch sollen bei dem IT-Gipfel konkrete praxisorientierte Initiativen herauskommen, betont Dr. Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer Bitkom. Genaueres wurde nicht verraten.
IT-Gipfel der Bundesregierung zu technisch?
Studie “Zukunft digitale Wirtschaft”
In einem offenen Brief fordern derzeit 395 Unterzeichner aus Nichtregierungsorganisationen und Universitäten eine stärkere Öffnung des IT-Gipfels für andere gesellschaftspolitische Gruppen.
Nach der Meinung der Unterzeichner sei der Gipfel zu technisch und wirtschaftlich ausgerichtet und beschäftigt sich zu wenig mit gesellschaftspolitischen Fragen wie Meinungsfreiheit und Datenschutz im Internet, Verbraucherschutz bei E-Commerce, Bürgerbeteiligung beim E-Government, freie Software und offene Publiktionsmodelle.
Weiterhin kritisieren die Unterzeichner in dem offenen Brief die selektive Einladungspolitik, die als “Ausgrenzung der deutschen Zivilgesellschaft vom deutschen IT Gipfel” verstanden wird. Lediglich ein Vertreter des Verbraucherschutzverbandes sei eingeladen, der die Belange der Zivilgesellschaft mit abdecken solle.