Wohlfahrts-Laptops fördern Mobile ComputingBusiness-Fortschritt durch Billig-Notebooks
Die Bereitstellung von billigen Laptops für sozial benachteiligte Kinder könnte erfreuliche Nebenwirkungen auch für Firmenkunden und deren “Shareholder value” haben.
Das OLPC-Gerät – neuer Auftrieb für Telearbeit?
Wohlfahrts-Laptops fördern Mobile Computing
Zu Zeiten schlaffer Wachstumszahlen bei den PC-Verkäufen ist der taiwanische Notebook-Hersteller Quanta darauf eingerichtet, 10 Millionen Systeme innerhalb von 12 Monaten zu bauen. Diese sollen ein Format haben, welches das Kostenmodell von Laptops radikal ändert. Wahrscheinlich kennen Sie ihn als den “100-Dollar-PC” und bringen ihn mit wohltätigen Bestrebungen für die technisch Benachteiligten dieser Welt in Zusammenhang. Dennoch könnte das Aufkommen sehr preisgünstiger PCs einen wesentlichen Effekt auf die mobile EDV im Geschäftsleben und darüber hinaus haben.
Web 2.0, erhöhte Transportkosten und WebServices haben schon den Grundstein dafür gelegt, den alten Traum von der Telearbeit wieder zum Leben zu erwecken, weiß Technik-Tendscout Joachim Graf. Die Billig-Laptops könnten aber noch mehr dazu beitragen.
Der 100 Dollar PC hat seine Wurzeln in dem gemeinnützigen Verein One Laptop Per Child – (OLPC – Ein Laptop pro Kind) dessen geistiger Vater Professor Nicholas Negroponte vom MIT (Massachusetts Institute of Technology) war. Viele Leute haben dieses Konzept bereits auf den Müll der Computerhistorie geworfen und vom Gefühl her gehörte auch ich dazu. Eine Reihe von Ereignissen der jüngsten Zeit lassen mich nun jedoch glauben, dass – selbst wenn das Projekt kein Riesenerfolg wird – es einige interessante Elemente in sich birgt, die die Aufmerksamkeit von Computerherstellern und deren Kunden verdienen.
Pünktlich und günstig
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Zum einen scheint der 100-Dollar-PC tatsächlich Realität zu werden. Heutzutage, da wir jahrelange Verzögerungen ertragen müssen, ist die termingerechte Fertigstellung eines Projekts immer beeindruckend und das, womit wir es hier zu tun haben, soll ab Ankündigung in nur zwei Jahren lieferfertig sein.
Negroponte hat den Plan 2005 angekündigt und in diesem Monat teilte Quanta dem taiwanischen IT-Newsdienst Digitimes mit, dass man innerhalb von 12 Monaten und ab Anfang 2007 10 Millionen Stück produzieren will.
Herauskommen wird dabei ein widerstandsfähiger Laptop mit 500-MHz-Prozessor, der mit Linux läuft, Wi-Fi und eine Kamera hat sowie drei USB-Slots und einen SD-Slot. Es gibt keine Festplatte aber 128 MByte RAM und 512 MByte Flash-Memory. Der Dual-Mode Bildschirm ist schwarz-weiß im Freien und farbig im Haus. Ein Webbrowser und die üblichen Anwendungen wie Textverarbeitung usw. werden dazugepackt, und der Stromverbrauch liegt bei etwa einem Zehntel eines kommerziellen Laptops. Das System kann entweder per Handkurbel oder einem Generator betrieben werden.
Das System, übrigens auch als 2B1 bekannt, wird keinen internen Massenspeicher und keine wiederaufladbare Batterie haben, doch es wird so aussehen und sich so verhalten wie die heute handelsüblichen Laptops, die Hunderte Euros mehr kosten.
Nörgler halten es nicht auf
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Trotz diesem beeindruckenden Fortschritt gibt es jede Menge Nörgler. Michael Robertson, Gründer des Anbieters Linspire für Linux Desktop Software, verglich den 100-Dollar PC mit der “Muffin”-Episode der amerikanischen TV-Komödienserie Seinfeld, wo Elaine eine Bäckerei öffnen will, die nur die oberen Teile des Gebäcks verkaufen soll und die “Stumpen” am unteren Ende als karitative Geste loswerden möchte – was natürlich nicht funktioniert.
Und es gibt noch viele weitere Streitigkeiten unter denen, die jeweils etwas zu gewinnen oder zu verlieren haben. So glauben beispielsweise Microsoftie Bill Gates und Intel-Steuermann Craig Barret, dass man einen etwas vollwertigeren PC braucht: “Wenn die Leute sich den Computer teilen müssen, wenn eine Breitbandverbindung aufgebaut werden muss und jemand vor Ort sein muss, um dem Nutzer beim Support zu helfen – du lieber Himmel – dann nehme man doch gleich einen anständigen Computer, auf dem man den Text auch lesen kann und man nicht dasitzt und beim Tippen die Kurbel drehen muss”, soll Gates gesagt haben. Aber in Anlehnung an die Worte von Mandy-Rice Davis – Englands Skandalgirl Nr. 1 in den 60er Jahren: “Das muss er ja wohl sagen, oder?”
Drückt die Preise!
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Andere haben gemeint, dass der 100-Dollar-PC auch 150 Dollar kosten könnte.
Vielleicht haben sie Recht aber da Mobilität, lange Lebensdauer der Batterie, drahtloses Arbeiten und browserbasierter Zugriff auf Anwendungen irgendeines Web-Dienstes oder “Ferncomputers” wie neuerdings bei Amazon für immer mehr Berufstätige entscheidende Kriterien sind, werden sehr viele Menschen den Fortschritt des 100-Dollar-Laptops beobachten.
Und vielleicht die Preise bei den Herstellern noch weiter nach unten drücken.