CMS mit ASP.NET
Content Management für Windows-Server

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Die Kandidaten

CMS mit ASP.NET

Mit einem Programmierbeispiel fing alles an. Mit Ibuyspy.com wollte Microsoft zeigen, wie man mit ASP.NET ein Webportal inklusive Shop aufbauen kann. Das Beispiel hatte durchschlagenden Erfolg. Einige Open-Source-Enthusiasten stürzten sich darauf und entwickelten es weiter. Heute sind im Netz um die 15 Open-Source-Content-Management-Systeme auf der Basis von ASP.NET zu finden. Acht davon werden noch weiterentwickelt.

Alle Kandidaten werden im lokalen Netzwerk auf Windows XP Professional installiert. Das ist im Test schwieriger als erwartet. Keines der Programme lässt sich auf Anhieb fehlerfrei installieren. Irgendeine kryptische Fehlermeldung des Internet Information Servers muss immer entschlüsselt und behoben werden. Cuyahoga liefert zwar ein Installationsskript mit, das läuft aber leider auch nicht fehlerlos, sondern versucht in einer Endlosschleife immer wieder erfolglos, eine Datenbank anzulegen. Die drei Kandidaten, die sich der Installation am hartnäckigsten widersetzen, scheiden schließlich aus Usability-Gründen aus dem Test aus: Mojoportal, Cuyahoga und Omniportal. Die verbliebenen fünf CMS stellen die Redakteure in diesem Vergleichstest gegenüber: AxCMS, Dotnet Nuke, NDCMS, Rainbow und Umbraco.

AxMS von der Fürther Axinom GmbH ist zwar keine Open Source, kann aber kostenlos genutzt werden. Das Programm wird teilweise im Quellcode ausgeliefert. Dieser darf geändert, aber nicht weitergegeben werden. Dafür bietet Axinom erstklassigen Support in deutscher Sprache zu fairen Preisen und kann sehr gute Referenzen vorweisen. Unterm Strich überwiegen deutlich die Vorteile, so dass Internet Professionell AxCMS in den Test aufgenommen hat, obwohl es streng genommen nicht quelloffen lizenziert ist.

Dotnet Nuke ist das Flaggschiff unter den Open-Source-CMS-Systemen auf Microsoft-Basis. Das Programm erinnert nicht nur im Namen an PHP-Nuke, es ist auch ähnlich aufgebaut. Schon auf den ersten Blick kann das Projekt durch Zahlen beeindrucken: Die Downloads bei Sourceforge gehen in die Millionen, die Installationen bewegen sich in den Hunderttausenden.

Die anderen Kandidaten können derart große Zahlen nicht vorweisen. Umbraco tritt mit dem Anspruch an, besonders benutzerfreundlich zu sein. Das Gleiche behaupten Windows-Fans gerne von ihrem Betriebssystem. Im Praxistest ist davon allerdings nichts zu spüren. Die CMS-Systeme auf der Basis von ASP.NET sind kein bisschen einfacher zu installieren als ihre Konkurrenten unter Lamp, die sich in der Vergangenheit bereits einem Vergleichstest in Internet Professionell stellen mussten.

Pustekuchen: Office-Integration

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Windows als Programmierbasis ist unter Puristen der Open-Source-Szene verpönt. Andererseits stellt Microsoft mehr und mehr Werkzeuge kostenlos zur Verfügung. Warum sollte man die nicht nutzen? Mit ASP.NET, dem SQL Server Express und dem Visual Web Developer Express Edition haben Entwickler erstklassige Werkzeuge in der Hand, um Web-Anwendungen zu programmieren. Und sie nutzen sie. »Dass dabei Open Source herauskommt, damit hat Microsoft kein Problem«, erklärt Bernhard Frank, Technologieberater bei Microsofts Developer Platform & Strategy Group. Mit dem Dotnet-Nuke-Projekt arbeiten die Redmonder sogar aktiv zusammen.

Microsoft wirbt damit, Lösungen aus einem Guss zu bieten, mit Modulen, die nahtlos ineinander greifen. Davon sind die Open-Source-CMS auf Microsoft-Basis allerdings noch weit entfernt ? aber die stammen ja auch nicht von Microsoft selbst. Zwar will Axinom in die nächste Version von AxCMS Microsoft Word als Editor einbinden. Aber das wird noch bis nächstes Jahr dauern. Und wer glaubt, Access-Datenbanken, Excel-Tabellen und Word-Dateien mit einem Dotnet-CMS im Handumdrehen online stellen zu können, muss sich auf eine herbe Enttäuschung gefasst machen. Was den integrierten Datenfluss angeht, sind die getesteten Systeme auch nicht weiter als ihre Konkurrenten aus dem PHP-Lager. Das ist die erste echte Überraschung in diesem Test, denn gerade diese Feature wird oft als einer der entscheidenden Vorteile der ASP.NET-CMS genannt.

Und bei der Installation zeigt sich, dass es vorteilhaft ist, Open-Source-Systeme auch auf einer Open-Source-Plattform zu installieren. Denn es gibt zwar kostenlose Werkzeuge von Microsoft wie den SQL Server Express oder Visual Web Developer 2005 Express Edition. Aber dadurch, dass es beide Produkte auch noch in kostenpflichtigen Varianten gibt, erhöht sich die Anzahl der unterschiedlichen Versionen.

Datenbank konfigurieren

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Bis auf Rainbow laufen alle CMS in diesem Test unter ASP.NET 2.0. Auf dem Testrechner sind beide ASP.NET-Versionen parallel installiert. Welche Version verwendet werden soll, kann im Internet Information Server für jedes Web einzeln eingestellt werden. Das funktioniert im Test problemlos.

Abgesehen von NDCMS setzen alle getesteten Systeme als Datenbank den MS SQL Server ein, der in der 2005-Express-Version zum Einsatz kommt. Wo das CMS seine Datenbank findet, teilen die Tester ihm in der Datei web.config mit, in der der IIS die Einstellungen für das jeweilige Web aufbewahrt.

Alle Programme im Test können mit mehr oder weniger Aufwand zur Zusammenarbeit mit anderen Datenbanken überredet werden. Vorbereitete Verbindungsparameter finden die Tester aber nicht.

Damit Websites mit ASP.NET funktionieren, muss der Systembenutzer mit dem Namen ASPNET Zugriff auf die Seiten haben. Auf dem Testrechner ist dieses Benutzerkonto zunächst nicht vorhanden. Erst als ASP.NET erneut installiert wird, taucht das Konto auf. Die Zugriffsrechte auf Ordner oder Dateien lassen sich per Kontextmenü detailliert einstellen. Wer in den Ordner-Eigenschaften auf Sicherheit klickt, kann dort genau bestimmen, welcher Benutzer Inhalte des Ordners lesen oder ändern darf. Sollte der Karteireiter Sicherheit nicht zu sehen sein, schalten Sie im Windows-Explorer unter Extras, Ordneroptionen unter dem Reiter Ansicht die Einfache Dateifreigabe ab. Unter Windows XP Home können die detaillierten Zugriffsrechte nur per Kommandozeile oder im abgesicherten Modus eingestellt werden.

Dotnet Nuke 04.00.03

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Dotnet Nuke ist das Flaggschiff unter den Open-Source-Content-Managern auf Basis von ASP.NET. Wer sich gründlich einarbeiten will, findet Hilfe in Fachbüchern und bei der deutschen Fangemeinde unter Dnnportal.de. Das passende Hosting-Paket zum CMS gibt es unter dotnetnuke hosting.de schon ab fünf Euro pro Monat. Dort können Sie auf Anfrage auch eine Live-Installation ausprobieren. Im Test installieren die Autoren das Starterkit, das neben dem Grundgerüst auch Wizards enthält, die mit wenigen Mausklicks komplette Muster-Portale einrichten. 20 Vorlagen werden mitgeliefert, die sich aber oft nur durch die Farbgebung unterscheiden. Sehr gelungen ist die integrierte Bearbeitungsfunktion: Wer als Admin angemeldet ist, bekommt zu jedem Seitenelement ein Kontextmenü mit Bearbeitungsoptionen zu sehen, sobald er mit der Maus ein kleines Symbol am Element berührt.

Wer kostenpflichtige Dienste anbieten will, wird sich über die 22 Bezahlschnittstellen freuen. Das leistet sonst kein CMS in diesem Test. Wer Geld verlangt, muss aber auch reibungslose Abläufe bieten, Fehlermeldungen sollten die Kunden nicht zu sehen bekommen. Das zu vermeiden hilft die Alarmfunktion des Programms. Ist diese eingeschaltet, sendet Dotnet Nuke dem Admin automatisch eine E-Mail, sobald ein Skript des Systems auf einen Fehler läuft.

Fazit. Als Open-Source-Portal auf Windows-Basis ist Dotnet Nuke e
rste Wahl. Die Software selbst und die dahinter stehende Community mit ihrem hervorragenden Support wissen zu gefallen.

Ranking: 82 Prozent
Hersteller: Perpetual Motion Interactive Systems (PMI)

AxCMS 6.0.0

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Zu den Referenzen von AxCMS gehört die Microsoft-Seite Windowszone.de und der internationale Schreibgerätehersteller Staedtler, der gleich 42 Sites in mehreren Sprachen mit AxCMS verwaltet. Dabei hilft der detailliert ausgearbeitete Workflow, der Aufgaben an die Benutzer verteilt und für Redaktion wie Übersetzung genutzt werden kann. AxCMS wird gleich doppelt installiert: einmal als Redaktionssystem zur Content-Pflege und einmal als Live-System zur Veröffentlichung. Durch diese saubere Trennung (Staging) kann man das Redaktionssystem im eigenen Büro installieren und das Live-System beim Webhoster. Das spart Traffic, beschleunigt die Arbeit in den Redaktions-Modulen und erhöht die Ausfallsicherheit. Zudem können auch größere Änderungen an der Website durchgeführt werden, ohne dass die Kunden ein Baustellenschild zu sehen bekommen. Staging bietet in diesem Test nur AxCMS.

Die Installation von AxCMS ist nicht leicht. Der Installationssupport des Herstellers ist daher zu empfehlen. Die ersten 15 Minuten des Supports sind kostenlos, danach werden pro Viertelstunde 15 Euro fällig. Die Tester lassen sich auf diese komfortable Weise helfen und sind nach einer guten Stunde mit der Installation fertig. AxCMS ist kein Open-Source-System, aber der Hersteller Axinom gibt es kostenlos ab. Verdient wird nur am Support.

Fazit. AxCMS ist das professionellste System in diesem Test. Wer nicht auf Open Source besteht, kann mit diesem kostenlosen CMS auch große Webprojekte stemmen.

Ranking: 78 Prozent
Hersteller: Axinom

Rainbow 2006

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Das Rainbow-Portal baut auf Microsofts Ibuyspy auf. Der CSS-Zengarden gehört zu den ästhetisch ansprechendsten Webseiten, die es gibt. Einige der Vorlagen daraus haben die Rainbow-Entwickler in ihr Programm eingebunden. Bei den Modulen sind die Rainbow-Entwickler besonders fleißig. Allein 75 Module werden im Standard-Release mitgeliefert, 23 zusätzliche zählen die Tester auf der Projekt-Seite.

Mit den Rainbow-Modulen können die Redakteure Veranstaltungen ankündigen und einen Kalender einbinden. Der Website-Betreiber unterhält seine Besucher mit Fotoalben, Puzzles, Comics und Quizspielen und informiert sie mit Börsentickern, Wetterberichten, FAQs und dem Kartendienst Mapquest. Damit die Surfer sich zurechtfinden, stehen Module für Breadcrumbs, Sitemaps und Volltextsuche zur Verfügung. Und damit auch der Admin nicht zu kurz kommt, kann er Datenbanken mit dem Backup-Modul sichern und Benutzern im Blog erzählen, wie schwer er es hat. Rainbow bringt einen praktischen Datenbank-Installer in VB-Script mit. Wer wissen will, ob das Ganze bei den Kunden ankommt, kann diese mit dem Umfrage-Modul oder dem Discussion-Modul zu Wort bitten. Ein Gästebuch steht ohnehin zur Verfügung. Vielleicht sind die Kunden ja sogar begeistert? Für den Fall binden die Tester das Empfehlungs-Modul ein.

Fazit. Ästheten installieren Rainbow mit einer der Zengarden-Vorlagen. Wer Spezialfunktionen sucht, darf sich bei den zahlreichen Modulen des Portals bedienen.

Ranking: 52 Prozent
Hersteller: The Rainbow Team

Umbraco 2.1.3

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Ob Umbraco so benutzerfreundlich ist, wie die Entwickler behaupten, kann jeder online überprüfen. Unter demo.umbraco.org/umbraco steht eine Live-Installation zum Ausprobieren bereit. Der fehlen allerdings ein paar Funktionen. Das ist verständlich, denn ein CMS mit allen Rechten online für jeden zu öffnen, wäre geradezu eine Einladung für kriminelle Cracker.

Auch an anderen Stellen im System sind gute Ansätze zu sehen, die aber noch nicht perfekt umgesetzt sind. So gibt es einen Configuration-Wizard, der das System vor der Installation überprüft, wie es auch die Systeme Mambo/Joomla, CMS Madesimple und Xaraja aus dem PHP-Lager tun. Umbracos Wizard merkt, wenn die Datenbankverbindung nicht stimmt, und informiert den Benutzer. Andere ASP.NET-Programme fallen hier auf die Fehlermeldungen des ASP.NET-Systems zurück. Leider bringt aber der Configuration-Wizard die Installation nicht ganz zu Ende, ohne sich mit einer IIS-Fehlermeldung zu verabschieden. Fairerweise sei aber angemerkt, dass sich kein einziges CMS in diesem Test installieren lässt, ohne dass die Tester Fehlermeldungen des Internet Information Servers enträtseln und per Hand beseitigen müssen. Gut gelöst ist die Paketverwaltung mit UMB-Dateien. Damit können komplette Websites oder Teile davon im CMS installiert werden, wie man es unter Windows mit einer setup.exe-Datei macht.

Fazit. Das Umbraco-Team hat gute Ideen. Im Test zeigt sich aber, dass die Ideen noch nicht perfekt umgesetzt sind.

Ranking: 37 Prozent
Hersteller: Umbraco

NDCMS 0.4rc1

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NDCMS ist einfach zu installieren und zu administrieren. Da es auch einfach aufgebaut ist, beschränkt es sich auf die nötigsten Funktionen. Der mitgelieferte Beispiel-Content umfasst nicht mehr als eine Hallo-Welt-Seite mit Kopf- und Fußzeile. Vorlagen werden nur im Quelltext bearbeitet. Abschnitte und Seiten können im Content Manager erzeugt, angeordnet und bearbeitet werden. Immerhin steht für die HTML-Seiten selbst ein einfacher Wysiwyg-Editor zur Verfügung.

Mit NDCMS lässt sich ein einfaches Webprojekt durchaus bearbeiten. Und man muss das auch nicht alleine tun, denn NDCMS verfügt auch über eine einfache Benutzer- und Rollenverwaltung. Vier Rollen sind vorgegeben: Human Resources, Marketing, Operations und Sales. Rollen können zu Abschnitten der Website oder einzelnen Seiten darin zugeordnet werden.

NDCMS müssen die Tester unter C:\Inetpub\wwwroot installieren, da es absolute Pfadangaben verwendet. Obwohl in den Systemanforderungen ASP.NET 1.1 genannt wird, läuft das System im Test klaglos unter der Version 2.0. NDCMS bringt eine eigene Access-Datei mit, auf die es mit Hilfe der Datenbankschnittstelle MaxVirtual.Data zugreift (sourceforge.net/projects/maxvirtual). Leider wird die MaxVirtual.Data-Schnittstelle schon seit zwei Jahren nicht mehr weiter entwickelt.

Fazit. Mehr als die absoluten Grundfunktionen des Content-Managements hat NDCMS nicht zu bieten. Empfehlenswert ist es höchstens für Minimalisten.

Ranking: 12 Prozent
Hersteller: Timothy Bell

Testsieger

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Dotnet Nuke 04.00.03

Dotnet Nuke ist ein ausgereiftes CMS mit einer praktischen Admin-Oberfläche. Hosting-Angebote, Community-Support und Bücher stehen dem Einsteiger hilfreich zur Seite. Vorlagen erleichtern das Design, eine Rollen- und Benutzerverwaltung das Teamwork. Für kommerzielle Websites bringt das System 22 Bezahlschnittstellen mit. Und sollte mal etwas schief gehen, alarmiert Dotnet Nuke den Admin automatisch per E-Mail.

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