IT-Werbung – Viel Rauch um Nichts
Lügen, nichts als Lügen und IT-Gewäsch

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Was bringen Fallstudien?

IT-Werbung – Viel Rauch um Nichts

Die Kunden lieben Fallstudien, hat mir kürzlich ein PR-Mensch erzählt. Das ist zweifellos wahr – aber es hängt eine Menge davon ab, wie viel Informationen diese Studien liefern, um wen es dabei geht und in wie weit sie geschönt sind. Wer möchte nicht gern eine kompromisslose Fallstudie über die Aktivitäten des texanischen IT-Dienstleister Electronic Data Systems (EDS) bei der Behörde für Kindesunterhalt (Child Support Agency)) lesen?

Es mag vielleicht boshaft klingen aber häufig gelingt es den Unternehmen nicht, aus den Fehlern anderer zu lernen, weil die Einzelheiten nicht publik gemacht werden. Wie wäre es mit einer Konferenz über “Große IT-Katastrophen und was wir aus ihnen gelernt haben?” oder “Warum versagt die IT der Regierungsbehörden so häufig?” Gibt’s dafür irgendwelche Sponsoren?

Ein Teil des Problems ist, dass Unternehmensfehler nicht nur teuer sind sondern auch wirtschaftlich sensibel. Was also ist zu tun? Akzeptieren, dass mit der Dampfplauderei genauso Schluss sein muss wie die alten Enron-Aktien auf den Müllhaufen gehören. Man nenne mich einen Marxisten (was ich nicht bin) aber ich mag noch eher das ziemlich neue Buch von Francis Wheen, der für das britische Satiremagazin Private Eye schreibt und das den Titel trägt: How mumbo-jumbo conquered the world (ungefähr: Wie leeres Gewäsch die Welt eroberte)

Wie Gewäsch die Welt erobert

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Die zentrale Prämisse des Buches ist, dass die moderne Welt voll gepackter denn je mit Hochstaplern und Illusionisten ist, die unseren Wunsch, gut formuliertem Unsinn auf den Leim zu gehen, gnadenlos für sich ausbeuten.

Alternative Therapeuten, Astrologen, ein ganzes Sammelsurium von sich prostituierenden Pseudo-Geistlichen, Politikern und Wirtschaftswissenschaftlern bekommen von Mr. Wheen gehörig eins übergebraten. Es ist die Art Buch, die jede westliche Nation genauso spaltet wie US-amerikanische Wahlen. Rationalisten gegen den Rest.

Aber was dem Buch fehlt ist ein nettes Kapitel über die IT-Industrie. Wenn es darum geht, Wahrheit und Realität miteinander abzugleichen und ihr eigenes exklusives linguistisches System zu erschaffen, steht die IT-Industrie an vorderster Front.

Ja, wir brauchen Namen und Schlagworte, um uns von neuen Produkten aufreizen zu lassen, aber sollten einige nicht gleichzeitig Hinweise bezüglich gesundheitlicher Risiken enthalten? Es gibt Marketing und dann gibt es Hypermarketing (Marketing über Internet). Warum täuschen so viele Unternehmen vor, dass der Marketingslogan das Äquivalent für einen gut eingeführten Zweig der Computerwissenschaft ist? Vielleicht – wie Francis Wheen vorschlägt – gibt es dafür dort draußen viele willige Zuhörer.

Lieber Voodoo als Werbung

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Technologie, die “on demand” (auf Anforderung) verfügbar ist, klingt besser als Technologie, die es nicht ist. Und Geräte mit “Intel Inside” – mit einem wirklich nervenden bing-bong-bing-Geräusch danach deutet wahrscheinlich mehr auf Genialität hin als AMD&aposs hmmmmm….Abwesenheit im Innenleben der Gerätschaften. Falsch.

Die gute Nachricht ist, dass das Marketing, welches in den 80er und 90er Jahren funktionierte, nicht mehr zeitgemäß sein könnte. Dankenswerterweise schicken einige Vorstandsetagen den Jargon in die Wüste und fordern Beweise für die Kapitalerträge (ROI Return on Investment). An der Stelle setzt der echte Bedarf an Fallstudien ein. Ich erinnere mich, dass ich mit einem Anbieter von Voice over IP (VoIP)-Systemen gesprochen habe, der über diese Veränderung jammerte und meinte, “dass die Kunden vom ROI besessen sind und wir den Nutzen einfach nicht so leicht nachweisen können”. Danken wir also Gott für diesen neuen Pragmatismus.

Natürlich gibt es in allen Industriebereichen einen speziellen Jargon, um die Fantasie der Käufer zu erobern und anzuheizen aber wir können dem dot.com Crash nur dankbar sein, dass er mit den schlimmsten Exzessen auf dem IT-Sektor Schluss gemacht hat. Dennoch werden die IT-Käufer noch immer auf eine vernünftigere Darstellung der Nachhaltigkeit der Versprechungen drängen müssen.

Ansonsten bliebe uns noch, eine neue Technologie per Wünschelrute oder Voodoo-Zeremonie auszuwählen. Zumindest würde dies Vorstandssitzungen etwas lebendiger gestalten.

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