Präsentation und Halluzination.
Power Point verfeinert die Kunst der mittelalterlichen Folter
Präsentation und Halluzination.
Manchmal, wenn ich an einem Seminar teilnehme, in dem es um Speichertechnik geht, fühlt man sich, als würde man im Jahre 3056 nach Christus in eine Kantine wandern, wo der Roboter, der als Küchenchef fungiert, nicht genau erklären kann, was in den Soylent Green Kapseln eigentlich drin ist.
Eben eine völlige Gedankenverirrung.
Es ist wie eine Unterhaltung zwischen Henry VIII und einem neuzeitlichen Staatsbürger, der scharf darauf ist, den Lebensstil der Tudor-Dynastie nachzuempfinden. Aber solche Diskussionen finden häufig in der dunklen Ecke eines Zimmers statt, das von einer Power Point Präsentation heimgesucht wird, einer dieser Halbwelt zwischen Verzweiflung und Langeweile, und ich kann nie wirklich den Sinn davon kapieren.
Da gibt es solche Gesprächsfetzen wie:
Henry VIII: “Du sagst, dass du ein Pikeman bist?”
Pikenier: “Ja! Die Piken-Träger bilden das Rückgrat einiger Regimenter, es ist eine sehr ehrenvolle Rolle, die vollen körperlichen Einsatz und ein beträchtliches Maß an Durchhaltevermögen erfordert.”
Henry VIII: “Bete für Frieden; nur wenige deiner Mannen werden die zweite Schlacht überleben, aber wo ist deine Pike?”
Pikenier:” Die Pike selbst? Die werden an Wochenenden vom Regiment geliefert und von ein paar Einzelnen mit Dachträgern transportiert.”
Henry VIII: “Gepäckträger! Folter in der Sonne! Echt Amüsant. Aber primitiv und unsicher…”
Pikenier: ” Oh, Sicherheit spielt bei allem, was wir tun, eine große Rolle. Wie Sie wissen, kann man sich immer ein paar Minuten aus dem Kampfgetümmel raushalten, um Atem zu schöpfen. Von äußerster Wichtigkeit ist der Helm – ein Muss, wenn man auf dem Schlachtfeld als Pikenier fungiert. Die Sicherheitsvorschriften der Gesellschaft schreiben nunmehr angemessenen Metallschutz für den Kopf vor…”
Zumindest hätten der historische Verein Sealed Knot und seine Majestät der König einen gemeinsamen Sprachschatz. Aber man versuche einmal, ihn sich bei einem Treffen mit einem PR Manager für eine Software-Licensing Firma wie Qualcomm, vorzustellen.
PR Manager:” Unser Image ist natürlich unser größtes Problem”.
Henry VIII: ” Wenn der Künstler es unterlässt, zu schmeicheln, zahle ihn nicht”.
PR Manager:” Oh, mit der Kunstfertigkeit ist es schon lange vorbei. Wir haben natürlich noch immer Freelancer im Programmierbereich, aber sie entsprechen bekannten Standards. Wirklich, der Umsatz entsteht nur noch aus der Vermarktung von ?geistigem Eigentum?
Henry VIII:” Und es ist deine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Euer Standard bekannt ist?”.
PR Manager:” Genau!”
Völliges Aneinander-Vorbeireden, ohne dass es jemand merkt. Na gut, jetzt versuchen Sie mal, dem königlichen Zeitreisenden etwas über Serial ATA zu erzählen…