Herdentrieb in der IT
IT Käufer müssen auf die Fakten sehen

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Herdentrieb in der IT

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Als ich mich neulich mit jemandem unterhielt, wurde ich daran erinnert, wie groß doch die Kontrolle der “Big Player” über den IT Markt in Wirklichkeit ist. Ich sprach über eine Firma, die sich auf Business Process Management (BPM) Systeme spezialisiert hatte. Ich benutze die Vergangenheitsform aus gutem Grund, da das Unternehmen vor ein paar Monaten entschieden hat, dass es nun wirklich reicht.

Die Firma hat ihre sieben Sachen zusammengepackt und ist in den Abendhimmel entschwunden. Ihr kapitales Verbrechen bestand darin, ein Prozessmanagement-System zu erfinden, das keine Middleware benötigt. Im Gegensatz zu allen anderen (zumindest nach meinem Wissen) hatte das Unternehmen die Middleware komplett umgangen und damit die Komplexität des Gesamtsystems verringert.

Der Grund dafür, dass die Firma es nicht geschafft hat, auf dem Markt eine Wirkung zu erzielen, war, dass jedem potentiellen Kunden das Verständnis dafür fehlte, warum die Middleware nicht notwendig war. All die großen IT Anbieter liefern oder arbeiten mit Middleware. Dieses neue Angebot warf die Frage auf, warum große Investitionen in Middleware notwendig sind. Und wenn eben ein System außerhalb der “Standard” Architektur arbeiten kann, müssten andere dazu ebenfalls in der Lage sein.

Beispiel MP3-Player

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Sei es wie es will, der wirklich erschreckende Gedanke dabei ist, dass die IT-Profis nicht in der Lage waren, die Technologie nach ihrer tatsächlichen Leistung zu beurteilen. Sie haben es vorgezogen, das alte architektonische Modell als die einzig gangbare Alternative zu betrachten. Aber es sind nicht nur die Profis, die solchen Unsinn verzapfen. Kürzlich las ich einen Bericht über die dominierende Rolle des iPod bei der MP3 Musik.
Wir haben es hier ganz klar damit zu tun, wie sich die Art und Weise des Marketings gegen die technische Funktionalität durchsetzt. Seit seiner Einführung leidet der iPod an Problemen bei den Batterien – es gab viele Beschwerden über leere Batterien und lange Wartezeiten, bis sie wieder aufgeladen waren.
Nicht, dass dies die Leute davon abhalten würde, iPods zu kaufen – ihnen fehlt einfach der Blick über den Tellerrand hinaus – ein schickes Design und das “Renommee” die neueste Technologie, die einfach ein “MUSS” ist, zu besitzen, reichen, um sie glücklich zu machen.

Mein MP3 Player ist weder schick noch modisch aber er hat einige Vorteile. Auf halbem Wege über den Atlantik, wenn die iPods den Geist aufgeben, wechsele ich nur die Batterien aus (man braucht normale aufladbare Batterien der Größe AA). Wenn ich Auto fahre und auf eine bestimmte Datei zugreifen möchte, muss ich die Augen nicht von der Straße abwenden, denn er hat eine Sprachfunktion und liest mir die Dateinamen vor. Somit ist er zwar vielleicht nicht gerade der neueste Schrei, aber äußerst funktionell.

Die iPod-Verteidigung

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Die Welt der Musik für den Hausgebrauch ist nicht so weit von der Technologie für Unternehmen entfernt, wie es zuerst den Anschein haben mag. All zu oft erfolgen Kaufentscheidungen auf der Basis von Form und Aussehen anstatt der Funktionalität. Es wäre toll, wenn man davon ausgehen könnte, dass die Marktführer ihren Status dadurch erreichen, dass sie das “beste” Produkt hinsichtlich der Funktionalität haben. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Marketing macht Märkte. Das Einschwören auf die neuesten Trends schafft Märkte. Viel zu selten ist es gute Technologie, die einen Markt schafft.

Vielleicht sollten die IT Profis dazu gebracht werden, ihre Kaufentscheidungen mit etwas zu rechtfertigen, das nicht die Entschuldigung enthält, dass “schließlich jeder so was hat”. Ich werde dies in Zukunft als die iPod-Verteidigung* bezeichnen?

Anm.d. Red.: Unser britischer Kollege Martin bezieht sich hier auf die legendäre “Chewbacca-Verteidigung” aus der Zeichentrick-Serie South Park.

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