IT-Hardware unter extremen Bedingungen
Pan Americana
Der Härtetest
IT-Hardware unter extremen Bedingungen
Sand, Schotter und Teer das waren die Zutaten für einen der wohl ungewöhnlichsten PC-Professionell-Tests überhaupt: Auf einer Tour quer durch zwei Kontinente, immer der Pan Americana folgend, testete PCpro IT-Hardware.
Die Pan Americana umfasst ein Straßennetz von 43 000 Kilometern, das Nord- und Südamerika verbindet. Auf der längsten Nord-Süd-Route der Welt bringt man eine Strecke von rund 23 000 km hinter sich, durchquert dabei insgesamt 17 Länder und bewegt sich durch vier Klima- und sechs Zeitzonen. Wer sie in Rekordzeit befahren will, wie das deutsches Fahrradteam des Extremsportlers Joachim Franz, braucht vor allem eins: zuverlässiges Equipment.
Das gilt auch für Computer-Hardware, die bei jeder Expedition zur Grundausstattung gehört. Notebooks, Videokameras, Digicams und sogar ein Drucker reisten verstaut in den Begleitfahrzeugen der Radfahrer mit. Für PC Professionell eine einmalige Gelegenheit, die Zuverlässigkeit der IT-Hardware unter extremen Bedingungen zu testen. Uns interessierten besonders der Drucker, ein Kyocera FS-920, und die Toughbooks CF-18 und CF-51 von Panasonic.
Halten die Geräte 34 Tage Dauererschütterung, Klimaschwankungen und Staub aus? Ein Frage, die auch im Alltag von Relevanz ist. Denn Hardware wird auch jenseits der klimatisierten Bürowelt eingesetzt. Arbeitsplatzdrucker finden sich auch in Werkstatthallen oder Fertigungsstraßen. Und oft setzen Anwender Notebooks unbeabsichtigten Härtetests aus, weil sie die Geräte im Auto liegen lassen in brütender Hitze und eiskalten Nächten.
Radeln gegen Aids
IT-Hardware unter extremen Bedingungen
Die Extremfahrradtour stand im Zeichen der Aids Awareness. Fast in jedem Staat, durch den die Tour führte, hielten Teamvertreter eine Pressekonferenz, um die Tour und das Aidsproblem ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Viel Zeit für Pressearbeit blieb nicht, denn die sechs Fahrradfahrer traten im Schichtbetrieb Tag und Nacht in die Pedale, um auch tatsächlich die 23 000 Kilometer in 34 Tagen zu erreichen ein Schnitt von über 28 Kilometern pro Stunde, Tag für Tag, rund um die Uhr.
Die Hardware steckt in einem Medienfahrzeug, genauer gesagt: einem auf Geländetauglichkeit getrimmten VW Multivan. Mit Vierradantrieb, aufgebockt für mehr Bodenfreiheit und ausgestattet mit Klimaanlage und zur Liegefläche umklappbaren Sitzen, bot er selbst in unwirtlichen Gegenden ein wenig Komfort für Mensch und Gerät.
Stichprobentests vor Ort
IT-Hardware unter extremen Bedingungen
In Puebla, einer Großstadt knapp130 Kilometer südlich des Molochs Mexico City, stieß PC-Professionell-Redakteur Oliver Jendro zum Expeditionsteam. Vereinbart war, dass der Redakteur den Fahrradtross im Medienfahrzeug zwei Tage lang begleiten und die Hardware testen sollte bis an die Grenze nach Guatemala.
Doch wie so oft bei Expeditionen: Es kommt anders als geplant. Nach rund 200 Kilometern bleibt das Medienfahrzeug mit defekter Kupplung liegen. Mit viel Feingefühl wird der Bus ohne Kupplungseinsatz in die nächste VW-Werkstatt bugsiert. Dort stellt sich heraus: Die Kupplungsscheibe zum Allradradantrieb ist blank gerieben. Schlechte Pisten, hohe Zuladung und ein Anhänger im Schlepp forderten ihren Tribut. Mit viel mexikanischem Improvisationstalent ist das Fahrzeug nach knapp 28 Stunden wieder flott.
Unterspülte Straßen und Schlaglöcher
IT-Hardware unter extremen Bedingungen
Um die Fahrradfahrer inklusive Begleitfahrzeuge wieder einzuholen, musste das Medienteam einen nächtlichen Husarenritt absolvieren. Zwar ist die Pan Americana in Mexiko im Gegensatz zu Alaska durchgängig asphaltiert, aber mit einigen Besonderheiten gespickt, die bei Fahrern für feuchte Hände sorgen: Unterspülte Straßen sind wegen der tropischen Regenstürme keine Seltenheit, Schlaglöcher gehören zum Straßenbild.
Eine mexikanische Spezialität sind die »Topes«, die Gegenstücke zu Schlaglöchern: mächtige, aufzementierte Bodenschwellen. Wer schneller als mit Schritttempo über die zu Deutsch »schlafenden Polizisten« fährt, sieht mit etwas Pech wahlweise seine Ölwanne oder seinen Auspuff im Rückspiegel. Für den PC-Professionell-Redakteur eine unfreiwillige Gelegenheit, die Hardware auf ihre Schüttelfestigkeit zu testen ein PCpro-Hardware-Test der anderen Art.
Hardware-Test extrem
IT-Hardware unter extremen Bedingungen
Das Medienteam fixierte seit Alaska Notebooks, externe Festplatten, Akkuladegeräte mit Klettbändern am Tisch des VW-Transporters. Der Kyocera FS-920 stand im Fußraum, eingekeilt zwischen Steckdosen, Essen und Trinkwasserbehälter und wurde kräftig durchgerüttelt. Laut Kameramann Lars Stockmann-Olsen ist das aber gar nichts: »Der Dayton Highway in Alaska ist ein einziger Schotterhaufen, und den fuhren wir aufgrund von Terminproblemen teilweise mit über 100 Sachen«. Trotzdem liefen Drucker und die Notebooks ohne Probleme. Es war keine nennenswerte Abweichung von fabrikneuen Seriengeräten festzustellen.
Auch die klimatischen Bedingungen waren für Hardware außergewöhnlich: Vom Tropenklima bis hin zur dünnen Höhenluft im Gebirge den Geräten blieb nichts erspart. Zwar lief die Klimaanlage rund um die Uhr, da aber die Fotografen und Filmer oft bei geöffnetem Fenster arbeiteten, ließ sich das Klima nicht aussperren.
Probleme bereitete laut IT-Beauftragtem der Tour, Dirk Schuchard, der Papiereinzug des Kyocera: »Das Papier war zu feucht, uns blieb in den Tropen nichts anderes übrig als über den Einzelblatteinzug zu drucken.« Besonders lästig: Die Fehlermeldungen des Druckers werden über blinkende LEDs ausgegeben. Anhand der Blinkfolge soll der Anwender den Fehler erkennen können. Da aber das Handbuch nie in Griffweite war, blieb nur Rätselraten, ob der Kyocera aufgrund eines Papierstaus oder aus Tonermangel den Dienst versagte. Auch der etwas schwergängige Tonerwechsel wurde vom Team bemängelt.
Durch die Wüste
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Die hohe Staubbelastung etwa in den Wüstengebieten Chiles (Desierto de Atacama) setzte auch den im Wageninneren relativ geschützen IT-Geräten zu. Am Ende der Tour verklemmte Staub die beiden Bedientasten des Kyocera FS-920. Eine permanente Fehlermeldung des Druckers war die Folge. Das Problem löste der Techniker aber kurzerhand durch eine gründliche Reinigung der Gerätetasten vor Ort.
Die Panasonic-Toughbooks liefen bis zum Ende der Expedtion störungsfrei, konnten allerdings nicht so eingesetzt werden wie geplant. Während der Tour sollten High-Definition-Videos für die Presse aufbereitet werden. Doch für Videoschnitt in TV-Qualität waren beide Notebooks zu schwach weder CPU noch RAM reichten für flüssiges Arbeiten aus. Die Notebooks wurden daher fast ausschließlich für die Bildbearbeitung verwendet.
Alles in allem lässt sich sagen: Während die Fahrradfahrer am »Ende der Welt« in Ushuaia, Argentinien, am Ende ihrer Kräfte waren, ging es Druckern und Notebooks vergleichsweise gut und hätten vermutlich auch noch eine Tour zurück nach Alaska geschafft.
Nachtest im Labor
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Direkt aus Übersee traf der Kyocera FS-920 bei PCpro ein. Die Labormitarbeiter nahmen den Drucker unter die Lupe. Ergebnis: Während des Drucks fällt ein starkes Klackgeräusch auf, vermutlich ein loses Bauteil im Papiertransport.
Trotzdem: Keine signifikanten Abweichungen der Druckleistung im Vergleich zum Serienmodell. Sowohl Druckgeschwindigkeit als auch Qualität haben sich nicht verschlechtert.